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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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zu Vladimers Zimmer gelegen hatte. Sie wusste, was nun unweigerlich geschehen würde, dennoch schrie sie weiter, weigerte sich, die Kugel im Fleisch, die Wunde, den Schmerz, den Schwall von Blut in der Kehle hinzunehmen.
    Sylvide schrie nicht. Sie klammerte sich kurz an Telmaine, drückte ihre Wange an Telmaines Schlüsselbein, ihr kunstvoll geflochtenes Haar strich über Telmaines Wange, ihr Hut kippte zur Seite und drohte herunterzufallen. Die Wucht der Kugel hatte ihr die letzte Luft aus den Lungen gepresst, und sie machte keinerlei Anstalten, erneut einzuatmen. Lautlos lösten sich ihre Arme von Telmaines Hals, und sie glitt langsam an ihr herab. Telmaine versuchte, ihre Freundin zu halten, doch sie hatte keine Kraft mehr in den Armen – sie fielen gemeinsam zu Boden. Sie spürte, wie die Macht des Lichtgeborenen ihr Bewusstsein durchkämmte – heiß und harsch, schürfend wie Sand – , und wartete nur noch darauf, ausgebrannt, vernichtet und getötet zu werden. Als das diamantene Bewusstsein hinter dieser Magie die Saat des Schattengeborenen streifte, nahm Telmaine plötzlich Erkenntnis, Schock und schließlich Reue wahr. ›Warum?‹ , wisperte sie, und mit einem Rauschen wie trockenes Getreide, richtete sich die andere Magie nach außen und löschte mühelos die Flammen. In Gedanken hörte sie noch ein letztes, sich entfernendes: ›Vergeben Sie mir. Sie waren es nicht.‹
    Vladimer tobte: »Lasst mich gefälligst los ! Sejanus! Janus , antworte mir! Loslassen, sag ich, Finger weg von meinem Arm.«
    Völlig verwirrt sagte jemand: »Er hat Sylvide erschossen . Warum nur?«
    Die Berührung nackter Haut fesselte Telmaines Aufmerksamkeit, richtete sich auf den letzten schwindenden Funken Lebenskraft in der Frau, die unter ihr lag. Sie stürzte sich auf diesen Funken, in den See aus Blut, den die Kugel auf ihrem Weg durch Sylvides Herz angerichtet hatte. Telmaine konnte das Ausmaß der Zerstörung kaum fassen. Unter Schmerzen begann sie, die geplatzten und zerfetzten Herzklappen und Muskeln zusammenzuziehen, langte dafür tief in ihre eigenen Reserven an körperlicher Gesundheit und Lebensenergie. Doch diese waren fast verbraucht, aufgezehrt von ihrem Kampf gegen den Lichtgeborenen. Sylvide hatte bereits das Bewusstsein verloren und beinahe auch ihr Leben. Ishmaels Erfahrung flüsterte ihr zu, dass es schon zu spät war. Dann spürte Telmaine, wie sie von Händen gepackt und von ihrer Freundin weggehoben, wie Haut von Haut gerissen und der Fluss der Magie unterbrochen wurde. Ihre Magie erreichte Sylvide nicht mehr, trotz der kurzen Entfernung – sie konnte diesen letzten Funken Lebensenergie nicht mehr spüren. Irgendjemand ächzte: » Grundgütige Imogene .«
    »Sylvide«, hörte sie eine andere Stimme sagen, die sie erkannte – es war die von Dani, Sylvides Ehemann. »Wir brauchen einen Arzt«, schrie er gellend. »Einen Doktor, schnell!«
    Es wehte ein heißer, staubiger Wind aus den Schattenlanden, aus Ishmaels Erinnerungen; Telmaine kreischte auf, kämpfte kurz – ein Nachtgeborener aus dem wahren Leben oder ein Schattengeborener aus der Traumwelt, woher sollte sie das wissen? – und fiel in Ohnmacht.

8
    Floria
    Das Öffnen der Tür auf der anderen Seite der Papierwand weckte Floria aus einem leichten Schlaf. Ihre rechte Hand berührte flüchtig ihren Revolver und dann ihr Rapier, derweil ihr Blick sofort auf die Lampen fiel und sie deren Farben registrierte. Auf der anderen Seite der Wand hörte sie das Knarren von Leder und das Rascheln der schweren Kleidung Nachtgeborener, sowie das leise Klirren von Metall. Drei, vielleicht vier Personen, die sich verteilten.
    Sie nahm die nächstgelegene Lampe und glitt lautlos vom Bett in die Ecke gleich neben der Papierwand. Hier befand sie sich im Schutz des Mauerwerks, sicher vor fast allen Schüssen, bis auf solche, die aus extremem Winkel abgefeuert würden, und zudem in Reichweite des passe-muraille . Das Papier war mit einem stabilen Gitter verstärkt, um einen größeren Schaden an der Wand zu verhindern. Falls es sich bei diesen Personen um ein Exekutionskommando handelte, bauten sie vermutlich darauf, dass sie einen Lichteinbruch durch ein paar Einschusslöcher überleben würden, und dass Floria nicht in der Lage wäre, das Drahtgeflecht aufzuschlitzen, ehe sie starb – ein einzelner Mann hätte vielleicht ein Selbstmordattentat geplant, doch mehrere ließen darauf schließen, dass sie überleben wollten, selbst wenn sie zu mehreren sein mussten, um

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