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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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versprochen. Sie ist richtiggehend vernarrt in Katzen.«
    »Mein Dorian ist da ganz genauso, nur bei ihm sind es Vögel. Bei Hofe auf den Inseln gab es ein Avarium, und wenn er gekonnt hätte, wäre er Tag und Nacht dort geblieben. Einmal«, sagte sie an den gesamten Tisch gerichtet, »hat er mich sogar überredet, den ganzen Tag dort zu verbringen. Der Besucherbereich war mit Segeltuch verhängt und so angebracht, dass die Vögel durch lichtundurchlässige Tunnel in den Außenbereich der Voliere fliegen konnten. Es war wirklich sehr beängstigend, aber zugleich ausgesprochen unterhaltsam, denn Vögel sind tagsüber wesentlich geschäftiger und singfreudiger. Die Bediensteten hatten extra Betten für uns bereitgestellt, aber an Schlaf war nicht zu denken.«
    »Dani«, sagte Herzogin Calliope, »hast du davon gewusst?«
    »Aber natürlich, Mutter. Hätte ich nicht arbeiten müssen, wäre ich auch mitgegangen.«
    »Fahrlässig«, tadelte die Herzogin. »Dorian ist immerhin dein Erbe.«
    »Es war gänzlich ungefährlich«, sagte Sylvide, deren Atem immer schneller ging. »Dorian ist mein Sohn .«
    »Nein, Dani, das war unverantwortlich. Ich verlasse mich darauf, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt.«
    Sylvide stach so heftig mit ihrer Gabel nach einem Stück gebratenem Speck, dass es über ihren Teller rutschte und auf Telmaines Serviette landete. Telmaine schnappte es sich und legte es schnell auf den Tellerrand, versuchte, sowohl einen Fleck zu vermeiden als auch eine weitere Bemerkung von Herzogin di Reuther.
    Sylvide sagte: »Telmaine, deine Hand ! Sie ist ja völlig verheilt.«
    »Weitestgehend, ja«, entgegnete Telmaine, die vergessen hatte, dass sie die Hand bei ihrer nächsten Begegnung mit Sylvide verbergen wollte. »Ach, es schmerzt zwar noch, aber die Verbrennungen waren offenbar nicht so stark, wie wir befürchtet hatten. Es war wohl in erster Linie die Angst, die mich in Ohnmacht fallen ließ.«
    »Das freut mich sehr«, sagte Sylvide. Sie griff nach Telmaines Handgelenk, zog sie zu sich heran und flüsterte: »Telmaine, was auch immer behauptet wird, ich glaube denen kein Wort.«
    »Worüber denn?«, flüsterte Telmaine zurück. Sie fragte sich, ob da wohl noch mehr war als das, worauf Vladimer bereits hingedeutet hatte, doch Sylvide gab ihr keine Antwort. Vorsichtig ließ Telmaine einen sanften Peilruf über ihre Tischnachbarn streichen. Herzogin Calliope, ihr gegenüber, wirkte hochmütig und missbilligend, aber so war sie immer. Neben seiner Mutter saß Daniver di Reuther in verdrießlichem Gehorsam. Telmaine bekam ein schlechtes Gewissen, als sie an ihren in Vergessenheit geratenen Vorsatz dachte, bei ihrem Bruder, dem Herzog, für Dani zu sprechen. Mycenes Intrigen hatten Dani aus seinem Amt auf den Scallon-Inseln vertrieben, und je eher er einen neuen Posten fand, desto schneller entkämen er und die arme Sylvide dem Einflussbereich seiner Mutter. An Danis anderer Seite spielte seine unverheiratete Schwester mit dem Essen herum. Aus den modernen Puffärmeln ragten ihre dürren Handgelenke hervor. Sie war siebenundzwanzig und noch immer unvermählt, zwei Verlobte hatte sie überlebt, und der dritte hatte sie sitzen gelassen. Zu Herzogin Calliopes Rechten saß ihr älterer Sohn, der die Ansicht vertrat, seine Mutter habe kein Recht, Gil di Maurier zu verhöhnen. Seiner Körperhaltung und dem müden Gesicht nach zu urteilen, hatte Xavier di Reuther eigentlich vorgehabt, um diese Zeit bereits im Bett zu liegen und die Ausschweifungen des letzten Tages auszuschlafen, statt auf herzoglichen Befehl hin geselligen Umgang zu pflegen. Sein Zustand ersparte dem Tisch wenigstens seinen derben Humor, nicht jedoch sein schweres Duftwasser. Merivan hatte sich als Wächterin ihrer sprunghaften Schwester auf Xaviers andere Seite gesetzt und war offenkundig unzufrieden mit der Situation; bedingt durch ihre Schwangerschaft reagierte sie ausgesprochen empfindlich auf Gerüche.
    Herzogin di Reuther verkündete ihre missbilligende Meinung über das Verhalten ihrer südländischen Nachbarn und insbesondere das der eigenwilligen Töchter der Baronie. In dem Bewusstsein, dass sich Ishmael als Flüchtling in Stranhorne aufhielt, hörte Telmaine aufmerksam zu, obwohl das, was sie da hören musste, für sie schockierend war. Es konnte doch gewiss nicht wahr sein, dass sich die Töchter des Barons Stranhorne Jungenkleider anzogen, um loszureiten und Schattengeborene zu jagen.
    Völlig unerwartet sagte Sylvide: »Ich fand

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