Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
tiefer in die Dunkelheit führen. Floria trat an die Tür, durch die sie hereingekommen war; eine Tür, die wie alle Türen der Nachtgeborenen zwar geschliffen, aber nicht gebeizt war, deren unterschiedliche Holzsorten hinsichtlich der materiellen Struktur durchaus zueinander passten, farblich jedoch nicht. Die geschlossene Tür führte ihr vor Augen, dass es ihr an Weitsicht gemangelt hatte. Sollte sie keinen Ausweg finden, würde sie auf dieselbe Art und Weise sterben wie ihr Prinz.
    Fejelis
    Schweißgebadet schreckte Fejelis bereits zum zweiten Mal in dieser Nacht aus seinem Schlaf, als ihn unterhalb seines Schulterblattes ein Schmerz durchfuhr. Doch dieses Mal schrie er nicht laut auf, und der Geschmack von Pfirsich und Blut war schwach und schnell heruntergeschluckt. Angestrengt hob er den Kopf, um den Hütern seines Schlafes ein schläfriges Lächeln zu schenken. Zwei Palastwachen, bewaffnete Männer in weiten purpurroten Uniformröcken, standen zu beiden Seiten der Tür. Nur wenige Meter rechts von ihm saß auf einem Stuhl eine Magierwache, deren geschlossene Augen und angespannte Miene darauf hindeuteten, dass sie sich ihrer Magiersinne bediente.
    Tam saß am Fußende des Bettes und hielt einen Brief in der Hand, doch seine graugrünen Augen starrten ins Leere.
    Fejelis schüttelte den Schlaf ab und setzte sich auf. Als er zuvor erwacht war, hatte Tam als Erster mit ihm gesprochen und erkannt, dass Fejelis dringend eine Schüssel brauchte, da ihm vom Pfirsich- und Blutgeschmack übel wurde. Nun wandte der Magier sein aschenes Gesicht langsam zu ihm um. Fejelis schlug das Herz bis zum Halse, als er an Tammorns Kinder dachte, an Beatrice und die Kunsthandwerker, all jene, die Tammorn etwas bedeuteten. Wenn einer seiner Feinde es also darauf abgesehen hatte, ihm einen Schlag zu versetzen … »Probleme?«
    Angesichts der verständnislosen Miene des Magiers deutete Fejelis auf den Brief. Im ersten Moment wollte Tam ihn schnell verschwinden lassen, doch dann ließ er die Schultern hängen und hielt ihn Fejelis hin. »Lesen Sie selbst.«
    Fejelis nahm den Brief entgegen, und ihm fiel sogleich auf, dass sich das dicke Papier zwar schön glatt anfühlte, ansonsten jedoch recht unansehnlich war – folglich eher Erzeugnis der Nachtgeborenen als der Lichtgeborenen. Die Schrift hingegen war die der Lichtgeborenen, eine schlichte Schreibschrift bar jener Schnörkelei, wie sie derzeit in höfischen Kreisen bevorzugt wurde. Er drehte den Brief um und las zunächst die Unterschrift: Floria.
    »Ich habe«, sagte Tam leise, »großes Unheil angerichtet. Ich wollte einer bestimmten Person Schaden zufügen, doch was ich getan habe … « Seine Stimme bebte und brach, als Fejelis den Brief sinken ließ. »Lesen Sie ihn. Damit beginnt meine Erklärung.«
    In Kürze zusammengefasst berichtete der Brief von Angriffen auf die Nachtgeborenen, von Bränden und Morden, von dem Versuch, Vladimer Plantageter zu verhexen und von den Mutmaßungen Vladimers und der nachtgeborenen Prinzessin Telmaine dahingehend, dass der Tempel auf diese Missbräuche nur deshalb nicht reagiert hatte, weil er die dabei angewandte Magie nicht spüren konnte. Er blickte auf. »Glauben Sie das etwa?«
    »Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln«, sagte Tam ernst.
    »Erklären Sie«, sagte Fejelis nach einer langen Weile ungläubigen Schweigens.
    Tam sah zu der Magierwache hinüber, begegnete ihrem Blick, lächelte sie matt und entschuldigend an und zeichnete einen kleinen Kreis in die Luft, der den Schall einschloss. »Als ich die Gemächer deines Vaters aufsuchte, fand ich ein Kästchen nach Art der Nachtgeborenen, durchdrungen von einer fremdartigen Magie – zumindest war sie für mich eine neue Wahrnehmung. Die Aura dieser Magie war außerordentlich unangenehm, und dennoch verhielten sich die Tempelmagier, als seien sie sich dessen nicht bewusst. Ich ließ das Kästchen in der hohlen Hand verschwinden und brachte es zu Magister Lukfer.«
    Somit wäre der Diebstahl also aufgeklärt. Fejelis hatte eine einstudierte Miene aufgesetzt, die Unvoreingenommenheit zeigte und die ganze Wahrheit forderte.
    »Lukfer identifizierte das Kästchen als Talisman, der Magie annullieren konnte. Eigens für verzauberte Lampen.«
    Fejelis kämpfte darum, sich keine Gefühle ansehen zu lassen, doch es fiel ihm sichtlich schwer.
    »Ein anderer Talisman derselben Magie hätte dich gestern Abend beinahe getötet. Der Armbrustbolzen war verhext und konnte Leben

Weitere Kostenlose Bücher