Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
Haltung für die Hohen Meister nicht mehr als das Recken einer Katze war. Er wusste nicht, was derart mächtige Magier als Drohung empfanden. Waren sie in dieser Hinsicht wie Erdgeborene oder anders?
    Der Erzmagier sagte etwas in einem archaischen Dialekt. Valetta verkündete: »Prinz Fejelis, der Erzmagier tut nichts, wofür ein Vertrag nötig wäre. Das hier ist allein eine Angelegenheit des Tempels.«
    »Ich bin froh, dass es hierbei nicht um etwas geht, worum ich Magister Tammorn gebeten habe. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es sich hier nicht doch um eine erdgeborene Angelegenheit handelt, angesichts der Umstände, unter denen mein Vater gestorben ist.«
    Er hörte eine Bewegung hinter sich und spannte sich unwillkürlich in Erwartung eines Schlages in den Rücken. Helenjas Stimme sagte: »Fejelis, was geht hier vor?«
    Orlanjis stellte sich zu seiner Linken auf, betrachtete mit großen Augen den unterworfenen Tam und den Erzmagier. Dass er Letzteren erkannte, merkte Fejelis an seinem Luftanhalten. Ein leises Flackern seiner Aufmerksamkeit schien anzudeuten, dass er einen Seitenblick auf Fejelis werfen wollte, doch starrte er wie eine Giftschlange geradeaus, ohne zu blinzeln. Fejelis hörte seine Mutter Orlanjis’ Namen zischen.
    »Fejelis«, sagte Prasav, »sei vernünftig. Du darfst dich nicht in die Angelegenheiten des Tempels einmischen.«
    Floria Weiße Hand trat leise an seine andere Seite. Sie hatte sich umgezogen, doch ihr Haar war noch feucht und ungekämmt, und sie trug weder eine Schärpe noch Schuhe. Sie wirkte gefährlich, stand sprungbereit auf den Ballen ihrer Füße, ihr geschundenes Gesicht die kühle Maske eines Kämpfers. Als ihm einfiel, dass sie verhext worden war, lief es ihm kalt über den Rücken.
    Zu wenige Verbündete, und der Mann, dem er am meisten vertraute, lag hilflos auf dieser Matte. Er musste etwas riskieren, wusste nur nicht, was. »Ich glaube, mir bleibt nichts anderes übrig, denn ich vermute, dass diese Angelegenheit mit jener Magie zu tun hat, die meinen Vater das Leben kostete – insbesondere der Magie der Schattengeborenen.«
    »Schattengeborene sind ein Mythos«, sagte Prasav knapp. »Du machst dich hier zum Narren.«
    Rechts von ihm bewegte sich etwas. In ihren staubigen Kleidern reichte ihm Perrin die Hand. »Jay«, sagte sie leise, eindringlich, »tu es nicht. Ich habe missverstanden, was hier geschieht. Es ist eine Disziplinarmaßnahme des Tempels. Ja, ich weiß, es sieht schlimm aus, aber es ist wirklich nicht so schlimm, wie es aussieht. Geh jetzt.«
    Kannte er sie gut genug, um ihr glauben zu können, dem zum Trotz, was seine Augen sahen? Nein. Und warum war sie so erpicht darauf, dass er nun ging? » Sind die Schattengeborenen ein Mythos?«, fragte Fejelis die Hohen Meister leise. »Oder sind sie etwas, das Sie seit fünfhundert Jahren fürchten, weil Magier mit Stammbaum deren Magie nicht spüren und entsprechend nicht bekämpfen können?«
    Valettas Augen blickten an ihm vorbei zu jemandem, der hinter ihm stand. Er hörte seine Mutter: »Ach, du junger Narr.«
    Magistra Valetta sagte: »Prinz Fejelis, Ihre Unkenntnis sei Ihnen vergeben. Dieser Magier – Tammorn – wurde von einem kranken, zügellosen Meister beeinflusst.« Auf der Matte stieß Tam einen gurgelnden Zornesschrei aus. »Vermutlich ist es sogar das Beste, dass Lukfer im Tempel umgekommen ist. Vielleicht gelingt es uns, zumindest Tammorn zu retten.«
    Sie sagte nicht die Wahrheit, vermutete Fejelis, und wenn er sie mit all seiner Erfahrung betrachtete, die er bei Hofe gesammelt hatte, war er sicher, dass sie log.
    Langsam trat er vor, achtete auf jede Bewegung der Magier. Der Erzmagier sah ihn näher kommen, mit diesen schwarzen Augen, dreihundert Jahre alt. Mit seinen neunzehn Jahren versuchte Fejelis, diese Augen, die Tiefe der Jahrhunderte zu erfassen. Wie lange hatte der alte Magier nicht mehr mit einem Erdgeborenen gesprochen, geschweige denn mit einem Prinzen? Beherrschte er überhaupt die moderne Sprache? Geschah das hier auf sein Geheiß oder auf das der Hohen Meister? Hatte man ihn aus Ehrfurcht in Watte gepackt, so dass er selbst unter seinesgleichen immer isolierter geworden war? Auch Prinzen hatte dieses Schicksal schon ereilt, wenn auch nur über Jahrzehnte hinweg, nicht über Jahrhunderte.
    Als er niederkniete und sanft Tams ausgestreckte Hand drückte, sah er dem Erzmagier in die Augen in der Hoffnung, dass die Magier seine Magie, Magiersinne und Sprache gebannt haben

Weitere Kostenlose Bücher