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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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liefen mehrere Magierwachen zwischen den Verletzten umher und sorgten für deren Überleben, damit man ihnen den Prozess machen konnte. Von meinen Steuern, dachte Floria bitter. Sie fasste an ihre Hüfte. Kein Revolver. Am Grunde des Brunnens, hoffte sie, obwohl man ihn dort erst finden würde, wenn das Wasser abgelassen wurde. Zwei Leichen trieben dort. An den einen Mann, der ihr am nächsten war, erinnerte sie sich vage. Tempe folgte ihrem Blick und reichte ihr schweigend den Dolch, den sie am Knöchel trug.
    »Habe ich ihn … ?« Sie erinnerte sich daran, wie sie panisch versucht hatte, den Händen, die sie unter Wasser drückten, ein Messer zu entwinden, und auf die schwarzen Schatten über ihr eingestochen hatte.
    »Den da, ja.« Tempe reichte ihr das tropfnasse Rapier in der Scheide. »Angesichts der Tatsache, dass zahlreiche Zeugen wahrheitsgemäß berichtet haben, wie er versucht hat, Sie zu ertränken, werden Sie vermutlich nur eine Strafe zahlen müssen. Das Manngeld für die Familie wird aus der Stadtkasse beglichen. Der andere scheint im Kampf unter Wasser gedrückt worden zu sein. Wir haben nicht rechtzeitig gemerkt, dass er da unten war.«
    Er gehörte zu den Jungen, die sie vertrieben hatte. Neunzehn höchstens, das Gesicht geprellt, blutige, braune Augen starrten leer in den Himmel. Hatte sein letzter Blick dem schäumenden Wasser und den Schatten der Leute gegolten, die ihn niedertrampelten? Sie wandte sich von dem ungläubigen jungen Gesicht ab. »Nicht nur dieser eine hat versucht, mich zu ertränken«, sagte sie.
    »Wir besorgen uns Beschreibungen«, sagte Tempe. »Und wir werden auch Ihre Aussage brauchen. Mir haben Sie zu verdanken, dass Sie nicht mit den anderen im Kerker gelandet sind. Und wenn Sie noch einmal weglaufen, Floria, schicke ich Ihnen die Garde auf den Hals. Haben Sie mich verstanden?«
    Sie gab einen Laut von sich, der hoffentlich als Zustimmung durchging.
    »Ich nehme an, Sie erzählen mir nichts von diesem Kästchen, von dem so viel die Rede ist.«
    »Sie werden warten müssen, bis ich mit Fejelis gesprochen habe.« Sie drehte ihren Kopf, um Tempe anzusehen. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dabei sein könnten. Vielleicht glaubt er dann eher, dass ich die Wahrheit sage.«
    Mit einiger Mühe stand sie auf, und diesmal schienen die Beine ihrer Aufgabe gewachsen zu sein. Tempe winkte drei Kadetten der Wache heran, die – wie Floria merkte – nah genug gestanden hatten, falls sie gebraucht würden, doch nicht so nah, dass sie hätten hören können, was sie nicht hören sollten. Die drei nahmen sie in die Mitte. Offenbar war das ihre Eskorte.
    Floria räusperte sich. »Ist im Palast sonst noch etwas vorgefallen?«
    Fejelis
    In der gewaltigen Vorhalle des Palastes überreichte Fejelis die roten Bänder schweigend Hauptmann Rupertis, der ob der niederen Aufgabe keineswegs protestierte, sondern die Bänder geduldig um Fejelis’ staubige rote Ärmel legte. So sauber, wie sie waren, würden sie sich deutlich absetzen.
    Seinen wartenden Sekretär fragte er: »Kam schon Antwort von den Nachtgeborenen?«
    »Nein, mein Prinz.«
    Das missfiel ihm. Es missfiel ihm sehr. In einer Stadt, in der Chaos herrschte, mochte ein Kurier auf dem Weg zum erzherzoglichen Palast leicht Opfer eines Überfalls werden, auch ohne dass jemand es darauf angelegt hatte, ihn abzufangen. Er sagte: »Ich muss wissen, wer da drüben das Kommando hat und was sie mit denen vorhaben, die Verantwortung für diesen Anschlag tragen.«
    Er biss sich auf die Zunge, um zu verhindern, dass ihm noch deutlichere Worte herausrutschten. Vor allen anderen durfte er sich in einer Stadt, die zwischen Lähmung und Gewalt taumelte, keine Maßlosigkeiten in der Ausdrucksweise leisten. Doch kam er eben vom Quartier der Dienerschaft außerhalb der Palastmauer, gleich neben dem Turm. Grellweiße Alabasterbrocken, die vom Turm gestürzt waren, lagen zwischen Trümmern von Mauersteinen und Lehmziegeln der Unterkünfte. Ein glitzerndes Eisfeld aus Scherben bedeckte die Straße und auch die Gärten der Diener. Gläserner Frost lag wie Raureif auf Blumen und Hecken. Dienerschaft, Palastgesinde und Magier suchten nach Überresten Hoher Meister und Kindern der Diener, die im Tode so gleich waren, wie sie es im Leben niemals gewesen wären.
    Nachdem er all das gesehen hatte, wie konnte er es nicht beim Namen nennen?
    Perrin, die gerufen worden war, um ihn zu beschützen, hatte bebend neben ihm gestanden, mit tränenüberströmtem Gesicht,

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