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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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war?«
    Tam warf ihm einen trockenen Blick zu. »Fejelis, ich habe die Funktionsweise eines Schutzzaubers zwar genau studiert, aber ich besitze keine achtzehnjährige Erfahrung wie Mistress Floria.« Er zupfte an seinem roten Hosenaufschlag. »Floria hat mich erst gestern dafür zurechtgewiesen, dass ich Juli auf diesem Stoff herumkauen ließ. Doch in der Soße war tatsächlich etwas Lebensbedrohliches. Ich habe es neutralisiert, aber ich hatte gehofft, dass ich durch den Geschmack mehr darüber erfahren würde.«
    Fejelis schnaubte. »Glaub mir, bei dieser Soße wäre es dir nicht gelungen. Wenn man erst anfängt, alles nur noch verschwommen zu sehen, dann liegt es nicht daran, dass die Augen tränen, sondern daran, dass die Augäpfel kochen. Bist du sicher, dass du nicht nur die Gewürze wahrgenommen hast? Mistress Floria hat bisweilen Schwierigkeiten damit, den Unterschied zwischen Gift und Gewürz festzustellen.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher.«
    »Verflucht«, sagte Fejelis. Die Erfolgsaussichten für eine derartige Vergiftung waren grundsätzlich gering, zumindest an diesem Tisch, aber … »So nimmt das Schicksal seinen Lauf.«
    Fejelis
    »Und abschließend«, sagte der Chef des Protokolls, »bleibt noch die Frage nach dem Namen des Prinzen.«
    Fejelis rieb seine Stirn und wunderte sich, wie die Haube im Laufe eines Vormittags dermaßen schrumpfen konnte.
    Er hatte natürlich gewusst, dass diese Frage auf ihn zukommen würde. Als Prinz durfte er nun wählen, ob er sich an die Benennungsregeln väterlicherseits oder mütterlicherseits halten oder sich einen eigenen Namen aussuchen wollte. Diese Entscheidung war genauso brenzlig wie vor langer Zeit der neue Haarschnitt.
    »Ich denke«, sagte er, »nachdem das alles für mich sehr unerwartet kam, muss ich mir ein wenig Zeit nehmen, um darüber nachzudenken.« Es konnte sicher nicht schaden, dachte er, diesen Standpunkt zu vertreten, auch wenn er sich bereits entschieden hatte, den Familiennamen seines Vaters zu übernehmen: Grauer Strom. Wie sein Vater einmal trocken bemerkte: Ein positiver Nebeneffekt, mit den Südländern verfeindet zu sein, lag darin, dass die Nordländer sich von ihnen zu unterscheiden suchten, indem sie ein ausgesprochen gutes Benehmen an den Tag legten.
    Die helle Soße hatte diese Aussage leider Lügen gestraft.
    »Gewiss, Prinz Fejelis«, brummte der Chef des Protokolls und sammelte seine Unterlagen zusammen.
    Fejelis ließ ihn sich selbst entlassen. Wie sein Vater ebenfalls bemerkt hatte, mochte der Prinz sehr wohl das Land regieren, doch das Personal regierte den Palast, und wehe der Prächtigkeit, die dessen Routine störte. Er schlug sein Notizbuch auf, hakte die sechs Punkte ab, die er in der letzten Viertelstunde erledigt hatte, und betrachtete die dreißig Punkte, die neu hinzugekommen waren.
    Er blickte zum Deckenlicht auf, wo vor dem Himmel die Schatten der Fische langsam ihre Kreise zogen, und dann nach draußen in den Warteraum. Vor der Glaswand hing zwar ein durchscheinender Vorhang, aber dennoch konnte er das wogende Meer von Rot erkennen.
    Interessanterweise schien sich das Rot auf einmal zu teilen. Und dann hörte er auch schon das leise Klirren der Kettenhemden, als sich die Wachmänner dem prinzlichen Arbeitszimmer näherten. Die Tür wurde geöffnet, und sein Sekretär trat ein. Er machte einen gequälten Eindruck und sah im Kontrast zu seinem Rot recht blass aus. »Prinz Fejelis, hier sind einige Repräsentanten des Tempels, die Sie zu sprechen wünschen.«
    »Bitten Sie sie herein«, sagte Fejelis, derweil die Magier längst in der Tür für die Höherprivilegierten standen. Er kannte keinen von ihnen – ein Mann und zwei Frauen, die allesamt die offiziellen Roben und Ketten ihres jeweiligen Ranges trugen. Die beiden höchsten Magier, die beim Palast unter Vertrag standen, folgten, und die Bediensteten sorgten bereits für ausreichende Bestuhlung. Fejelis hielt also lieber den Mund, anstatt noch mehr überflüssige Anweisungen zu geben. Die drei Tempelmagier bauten sich vor ihm auf. Die beiden Wachmagier rührten sich, um vorsichtig ihre Vertragstreue erkennen zu lassen, oder zumindest eine gewisse Neutralität.
    Fejelis wartete ab. Für Magier hatte die übliche Einhaltung des Protokolls keine Gültigkeit. Überdies kannte er nicht einmal ihre Namen. Er wünschte, Tam wäre hier.
    Oder vielleicht auch nicht, denn die Frau in der Mitte machte eine auffordernde Handbewegung, woraufhin die andere Frau aufstand und

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