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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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flüsterte Tam. »Sie meinen, Sie sind in der Lage … «
    Er sollte diesen Satz nicht mehr beenden oder diesen Gedanken. Sein konstantes Gefühl für Fejelis’ Lebensenergie flackerte auf einmal grell vor Gefahr und greller noch vor Todesqualen. »Jay … «, ächzte Tam. Lukfers große, blasse Hände fingen ihn auf und stützen ihn, und um ihn herum wallte plötzlich eine ungezügelte Macht auf. Tam hielt sie fest, achtete nicht auf die Gefahr, schlang seinen eisernen Willen darum und … hob ab .
    Fejelis
    Fejelis fand seinen jüngeren Bruder auf dessen Balkon, wo er in der einzigen Ecke stand, die zu dieser Stunde noch nicht im Schatten lag, und blickte über die spätnachmittägliche Stadt. Den Berichten zufolge hatte Orlanjis sich den ganzen Tag in seinen Gemächern aufgehalten. Für einen Auftritt in der Öffentlichkeit trug er auch nicht die richtige Kleidung. Sein rotbraunes Haar war zu einem einfachen Zopf gebunden, zusammengehalten von einem roten Band.
    Er erschrak, als Fejelis angekündigt wurde, und seine Schultern spannten sich.
    »Es freut mich zu sehen, dass du vom Frühstück keinen allzu großen Schaden davongetragen hast«, sagte Fejelis an seinen Rücken gerichtet.
    Orlanjis drehte sich um, Körperhaltung und Miene wirkten gefasst, die Unterlippe war leicht vorgeschoben. »Ich habe alles verdorben, nicht?«
    »Wenn das deine Absicht war, ja.«
    »Ich wollte es nicht, aber Sharel. Und ich habe mich sowieso nicht wohl gefühlt.«
    Sharel war die zwölf Jahre jüngere Schwester seiner Mutter, die sich im Zuge der Säuberungsaktion nach Fejelis’ Vergiftung Helenjas Hofstaat angeschlossen hatte. Es überraschte Fejelis nicht im mindesten, dass Sharel dieses Schauspiel am Frühstückstisch vorgeschlagen hatte, und auch nicht, dass Orlanjis auf ihren Vorschlag eingegangen war; als kleiner Junge hatte er sie regelrecht angebetet, und selbst heute stand er offensichtlich noch unter ihrem Einfluss.
    »Ich schäme mich für mein Betragen«, sagte Orlanjis mit gesenktem Blick, die Augen hinter vollen, rotblonden Wimpern verborgen.
    Und das sollte er auch, genauso wie er begreifen musste, dass die möglichen Konsequenzen für eine Kränkung des Prinzen Fejelis weitaus ernstzunehmender waren als die Folgen, die er zu erwarten hatte, wenn er lediglich seinen älteren Bruder beleidigte. Nachdenklich rieb Fejelis sich über die Schwiele seines rechten Zeigefingers, wo sein Fechthandschuh von der Glocke des Degens fast durchgescheuert war, und blickte sich um. Von allen Kindern des Prinzen hatte Orlanjis am längsten im Land seiner Mutter – in der Wüste – gelebt, so dass er im Norden immerzu unter starkem Heimweh litt. Deshalb hatte er sich auf dem schmalen Balkon seine eigene kleine Miniaturwüste erschaffen, deren Sand durch Glasscheiben vor Wind und Wetter geschützt war.
    Orlanjis sagte ein wenig trübselig: »Ich schätze, wenn ich für den Winter in den Süden ziehen möchte, bist du wohl derjenige, den ich um Erlaubnis bitten sollte.«
    Die Nachbildung einer Felswand, die er mit Kakteen und Bromelien bepflanzt hatte, verdeckte eines seiner Fenster. Anstatt auf die angedeutete Bitte seines Bruders zu antworten, ging Fejelis in die Hocke, um sich die federartigen Blätter der Pflanzen genauer anzusehen, die allein von der Feuchtigkeit lebten, die sie aus der Luft ziehen konnten. Nach kurzem Schweigen sagte Orlanjis: »Die Spitzen sollten eigentlich nicht so gelb sein. Die Pflanzen bräuchten mehr Sonne.«
    Mit einer Hand stützte er sich an der Glasscheibe ab und stand auf, versuchte dabei, sich nicht anmerken zu lassen, dass er seinen Bruder nicht im Rücken haben wollte. Orlanjis schien es nicht aufzufallen. Er vermied es jedoch, Fejelis aus seinen dunklen Augen anzusehen. »Jay«, sagte er nun etwas deutlicher, »sobald du mich lässt, möchte ich mich gern in den Süden zurückziehen. Ich möchte erst wiederkommen, wenn … «
    Wenn alle offenen Fragen im Zusammenhang mit der Absetzung ihres Vaters geklärt waren. Das hatte Fejelis schon begriffen. »Du würdest mir fehlen.«
    Orlanjis trat einen Schritt zurück. Doch Fejelis zuckte mit den Schultern, überließ es seinem Bruder, ihm zu glauben oder nicht. »Ich habe mir überlegt, dich zu fragen, ob du eventuell die freien Gemächer im obersten Stock haben möchtest. Mit einem größeren Balkon als diesem hier und mit viel mehr Sonne.«
    Orlanjis blinzelte ein paarmal. »Das waren Perrins Zimmer.«
    Ihre Schwester lässt Sie herzlich

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