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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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»das Schlimme an ihnen ist, dass sie stehlen. Und dieser hier hat neulich etwas auf dem Hof gestohlen, kleiner Will, etwas, das mir gehört. Ein Schmuckstück. Ein großes, gold-braunes Schmuckstück wie ein Ring, das ich an einer Kette um den Hals trug. Und ich will es zurückhaben.
Jetzt!«
    Das letzte Wort kam wie ein boshafter Peitschenhieb, dann war sie wieder ganz Milde und Freundlichkeit. »Ich will es zurückhaben, unbedingt. Und ich glaube, er könnte es dir in die Tasche gesteckt haben, ohne dass du es gemerkt hast, als er mit dir zusammenstieß. Vielleicht hat er mich kommen sehen, das wäre beim Licht des komischen kleinen Feuerchens, das ich eben hier brennen sah, wohl möglich. Was hältst du davon, kleiner Will Stanton, he?«
    Will schluckte. Das Haar sträubte sich ihm im Nacken. Da stand sie und sah aus wie immer, die einfache, rotwangige Bauernmagd, die Dawsons Melkmaschine bediente und die die kleinen Kälber versorgte; und doch, der Geist, aus dem diese Worte kamen, konnte nur der Geist der Finsternis sein. Hatten SIE Maggie gestohlen? Oder war Maggie immer eine von IHNEN gewesen? Wenn ja, was konnte sie ihm anhaben?
    Er stand ihr gegenüber, mit der einen Hand drückte er seine Pakete an sich, die andere schob er vorsichtig in die Tasche. Das Bronzezeichen fühlte sich kalt an. Er rief alle Kräfte seines Geistes auf, um sie zu vertreiben, aber sie stand immer noch da und lächelte ihn kalt an. Er beschwor sie wegzugehen, im Namen aller Mächte, die er Merriman hatte nennen hören, im Namen der Dame, des Kreises, der Zeichen. Aber sie wusste, dass er die richtigen Worte nicht kannte.
    Maggie lachte laut auf und kam, den Blick auf sein Gesicht gerichtet, entschlossen auf ihn zu und Will stellte fest, dass er kein Glied rühren konnte. Er war gefangen, erstarrt wie der Wanderer; festgehalten in einer Stellung, die er um keinen Deut ändern konnte. Wütend starrte er Maggie Barnes an, Maggie in ihrem weichen roten Umschlagtuch und dem bescheidenen schwarzen Mantel, die jetzt ihre Hand an der seinen vorbei in seine Tasche schob und das Bronzezeichen herauszog. Sie hielt es ihm vors Gesicht, dann riss sie ihm schnell die Jacke auf, löste seinen Gürtel und zog ihn durch den Bronzering, sodass dieser jetzt neben seinem eisernen Gegenstück steckte.
    »Halt dir die Hose fest, Will Stanton«, sagte sie höhnisch. »Du meine Güte, du kannst es wohl gar nicht... aber dann trägst du ja diesen Gürtel gar nicht, um deine Hose hoch zu halten, nicht wahr? Du trägst ihn, um dieses kleine ... Schmuckstück ... sicher zu verwahren ...«
    Will bemerkte, dass sie die beiden Zeichen so locker wie möglich hielt, dass sie winselte, wenn sie sie fester anfassen musste; es strömte eine Kälte von ihnen aus, die sie bis auf die Knochen versengen musste.
    Er sah dies alles voller Verzweiflung geschehen. Er konnte nichts tun. All seine Mühen waren umsonst, sein Auftrag war beendet, bevor er noch richtig begonnen hatte, und er konnte nichts daran ändern. Er hätte am liebsten vor Wut geschrien und geweint. Aber dann regte sich etwas in ihm, tief unten in seinem Bewusstsein. Ein kleiner Funken Erinnerung, aber er konnte ihn nicht fassen.
    Es fiel ihm erst in dem Augenblick ein, als die rotwangige Maggie ihm seinen Gürtel vors Gesicht hielt; der erste und der zweite Ring dicht nebeneinander, das matte Eisen und die glänzende Bronze Seite an Seite. Maggie betrachtete voller Gier die beiden Ringe, dann brach sie in ein leise gurgelndes, höhnisches Gelächter aus, das umso niederträchtiger klang, da es aus einem so rosig offenen Gesicht kam. Und Will erinnerte sich.
    ...wenn sein Ring neben dem ersten an deinem Gürtel steckt, werde ich kommen...
    Im selben Augenblick schlugen wieder Flammen aus dem Ulmenast, den Will kurz vorher entzündet hatte, und Feuer stürzte von oben und bildete einen Kreis blendenden Lichts um Maggie Barnes, einen Lichtkreis, der über ihren Kopf hinausragte. Sie kauerte sich in den Schnee, krümmte sich, der Mund verzerrte sich vor Schrecken. Der Gürtel mit den beiden Zeichen fiel ihr aus der schlaffen Hand.
    Und da war Merriman. Eine hohe Gestalt in dem langen dunklen Umhang, das Gesicht von der Kapuze beschattet, so stand er neben dem Pfad, dicht bei dem Flammenkreis, der das kauernde Mädchen umgab.
    »Entferne sie von diesem Weg«, sagte er mit lauter, klarer Stimme und der Lichtkreis bewegte sich langsam zur Seite und zwang das Mädchen wegzurücken, bis es auf dem unebenen Grasland

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