Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
sagte Merriman ärgerlich. » Ich habe dir gesagt, dass er dich finden wird, und du hast dich nicht daran erinnert. Erinnere dich jetzt. In unserem Zauber hat das kleinste Wort ein Gewicht und eine Bedeutung. Jedes Wort, das ich zu dir sage — ich oder ein anderer der Uralten. Der Wanderer? Er hat darauf gewartet, dass du geboren würdest, dass du allein vor ihm stehen und das Zeichen von ihm fordern würdest. Er wartet schon länger, als du dir vorstellen kannst. Du hast es gut gemacht, das muss ich dir lassen. Es war schwierig, ihn zu bewegen, dir das Zeichen zu übergeben. Die arme Seele. Er hat die Uralten einmal betrogen, vor langer Zeit, und er wurde dazu verurteilt, das zweite Zeichen zu hüten. Er hat noch eine Aufgabe zu erfüllen, dann kann er ausruhen, wenn er will. Aber die Zeit dafür ist noch nicht da.«
    Sie blickten beide zum regungslosen Wanderer hinüber, der immer noch in erstarrter Bewegung neben dem Weg stand, so wie Maggie ihn gebannt hatte.
    »Das ist eine schrecklich unbequeme Stellung«, sagte Will.
    »Er fühlt nichts«, sagte Merriman, »seine Muskeln werden nicht einmal steif sein. Die Uralten und die Geschöpfe der Finsternis besitzen einige der geringeren Kräfte gemeinsam. Eine davon, ist, einen Menschen so lange wie nötig aus der Zeit herauszureißen. Oder wie es die Geschöpfe der Finsternis manchmal tun: so lange es ihnen Spaß macht.«
    Er richtete den Finger auf die unbewegliche, formlose Gestalt und sprach schnell und so leise, dass Will sie nicht verstehen konnte, einige Worte und der Wanderer entspannte sich, wurde lebendig, so wie eine Figur in einem Film, der angehalten worden ist und dann weiter abläuft. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Merriman an und aus dem offenen Mund kam ein seltsam trockener, unverständlicher Laut.
    »Geh«, sagte Merriman.
    Der alte Mann zog die Schultern ein, sammelte die flatternden Mantelschöße um sich und humpelte eilig den engen Pfad entlang. Will blickte ihm blinzelnd nach, dann schaute er genau hin, rieb sich die Augen, denn der Wanderer schien sich aufzulösen. Er wurde immer dünner, sodass man die Bäume durch seinen Körper hindurch sehen konnte. Dann war er plötzlich verschwunden, wie ein Stern vor den sich eine Wolke geschoben hat.
    Merriman sagte: »Das habe ich bewirkt, nicht er. Ich glaube, er verdient eine Ruhepause an einem anderen Ort als diesem. Das ist die Macht der Alten Wege, Will. Du hättest sehr leicht davon Gebrauch machen können, um dem Hexenmädchen zu entgehen, Will. Wenn du es nur gewusst hättest. Du wirst es bald lernen, auch die richtigen Namen und noch manches andere.«
    Will sagte neugierig: »Wie ist denn Ihr richtiger Name?«
    Die dunklen Augen blitzten ihn unter der Kapuze hervor an. »Merriman Lyon. Ich habe es dir gesagt, als wir uns kennen lernten.«
    »Aber ich glaube, wenn dies Ihr richtiger Name wäre, Ihr richtiger Name als Uralter, hätten Sie ihn mir nicht gesagt«, sagte Will. »Jedenfalls nicht so laut.«
    »Du lernst schnell«, sagte Merriman heiter. »Komm jetzt, es wird dunkel.«
    Sie gingen zusammen den Weg entlang. Will trottete neben der weit ausschreitenden, verhüllten Gestalt einher. Sie sprachen wenig, aber Merrimans Hand war immer da, um ihn zu stützen, wenn er in ein Loch oder eine Schneewehe stolperte. Als sie an die Biegung kamen, wo der Pfad in die breitere Huntercombe Lane mündete, sah Will seinen Bruder Max, der mit schnellem Schritt auf sie zukam.
    »Sehen Sie, da ist Max!«
    »Ja«, sagte Merriman.
    Max rief, winkte fröhlich und dann war er ganz nah. »Ich wollte dir gerade bis an den Bus entgegengehen«, sagte er. »Mama hat sich schon ein bisschen aufgeregt, weil ihr kleines Jüngelchen sich verspätet hat.«
    »Oh, du meine Güte«, sagte Will.
    »Warum bist du hierherum gegangen?« Max wies in die Richtung des Landstreicherpfädchens.
    »Wir waren nur — « fing Will an, dann wandte er den Kopf, um Merriman in seinen Satz einzuschließen, und hielt so plötzlich inne, dass er sich auf die Zunge biss.
    Merriman war nicht mehr da. Wo er noch vor einem Augenblick im Schnee gestanden hatte, war keine Spur zu sehen. Und als er den Weg zurückschaute, den sie zusammen gekommen waren, war da nur eine Reihe von Fußstapfen zu sehen, seine eigenen.
    Er glaubte, irgendwo in der Luft eine leise, silbrige Musik zu hören, aber als er den Kopf hob, um zu lauschen, war auch sie vergangen.

Teil II

Lehrzeit

Das alte Lied
    Heiligabend. Dies war der Tag, an dem sich die

Weitere Kostenlose Bücher