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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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nach vorn auf den großen gebogenen Hals. »Pollys Schultern haben schon schwerere Lasten getragen«, rief er Will ins Ohr. Dann platschten sie weiter durch den anschwellenden Strom, ließen das Krähenwäldchen und das Haus der Stantons hinter sich.
    »Wohin gehen wir?«, schrie Will und starrte ängstlich in die Dunkelheit. Er konnte nichts erkennen nur das wirbelnde Wasser, auf das der Lichtstrahl fiel.
    »Wir gehen die Jagd eröffnen«, sagte die brüchige Alte Stimme an seinem Ohr.
    »Die Jagd? Welche Jagd? George, ich muss Mary suchen, SIE halten Mary irgendwo fest. Und ich kann Paul nicht mehr sehen.«
    »Wir müssen die Jagd eröffnen«, sagte die Stimme in seinem Rücken hartnäckig. »Ich habe Paul gesehen, er ist jetzt sicher auf dem Heimweg. Mary wirst du rechtzeitig finden. Es ist Zeit für den Jäger, Will,
das weiße Pferd muss den Jäger treffen
und du wirst es hinbringen. Dies ist die Ordnung der Dinge, die du vergessen hast. Der Fluss kommt zum Tal und das weiße Pferd muss den Jäger treffen. Und dann werden wir sehen, was wir sehen werden. Wir müssen ans Werk, Will.«
    Der Regen fiel noch heftiger und irgendwo in der Ferne grollte Donner, während das schwere Zugpferd Pollux geduldig durch das steigende braune Wasser platschte.
    Es war unmöglich, zu sagen, wo sie sich befanden. Will hörte durch das gleichmäßige Mahlen von Pollux' Füßen Bäume rauschen. Von den Lichtern des Dorfes war kaum etwas zu sehen, wahrscheinlich war der Strom immer noch unterbrochen, entweder durch Zufall oder durch die Machenschaften der finsteren Mächte. Jedenfalls würden die meisten Bewohner dieses Ortsteils immer noch im Schloss sein. »Wo ist Merriman?«, rief er durch den rauschenden Regen.
    »Im Schloss«, schrie George an seinem Ohr. »Mit Bauer Dawson. Sie sitzen fest.«
    »Du meinst, dass sie in einer Falle sind?« Wills Stimme war schrill vor Angst.
    Der alte George zischte kaum verständlich: »Sie halten Wache, damit wir wirken können. Und auch die Überschwemmung hält sie in Atem. Sieh nach unten, Junge.«
    Im Licht der Zeichen sah er im strudelnden Wasser die merkwürdigsten Gegenstände vorüberschaukeln: einen Korb, halb aufgelöste Kartons, eine leuchtend rote Kerze, Bandknäuel. Plötzlich erkannte Will ein Stück Band, leuchtend lila und gelb kariert. Ein Weihnachtspaket war damit verschnürt gewesen und Will hatte gesehen, wie Mary es sorgfältig aufwickelte und in die Tasche schob. Sie war wie ein Eichhörnchen und bewahrte alles auf; und dieses Band war bestimmt in ihre Schatztruhe gewandert.
    »Das sind Sachen aus unserem Haus, George!«
    »Das Wasser ist auch dort«, sagte der alte Mann. »Das Haus liegt tief. Aber es ist keine Gefahr, sei ruhig. Nur Wasser und Schlamm.«
    Will wusste, dass der alte George Recht hatte, aber er hätte es gern selber gesehen. Er konnte sich vorstellen, wie sie alle hin und her stürzten, Möbel verrückten, Teppiche aufrollten, Bücher und alles Bewegliche wegräumten. Diese schwimmenden Gegenstände mussten weggeschwemmt worden sein, bevor es jemand bemerkte ...
    Zum ersten Mal stolperte Pollux und Will klammerte sich an die nasse Mähne. Um ein Haar wäre er hinuntergefallen. George schnalzte beruhigend mit der Zunge und das große Pferd seufzte und schnaubte durch die Nase. Will konnte jetzt ein paar matte Lichter erkennen, sie kamen wohl aus den größeren Häusern am Ende des Dorfes, die höher gelegen waren. Das bedeutete, dass sie sich der Heide, dem Gemeindeland, näherten. Falls es immer noch eine Heide war und kein See.
    Etwas hatte sich verändert. Er blinzelte. Das Wasser schien weiter weg, undeutlicher. Dann merkte er, dass das Licht der Zeichen an seinem Handgelenk matter wurde, dann ganz erlosch; sie befanden sich in völliger Dunkelheit.
    George sagte sanft: »Brr, Polly«, und das große Lastpferd stand still, das Wasser strudelte an seinen Beinen vorbei.
    George sagte: »Hier muss ich dich verlassen, Will.«
    »Oh«, sagte Will verwirrt.
    »Dein Auftrag lautet«, sagte der alte George, »dass du das weiße Pferd zum Jäger bringen musst. Das wird geschehen, wenn kein Missgeschick dich trifft. Und ich will dir zwei Ratschläge geben, damit dies nicht geschieht. Der erste lautet: Bleib stehen und zähle bis hundert, nachdem ich fort bin, dann wirst du genug sehen, um weiterzukommen. Der zweite lautet: Denk daran, dass ein Zauber in fließendem Wasser keine Wirkung hat.« Er klopfte Will aufmunternd auf die Schulter. »Zieh den Gürtel jetzt

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