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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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verlass das Gebiet deines Onkels nicht. Dahinter kommt Caradog Prichards Anwesen, und er hat etwas gegen Leute, die sein Land unaufgefordert betreten.«
    Will dachte an die boshaften Augen mit den hellen Wimpern in dem höhnischen Gesicht, das er vom Landrover aus gesehen hatte. »Oh«, sagte er. »Caradog Prichard. Gut. Danke.
Diolch yn fawr.
Ist das richtig?«
    Lachfalten erschienen in John Rowlands' Gesicht. »Nicht übel«, sagte er. »Aber vielleicht solltest du einfach bei
diolch
bleiben.«
    Die dumpfen Axtschläge verklangen hinter Will und gingen in der Nachmittagssonne unter im Summen der Insekten und den gelegentlichen Rufen von Vögeln und Schafen. Der Weg, dem Will folgte, führte schräg durch das Tal, und er hatte den graugrünen Hang des Berges stets vor sich; er verdeckte einen immer größer werdenden Teil des Himmels, während er weiter darauf zuging. Bald musste er klettern, und dann verdrängte der Farn in einem raschelnden kniehohen Teppich das Gras, hier und dort mit grünen Stechginstersträuchern durchsetzt, dessen gelbe Blüten zwischen den spitzigen drohenden Dornen immer noch hell leuchteten. Es führte keine Hecke den Berg hinauf, sondern eine mörtellose, mit Schiefer abgedeckte Mauer, die sich jeder Steigung anpasste und nur hier und dort von einem Mauertritt unterbrochen wurde, niedrig genug für Menschen, doch zu hoch für Schafe.
    Will stellte fest, dass er viel rascher außer Atem kam, als er normalerweise gekommen wäre. Als er an den nächsten zum Sitzen geeigneten Felsblock kam, ließ er sich dankbar und keuchend dort nieder. Während er darauf wartete, dass er wieder zu Atem kam, sah er sich noch einmal die Karte an. Das zu Clwyd gehörende Land schien etwa auf halber Höhe des Berges zu enden, aber es gab natürlich keine Garantie dafür, dass er Cadfans Weg vor der Grenzlinie finden würde. Etwas nervös hoffte er, dass der Rest des Berges über ihm nicht Caradog Prichards Land war.
    Er stopfte die Karte wieder in die Tasche und ging weiter bergauf, durch die knisternden braunen Farnwedel. Der Hang wurde jetzt steiler und er kletterte in einer diagonalen Linie. Vögel schwirrten vor ihm auf und irgendwo hoch oben sang eine Lerche ihr schwermütig trillerndes Lied. Dann hatte Will plötzlich das unangenehme Gefühl, dass irgendjemand ihm folgte.
    Abrupt blieb er stehen und drehte sich rasch um. Nichts regte sich. Der farnbraune Hang lag still im Sonnenschein; hier und dort schimmerten hervorstehende weiße Felsen auf. Ein Auto summte die Straße unten entlang, durch Bäume verborgen. Er befand sich jetzt hoch über dem Hof und hatte einen Ausblick auf das silberne Band des Flusses bis zu den Bergen, die sich grün und grau und braun hinter ihm erhoben und schließlich in der Ferne in blauem Dunst verschwanden. Weiter das Tal hinunter war die Bergseite, auf der er stand, mit Fichtenanpflanzungen in ein dunkelgrünes Gewand gehüllt, und dahinter sah er eine große grauschwarze Felsenspitze aufragen, ein einsamer Gipfel, niedriger als die Berge ringsum und doch die ganze Umgebung beherrschend. Ein paar große schwarze Vögel umkreisten seine Spitze; während Will hinschaute, formierten sie sich in Form eines lang gestreckten V, wie Wildgänse es tun, und flogen ohne Eile über den Berg fort auf das Meer zu.
    Dann hörte er von irgendwo aus der Nähe das kurze scharfe Bellen eines Hundes.
    Will zuckte zusammen. Es war unwahrscheinlich, dass ein Hund allein auf dem Berg umherlief. Und doch gab es nirgends einen Hinweis auf einen anderen Menschen. Wenn jemand in der Nähe war, warum versteckte er sich?
    Er drehte sich um, um weiter den Hang hinaufzusteigen, und dann sah er den Hund. Will blieb regungslos stehen. Der Hund stand direkt über ihm, wachsam, wartend: ein weißer Hund, ganz weiß, außer einem kleinen schwarzen Fleck auf seinem Rücken, wie ein Sattel. Abgesehen von der ungewöhnlichen Farbe seines Fells sah er aus wie ein ganz normaler walisischer Schäferhund, muskulös, mit spitzer Schnauze und langen Haaren an Schwanz und Beinen: eine kleinere Version des Collies. Will streckte die Hand aus. »Komm her, Junge«, sagte er. Aber der Hund zeigte die Zähne und gab ein tief aus der Kehle kommendes, leises, drohendes Knurren von sich.
    Will machte versuchsweise ein paar Schritte diagonal den Hang hinauf, die gleiche Richtung, die er vorher eingeschlagen hatte. Der Hund bewegte sich mit ihm, geduckt, mit glitzernden Zähnen und heraushängender Zunge. Die Haltung war seltsam

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