Lichtjagd
ich will es auch nicht wissen. Ich werde einfach eine Leuchtkugel abfeuern, und dann schauen wir mal, wer sich sehen lässt. Aber du solltest dir wirklich sehr sicher sein, Arkady. Man kann die Kugel nicht in den Lauf zurückstecken, wenn man erst den Abzug gedrückt hat.«
»Ich bin mir sicher.«
»Und du solltest besser den Mund halten, solang ich dir nicht etwas anderes sage. Ich weiß, dass du dazu in der Lage bist. Bei GolaniTech hast du es bewiesen. Wirst du das für mich tun, wenn ich dir helfe?«
»Ich werd’s versuchen.«
»Gut, das reicht mir.« Das Kratzen von Stoff über Stein. Das Schlurfen ihrer Stiefel im Staub. »Hast du je vom Mossad gehört, Arkady?«
»Natürlich.«
»Mosche und ich haben für den Mossad gearbeitet.«
»Aber ich dachte …«
»Sie rekrutieren Leute aus den IAS. Die erste Garnitur gewissermaßen. Wir gehörten beide zur Sayeret Golani. Einer Kommandotruppe. Eine taktische Einheit, wie ihr das nennt. Didi Halevy hat uns nach der Offiziersschule nominiert.
Wir haben gemeinsam die Ausbildung absolviert. In unserem Jahrgang gab es hundertdreißig neue Rekruten.« Stolz schärfte ihre sonst heisere Stimme. »Einhundertdreißig, die aus über zweitausend ausgewählt wurden. Und Didi Halevy sagte uns …« Sie schlug einen schulmeisterlichen Ton an, der wohl Halevys Stimme imitieren sollte. »›Wir haben keine Quoten zu erfüllen. Wir nehmen nur die, von denen wir glauben, dass sie dem Job gewachsen sind. Und wenn selbst die besten von euch dem Job nicht gewachsen sind, dann nehmen wir eben keinen von euch.‹« Sie sah Arkady an und verfiel wieder in ihren eigenen, raueren Tonfall. »Aus unserem Jahrgang wurden drei angenommen, und selbst danach hatten wir noch zwei Jahre Ausbildung hinter uns, wohnten auf einem Zimmer, aßen aufgewärmten Müll und durften unsere Familien nur zweimal im Jahr besuchen. Ich, Mosche … und ein Junge namens Gur, den du nicht kennst und nie kennenlernen wirst, weil Gavi Schehadeh angeordnet hat, dass er umgebracht wurde.«
»Ist das der Grund, warum du Mosche gegenüber so loyal bist?«
»Wäre das vielleicht ein schlechter Grund?« Sie hustete, trat einen Schritt auf die Tür zu, drehte sich wieder um und räusperte sich. »Wie auch immer. Nach den Vorfällen in Tel Aviv bin ich zu meiner Heimateinheit zurückgekehrt. Und als ich vor der Entscheidung stand, meine Dienstzeit zu verlängern, habe ich stattdessen bei GolaniTech unterzeichnet. Was auch nicht mehr … nun ja, reden wir nicht darüber, was die Firma gewesen ist oder nicht. Ich habe mich freiwillig für den Job entschieden, und ich will nicht darüber jammern. Wichtig ist, dass jemand, den ich vom König-Saul-Boulevard kannte, vor einigen Monaten auf mich zugekommen ist und
mich gefragt hat, ob ich nicht die Augen aufhalten und, äh … ihm Bescheid sagen könnte, wenn bei GolaniTech etwas Verdächtiges vorgeht. Ich hielt ihn für verrückt. Ich habe ihn rausgeworfen, um genau zu sein. Ich sagte ihm, dass Mosche sich niemals auf so etwas einlassen würde und er den Leuten im achten Stock ausrichten könne, sie sollten sich um ihren eigenen Scheiß kümmern und ihren Saustall zu Hause aufräumen. « Sie leckte sich die Lippen. »Dann bist du aufgetaucht. «
»Warum erzählst du mir das, Osnat?«
»Weißt du noch, wie du begründet hast, warum du deinem Freund helfen willst? Ich stellte dich auf die Probe. Es ist so, als ob ich dir eine geladene Waffe in die Hand gebe. Wenn du den Abzug betätigen willst, bin ich tot. Wenn nicht … werde ich mein Bestes tun, um dir zu helfen. Und deinem Freund.«
»Warum hast du es dir anders überlegt?«, fragte Arkady. »Wegen etwas, das ich zu Turner gesagt habe?«
Osnat wandte sich ihm wieder zu, eine düstere Silhouette vor dem Hintergrund der silbernen Wolken und der staubgrauen Wüste. »Du weißt ganz genau, warum.«
Er schüttelte den Kopf.
»Bella. Bella und ihre sogenannte Krankheit. Es ist keine genetische Waffe. Es ist das Armageddon. Und wenn Mosche wirklich im besten Interesse Israels handeln wollte, hätte er dich in dem Moment, als klar war, was du verkaufen willst, in einem Leichensack an Korchow zurückschicken müssen.«
Novalis
Vier Chaos-Spezies
►Viren bevölkern die Welt zwischen dem Belebten und dem Unbelebten. Sie selbst sind nicht reproduktionsfähig, aber wenn man sie in die richtige Umgebung versetzt, können sie eine Zelle so manipulieren, dass sie zahlreiche Kopien ihrer selbst erzeugt. »Reproduziere mich!«,
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