Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty

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ist die Kernaussage eines Virus, die Botschaft, die das virale Genom der Zentrale einer Zelle überbringt … »Wee animacule« war Antony von Leeuwenhoeks Ausdruck für die lebenden Geschöpfe, die die Welt unter seinem brillanten Mikroskop bevölkerten … Aber zu dieser Zeit war das Linsenschleifen eine Kunst, und nur wenige Menschen besaßen ein so gutes Mikroskop wie Leeuwenhoek. Carolus Linnaeus kannte nur sechs Mikrobenarten, die er 1767 unter dem passenden Namen »Chaos« klassifizierte.

    Martin B. Nowak und Robert M. May (2000)

    N ach draußen!« Aurelia keuchte. »Sofort! Beeilt euch!«
    Arkady und Arkasha rissen bestürzt die Augen auf. Aber als Arkady auf die Idee kam, sie zu fragen, was eigentlich los sei, war sie bereits einige Türen weiter und wiederholte die Aufforderung. Und es pochte bereits jemand anderes an die Metallwände des Habitatsmoduls, ein Alarmsignal, das für einen Raumfahrer nur zweierlei bedeuten konnte: Dekompression oder Feuer.
    Arkady lief aus dem Labor, so schnell er konnte, und Arkasha folgte ihm in kurzem Abstand. Hinterher erinnerte er sich nur daran, dass er noch ein sprödes Knirschen gehört hatte, als Arkashas Stift zu Boden fiel.
    Aurelia stürzte vor ihnen durch die Luftschleuse, ohne den Druckausgleich abzuwarten. Das war’s dann mit der theoretischen Quarantäne.
    Das restliche Team hatte sich auf dem offenen Hang unter dem Habitatmodul versammelt. Die Kollegen schauten zum Himmel auf, hielten sich die Hände über die Augen oder vor die Münder, die ihnen vor fassungslosem Staunen offen standen.
    »Da«, rief Aurelia. »Schaut euch das an!«
    Für einen Moment war Arkady so verblüfft, dass er nicht begriff, was er da sah. Dann erkannte er, dass der Pferdeschweif aus hohen Kumuluswolken, der von Horizont zu Horizont über den Himmel zog, überhaupt keine Wolkenformation war.
    Es war ein Kondensstreifen.
    »Das ist doch nicht …«, begann Arkasha.
    »Nein«, sagte der Lässige Ahmed. »Es ist keins von unseren. Es klingt ganz anders. Es muss eins der neuen Antriebsschiffe
sein, die der UNSR zur zivilen Verwendung freigegeben hat.«
    »Hätten wir nicht bemerken müssen, als sie ins System eingedrungen sind?«
    »Ja.« In Ahmeds Stimme schwang ein Unterton mit, den Arkadys noch nie bei ihm gehört hatte.
    »Es sei denn, dass sie sich hinter dem Planeten versteckt haben«, bemerkte der Korrekte Ahmed.
    »Aber hätten sie dafür nicht wissen müssen, wo wir sind?«, fragte Aurelia.
    »Ja. Und auch, wo all unsere Kartierungssatelliten sind.«
    »Dann …«
    Aurelias Stimme versackte im allgemeinen Schweigen, und im selben Moment wurde Arkady bewusst, dass es zwar beängstigend sein mochte, vier Monate ohne Hilfe auf Novalis allein zu sein, es aber viel beängstigender war, wenn sie sich den Planeten mit einem Kontingent von Friedenssoldaten teilen mussten.

    Arkady erinnerte sich an die nächsten zehn Tage der Mission wie an einzige zusammenhängende Lawine der Panik.
    Bellas Krankheit breitete sich unter der Mannschaft mit der behäbigen Unausweichlichkeit einer Lawine aus, die immer mehr an Kraft und Volumen gewinnt, während sie den Berg hinunterrollt. Erst wurden die Ahmeds krank. Dann beide Banerjees und beide Aurelias an einem einzigen miesen Tag. Aurelia war trotz fieberhafter Anstrengungen nicht in der Lage, den Krankheitserreger zu isolieren. Und derweil splitterte eine neue Auseinandersetzung die Mannschaft in Fraktionen auf, die einander noch feindseliger gegenüberstanden: die Auseinandersetzung um die Frage, ob die nicht diagnostizierbare Krankheit und der unerklärliche Kondensstreifen vom selben gemeinsamen Feind verursacht wurden.
    »Begleitest du mich auf einen Spaziergang?«, fragte Aurelia, die Ärztin, Arkady irgendwann inmitten der Panik.

    »Bist du denn schon wieder fit für einen Spaziergang?«, fragte er ungläubig. Erst heute Morgen hatte sie sich aus dem Bett gequält und war wieder an die Arbeit gegangen.
    »Eigentlich nicht. Aber ich will nur ein bisschen ungestört sein.«
    Auf dem Weg zur Luftschleuse sagte sie kein Wort, und auch während sie in der Schleusenkammer warteten und als sie draußen schon eine Minute unterwegs waren, schwieg sie. Obwohl das Fieber sie sichtlich mitgenommen hatte, überquerte sie mit ihren üblichen energischen Schritten die Lichtung. Als sie den Schatten der ersten Baumreihe erreicht hatte, wandte sie sich zur Seite und begann einen langsamen Marsch rings um die Wiese.
    »Ich mache mir Sorgen«, sagte