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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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wurde die Tür von einem monströsen Löwen versperrt.
    Naham hockte in Lauerstellung mit zurückgezogenen Lefzen genau vor ihr und grenzte das Tageslicht aus. Ihre Hörner waren wie zwei Schwerter nach vorn gerichtet, die Klauen zermalmten die Türschwelle darunter. An den Fängen tropfte Speichel hinunter. Und der Blick der Bestie wechselte hinüber zu den Pferden.
    Elín riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. „Nein!“, hauchte sie und wollte sich ihrem Löwen in den Weg stellen.
    Da donnerte ein fürchterliches Brüllen durch den Stall. Die Bestie sprang ab und krachte in die erste Holzbox, erwischte Saeta und verbiss sich im Hals des wiehernden Tieres. Unter der Last des riesigen Löwen knickte die sandfarbene Stute ein. Blut lief am strammen Hals des Tieres hinab, als Naham sich sättigte. Und in den restlichen Boxen brach Chaos aus. Elín spürte, wie ihr ganzer Körper zu zittern begann, doch sie war unfähig einzuschreiten, stolperte entsetzt rückwärts und betrachtete das Gemetzel wie in Zeitlupe. Ihre eigene Bestie durchbrach die nächste Holzverkleidung und tötete Katla mit einem brutalen Klauenhieb. Etwas Feuchtes spritzte in Elíns Gesicht. Der Leib des Pferdes schmetterte gegen die hintere Wand und fiel aufs Heu hinab, tränkte es rot. Und die Schreie der Stuten hörten nicht auf, wurden immer lauter und drangen wie durch Watte an Elíns Ohren. Naham wütete durch den ganzen Stall, nur Vinkonas Box blieb unberührt. Innerhalb von Sekunden lagen alle Pferde tot zwischen den Bruchstücken der einstigen Boxen.
    Mit blutgetränktem Fell setzte sich die Bestie schnaufend am anderen Ende des Stalls nieder und begann, die triefenden Klauen mit der ebenfalls dunkelroten Zunge zu putzen.
    Elín schaute verkrampft zu ihrer Gaedinga. Vinkonas Flanke blutete, genauso wie ihre Nüstern. Ein langer Holzsplitter hatte sich in den hinteren Teil gebohrt. Mit dem Kopf musste sie versucht haben, aus ihrem Gefängnis herauszukommen. Und obwohl sie fortwährend wieherte und gegen die Wände rammte, konnte Elín ihren Blick nicht vom dem Blut lösen.
    In einem verführerischen dunklen Rot lief es wie Sirup über das schwarze Fell der Beute und erzeugte eine Leere in ihrem Magen, die gefüllt werden wollte.
    Die Akkadia machte einen langsamen Schritt nach vorn.
    Und Elín wurde durch ihren eigenen Schrei wach. Sie schlug um sich, trat die Decken beiseite, sprang hoch und rüber auf den Spiegeltisch, krachte dagegen und sackte schließlich zitternd zusammen. Ihr Körper glühte golden, war schweißbedeckt und fürchterlich heiß. Ihre Haut fühlte sich zu klein an und spannte, als würde sie reißen. Elín kauerte sich vor den Scherben des Spiegels zusammen und versuchte sich selbst an Ort und Stelle zu halten. Tränen liefen an ihren Wangen hinunter. Und sie wurde die Bilder des Traumes einfach nicht los. Immer wieder flackerten sie rot und grauenvoll in ihrem Kopf auf. Ihr Herz raste. Ihr Magen verkrampfte sich. Und Jus Stimme drang nur sehr vage an ihre Ohren.
    „Elín“, sagte er immer wieder, doch sie wollte nicht reagieren, hatte das Gefühl, in eine tiefe Schlucht zu fallen, aus der sie nicht mehr herauskommen würde. „Elín, du musst endlich trinken.“
    Ihre Kehle dörrte aus, schien sich zusammenzuziehen. Die Akkadia hob den Kopf und beobachtete den nackten Mann mit einem weißen Rahmen um ihr Blickfeld herum. Sehr langsam kam er aus der Badewanne hoch, stieg über den Rand und näherte sich. Überall an seinem Körper pulsierte das Blut unter der Haut, zeichnete sich in Adern und Muskeln ab, schlug von innen gegen seine Hülle. Es glitzerte golden. Elín spürte, wie ihre Fänge länger wurden, stieß mit ihrer Zunge dagegen und ertastete die messerscharfen Spitzen. Ihre Finger umklammerten die Ellenbogen immer fester, bohrten sich ins Fleisch hinein. Der Schmerz zuckte wie Gier durch ihren Körper.
    „Ruhig, Akkadia“, dröhnte sein heiserer Bass durchs Badezimmer.
    Als Thanju vor ihr stand, legte er seine Hände auf ihre und zog sie mit leichtem Druck von der Haut fort. Er beugte sich nach vorn und leckte über die Wunden, die sie sich selbst zugefügt hatte. Mit rauer Zunge glitt er über ihre Arme und wollte sie besänftigen.
    „Ganz ruhig, ma Khashi.“ Doch ihr Blick haftete an der Halsschlagader. Elín konnte das Dröhnen seines Blutes wie einen zweiten Herzschlag in sich hören.
    Er hob den linken Arm an seinen Mund und biss zu. Ein berauschender Blutgeruch schwängerte die sauerstoffarme

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