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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Luft des kleinen Bades. Elíns Bestie fauchte und leckte ihr gierig über die Lippen, zwang die Klauen in den Marmor der Platte.
    Die Augen des Akkadiers begannen zu leuchten. Er legte seine rechte Hand an ihre Wange und zog sie an den linken Arm heran. Aus der Wunde tropfte heiliger Saft, benetzte ihre hungrigen Lippen wie Honig. Elín rieb ihren Mund an der offenen Stelle seines Unterarmes, presste sie gegen das Fleisch. Ihre Zunge schnellte nach vorn und kostete die erste Perle.
    Eine Explosion spielte sich an den Nervenenden ab. Der Geschmack seines Blutes entfaltete sich in tausend Nuancen, erfüllte ihre Mundhöhle wie eine Offenbarung.
    Mit einem Ruck ergriff Naham den Arm des nackten Mannes, schlug die Fänge hinein, durchdrang Muskeln und Sehnen, bis sein Saft aus allen Gefäßen nach außen und in ihren Mund strömte. Sie krallte sich fieberhaft an ihm fest und schluckte, trank, als wäre es das erste Mal. Sie brauchte es zum Leben, brauchte es wie die Luft zum Atmen. Es rauschte durch ihre Kehle hindurch, breitete sich in ihrem Körper aus und erweckte sie.
    Erweckte die Bestie.
    Der Löwe streckte sich und erstastete Elíns sterbliche Hülle von innen, griff in ihre Hände hinein, dehnte ihre Lungen und trieb ihr Herz an. Er folgte dem Aderlass stromaufwärts, folgte ihm die Kehle hinauf, entfaltete sich in ihrem blutgetränkten Mund und brüllte in die Freiheit.
     
    Elín knurrte an seinem Arm, saugte den heiligen Saft wie besessen auf und war kurz davor, seine Haut zu zerreißen.
    „Langsam, Elín. Du bekommst, soviel du brauchst“, versprach Thanju ihr. Doch die Kraft, mit der sie an ihm zerrte, wurde mit jeder Sekunde größer.
    Während ihres Schlafes hatte sie angefangen zu zittern und zu schwitzen. Ihre Bewegungen waren immer unruhiger geworden. Doch noch bevor er sie hätte wecken können, war sie wie von Sinnen aufgesprungen und gegen den Spiegel gestürzt. Ju hatte sofort gewusst, was los war. Und in diesem Moment war es nicht Elín, die sein Blut nahm, sondern ihre Bestie. Er hoffte nur, dass er seine Frau zurückholen könnte, indem er sie immer wieder ansprach.
    Plötzlich gab sie seinen Arm frei und sprang ihn an.
    Elíns kleiner Leib umklammerte seinen Oberkörper wie ein Schraubstock. Sie schlug die Fänge in seine Halsschlagader und warf ihn zurück.
    „Elín! Nicht!“
    Zwischen schmatzenden Schlucklauten grunzte sie drohend hervor und zog an der Wunde, als würde sie fressen, schlang die Beine um seine Hüften und versenkte die Klauen in seinem Rücken, ohne dass er sich wehren konnte. Ju taumelte gegen die hintere Wand, versuchte, ihren Körper von sich zu stemmen. Aber zwecklos. Er schaffte es kaum, ihren Brustkorb mit den Händen zu lösen, so fest hielt sie sich, klebte förmlich an ihm. Ju ergriff ihr feines Haar und zog am Kopf, was sie nur veranlasste, sich noch tiefer in seinen Hals zu verbeißen.
    „Elín, du musst aufhören!“, rief er und wusste doch, dass sie ihn nicht hören konnte. Er presste die Zähne zusammen und knurrte unweigerlich. „Solan! Du verlierst dich!“
    Immer mehr Blut verließ seinen Körper und pumpte ihren voll. Er wurde zunehmend schwächer. Und sie würde nicht aufhören. Elíns Bestie würde ihn töten, würde seinen Körper komplett aussaugen und Amok laufen. Vor seinen Augen verschwamm die Welt in einem schwarzen Strudel. Ihr heißer Leib versengte seine Haut, umspannte ihn immer fester. Zwei Rippen brachen und drückten in sein Herz, das vor Panik schlug und dennoch nichts gegen die lähmende Stille in ihm ausrichten konnte. Er sackte zusammen, fiel auf die Knie und begrub den kleinen Körper unter sich, dem seine Last längst nichts mehr ausmachte.
    „Elín, nicht …“ Seine Stimme kam nur noch schwach. Die Kehle wurde trocken, seine Haut riss an Händen und Schultern auf. Wenn sie ihn tötete, würde sie vor das Tribunal der Ahnen kommen und ihre Bestie würde ihr entrissen werden – eine unglaublich schmerzhafte Tortur, die das Leben beider zwangsweise beendete. Seine Frau würde sterben. Ihm nicht nach Enûma folgen, wie es für gebundene Gefährten vorgesehen war, sondern in den Abgrund fallen, aus dem keine Seele je zurückkehrte.
    „Ich liebe Dich“, murmelte er in einem letzten Versuch, zu ihr durchzudringen, und konnte die Augenlider nicht mehr heben.
    Der Tod griff nach ihm, nicht zum ersten Mal. Doch in diesem Moment verspürte Ju erstmals Bedauern darüber. Er wollte nicht sterben. Und vor allem wollte er nicht, dass Elín

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