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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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der von Blumenkästen und Säulen umrandet war und direkt auf eine breite Treppe zuführte. Oberhalb der Stufen zeigten sich die Spitzen des Palastes, wie sie vermutete. Vier schwarze Zwiebeltürme umringten einen fünften, größeren in ihrer Mitte. Der Bau darunter war ebenfalls aus hellgrauen Natursteinen errichtet, besaß vier Türme und ein Hauptgebäude. Je mehr Stufen sie erklommen, desto weiter konnte Jolina sehen. Warmes, flackerndes Licht reichte aus unzähligen Fenstern des burggleichen Palastes hinaus in den dunklen Tag. Und die Säulen der Treppe säumten auch den Weg, der sich oben angekommen anschloss. Wohnhäuser und weitere Geschäfte befanden sich rechts und links von ihnen. Am Ende konnte sie eine Art Uferpromenade erkennen, an der sich große Bäume mit rotem Blattwerk entlang reihten. Und in der Mitte führte eine Brücke hinüber zum Schloss.
    „Gehen wir direkt zum König?“, fragte Jolina.
    „Ja.“
    „Sind wir denn angemeldet?“
    Er lachte. „Müssen wir nicht.“
    „Aha“, antwortete sie wenig überzeugt.
    Als sie sich der Brücke näherten, entdeckte Jolina junge Frauen, die dort knieten und bunte Blumenkränze in den Händen hielten. Daman blieb vor ihnen stehen. Eine nach der anderen erhob sich, ging auf ihn zu und hängte ihm den Kranz um den Hals, wobei er sich weit nach unten beugen musste, damit sie über seine Hörner langten. Anschließend wichen sie zurück und gaben den Weg zum Schloss frei. Der Sator bedankte sich mit einer Verbeugung, die nicht annähernd so tief reichte wie die der jungen Frauen. Und Jolina beschlich so langsam das Gefühl, dass Daman eine achtsame Stellung innerhalb dieses Reiches einzunehmen schien. Vielleicht war er doch kein Verbrecher, sondern eher ein ehrenhafter Krieger … Sie würde es bald erfahren.
    Auch die gemauerte Brücke, die sie nach ihm betrat, wurde von runden Laternen erhellt. Unter ihr wirbelte ein Fluss hindurch, dessen Wasser im Schein der Beleuchtung rot schimmerte. Die Halbgöttin folgte dem Verlauf mit den Augen stromaufwärts – die Quelle des Gewässers schien innerhalb der angrenzenden Berge zu liegen.
    „Warum ist das Wasser rot?“
    Daman drehte sich zu ihr um und ging rückwärts weiter, hielt mit der rechten Hand den Riemen auf seiner Schulter fest. „Es ist Bluuut“, antwortete er mit unheilvoller Stimme.
    „Wie bitte?“
    „Kleiner Scherz!“ Er zwinkerte. „Das hängt mit den Metallen zusammen, die den Boden hier anreichern. Auch die Erde ist rot.“
    „Tatsächlich? Ihr habt anderen Boden als wir?“
    „Hier ist vieles anders als bei dir, mein Mädchen“, grinste er und drehte sich wieder zurück.
    Jolina verdrehte die Augen und beließ es dabei.
    Sie überquerten die Brücke und gingen nun geradewegs auf das Eingangstor des Palastes zu. Von hier betrachtet wirkte er monströs und gleichzeitig königlich erhaben. Riesige Bäume umringten ihn, mit Kronen, die genauso blutfarben schimmerten wie der Fluss. Die Halbgöttin spähte an Damans breitem Kreuz vorbei und entdeckte zwei Wachen, die den Eingang mit gekreuzten Hellebarden versperrten. Je näher sie kamen, desto größer wurden die beiden. Konnten das normale Satoren sein? Sie überragten Daman um mindestens eine Körperlänge – wahrhaftige Riesen. Schwere Rüstungen umspannten ihre Körper vom Scheitel bis zur Sohle, mussten ein Gewicht haben, das Jolina niemals stemmen könnte. Aus den Helmen stachen silberfarbene Hörner hervor, das einzig erkennbare Indiz ihrer Abstammung.
    Daman ging geradewegs auf die gekreuzten Hellebarden zu. Mit einem Ruck wichen die Wachposten nach außen, stemmten die bleiernen Stiefel krachend auf den Boden und gaben den Eingang frei. Der Sator passierte sie. Jolina folgte ihm, obwohl sie der Situation nicht ganz traute. Unter den Helmen der zweimannshohen Satoren drang ein tierhaftes Schnaufen hervor, das ihren Gang beschleunigte.
    Als sie das Tor durchschritten hatten und den Innenhof des Palastes überquerten, wurden die Hellebarden hinter ihnen wieder zu einer undurchdringlichen Barriere gekreuzt.
    Den Hof schmückten Blumenbeete, kleine Bäume und Sträucher, wobei alle Pflanzen diesen rötlichen Farbstich aufwiesen. Rechts und links gab es mehrere Eingänge und einen größeren geradeaus. Daman stiefelte vorwärts, als würde er den Weg zum tausendsten Male gehen – als wäre er hier … zu Hause. Jolina wurde langsam skeptisch. Wen hatte sie sich da nur angelacht?
    Er sprang die drei Stufen zum Hauptgebäude mit

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