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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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sich umzusehen. Beide tauchten nicht mehr auf.
    Und Roven war gelinde ausgedrückt entsetzt darüber, wie schwer es ihm fiel, zu akzeptieren, dass seine Solan ihr Leben für das eines Feindes riskierte.
    Er atmete tief ein und sprang ins Wasser, das ihm wie ein eisiges Messer in die Glieder fuhr und seine Kleidung sofort durchdrungen hatte. Nur dank Nahams Kräften behinderten ihn der lange Mantel und die schweren Stiefel nicht. Der Akkadier spähte ins Dunkel und konnte weiter unten ein leuchtendes Augenpaar erkennen. Mit schnellen Zügen gelangte er tiefer und verdrängte die Erinnerung an seinen Tod vor mehr als siebenhundert Jahren, der in einem ähnlich kalten Gewässer stattgefunden hatte.
    Weit unter der Meeresoberfläche erkannte Roven, dass Selenes Augen ihm den Weg gewiesen hatten. Sie verschwand in einem Entwässerungskanal, der sich in der Außenwand des Hafens befand und dessen Gitter vermutlich von Danica aus den Angeln gerissen worden war. Der Durchmesser betrug gut drei Meter. Roven schwamm hinterher und konnte nur schemenhaft die Körper der anderen ausmachen, die sich mühsam durch die Dunkelheit kämpften. Der Tunnel vollführte eine leichte Aufwärtsbewegung, was die Hoffnung in ihm schürte, bald ein Luftloch zu erreichen.
    Und tatsächlich.
    In die kalte Finsternis bildete sich ein Leuchten. Durch das Wasser hindurch sah er ein entferntes Licht, das in Unruhe gebracht wurde. Als sein Lungenvolumen an die Grenzen stieß, beschleunigte Roven seine Bewegungen. Die aufkommende Panik trieb ihn an. Nach drei weiteren Zügen durchbrach er die Oberfläche und holte hastig Luft, nahm seine Umgebung erst nach und nach wahr.
    Weiter vorn kniete Elín im seichten Wasser und rang keuchend nach Atem. Sie leuchtete, ihr Gesicht und ihre Hände, sicher auch der Rest des Körpers, der unter der Kleidung verborgen blieb. Sie sandte dieses goldene Licht aus, was er gesehen hatte. Als stünde sie kurz vor der Wandlung. Doch während Roven sich sorgte, stand Ju unbeeindruckt neben ihr und wrang seinen Leinenmantel aus.
    Der Schotte schwamm langsam vorwärts, bis er Boden unter den Schuhen spürte, und watete aus dem Wasser heraus. Selene lehnte sich mit rasselndem Atem gegen die Außenmauern des Tunnels, hatte die Augen geschlossen.
    „Alles okay?“, fragte er.
    Sie sah ihn an, bis ihre leuchtenden Iriden wieder das dunkle Rot zurück gewannen, und nickte mehrmals.
    Roven blickte in die vor ihnen liegende Finsternis, versuchte etwas zu erkennen. Mehrere Kanäle führten nach rechts und links weg. Es schien sich um ein altes Regenabwassersystem zu handeln. Nicht ungewöhnlich für Tarykaktivitäten. Blieb abzuwarten, was sie hier finden würden.
     

Kapitel 26
     
    Elín starrte auf ihre leuchtenden Hände und hustete, bis ihr Rachen brannte. Sie hatte ihren Lungen eindeutig zu viel zugemutet, als sie panisch Wasser eingesaugt hatte. Doch Naham beseitigte die Schäden bereits und nach ein paar weiteren Atemzügen wurde es langsam wieder besser.
    Sie stand mühsam auf, stützte sich auf die Knie und hob den Blick zu Ju, der in seinen zerknitterten Mantel schlüpfte.
    „War mal wieder ein Klacks für dich, wie?“ Ihre Worte kamen rauchig und kratzend.
    Er schaute sich zu ihr um und presste die Lippen aufeinander, als müsste er ein Lächeln unterdrücken. „Für dich etwa nicht, Glühwürmchen?“
    Die Akkadia kniff die Augen zusammen und heuchelte ein Lächeln. Das würde sie ihm noch heimzahlen. Oder besser nicht? Elín war verwirrt. Plötzlich hatte sie Angst, diesen schönen Mann kaputt zu machen.
    Thanju hielt ihr seine Hand hin. Sie griff zu und ließ sich schwungvoll in seine Arme ziehen, die sie mit eiserner Kraft umspannten, als wollte er ihr etwas beweisen. Vielleicht würde er doch nicht so leicht zerbrechen. Der Akkadier hob Elín an seinen Körper gepresst hoch und drückte ihren Anorak so fest zusammen, dass das enthaltene Wasser plätschernd zu Boden fiel und sie selbst einen quietschenden Laut von sich gab. Mit ihm auf Augenhöhe konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Fast war sie versucht, ihn zu küssen. Doch diesen Triumph gewährte sie ihm nicht.
    Selene und Roven gingen an ihnen vorbei. Und Elín wollte ihren Blick nicht lösen. Sie versank in diesen dunklen, ernsten Augen und konnte das berauschende Kribbeln in ihrem Bauch kaum mehr ignorieren. Sie war so dermaßen verrückt nach ihm, dass sie sich nur mit Mühe davon abhielt, die Arme um seinen breiten Körper zu legen und sich an

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