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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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nahm. Doch das Schlucken fiel ihr schwer. Zu viel Unruhe waberte durch ihren Körper.
     

Kapitel 25
     
    Elín saß nackt auf dem eiskalten Boden des Schlafgemaches einer ihr unbekannten Tarykkönigin, hatte die Knie angezogen und mit den Armen umschlungen und starrte auf Danica, die sich seit Jus Verschwinden keinen Zentimeter bewegt hatte. Bis auf das Schluchzen, das ihren Körper immer wieder schüttelte.
    Sie war allein mit einer erfahrenen und gleichzeitig unberechenbaren Akkadia und Ju hatte aus irgendeinem Grund darauf vertraut, dass Danica ihr nichts tun würde. Aber je länger sie weinte, desto überzeugter war auch Elín davon.
    Bei Einbruch der Nacht hatten sie sich beide zurückverwandelt. Seitdem überzog ein kühler Schweißfilm ihren Körper. Was im Gegensatz zu der erstickenden Hitze ihres Kontrollverlustes durchaus angenehm war. Und die Rückverwandlung an Jus Seite hatte auch fast nicht wehgetan, wenn man über die sich verschiebenden Knochen und wandernden Muskeln mal hinwegsah.
    Alles, was heute passiert war – ihre Wandlung zur Bestie, die durchgeknallte Unsterbliche am anderen Ende des Raumes, selbst die Tatsache, dass Ju allein nach Reykjavík zurückgekehrt war, um ihre Sachen zu holen und weil er Danica nicht sich selbst lassen wollte – machte ihr wirklich nicht viel aus. Aber was sie frösteln ließ, vom Scheitel bis zur Sohle, vom Herzen bis zur Haut, war das entsetzliche Gefühl von Jus sterbendem Körper in ihren Händen. Eine Erinnerung, die sie jetzt dazu brachte, sich selbst festzuhalten, um nur irgendetwas anderes zu spüren.
    Sie hätte ihn getötet.
    Sie, eine Heilerin, wie er sie genannt hatte, jemand, der Leid beseitigen und es nicht fordern sollte, hatte ihren Gefährten töten wollen, das Leben des mittlerweile wichtigsten Mannes ihres Daseins beenden wollen. Und Elín wäre auch erfolgreich gewesen, hätte er sich nicht zur Wehr gesetzt.
    Das könnte eine Beziehung durchaus belasten.
    Sie erinnerte sich an sein schlagendes Herz, als hätte es in ihrer Hand gelegen, als hätte sie nur zuzudrücken brauchen, um es zum Schweigen zu bringen. Immer langsamer hatte dieser Muskel in Thanjus Brust gearbeitet, schwerfällig, beinahe flehend, als sie es dem Blutentzug ausgesetzt hatte. Und es war ein berauschendes Gefühl von Macht gewesen, das mit jedem Schluck in ihren Körper gedrungen und von ihm Besitz ergriffen hatte. Die Macht, einen tausendjährigen Unsterblichen töten zu können.
    Elín überkam eine Gänsehaut, so heftig, dass sie zusammenzuckte. Ihre Muskeln taten weh, waren überbeansprucht worden, genau wie vor ein paar Tagen, als sie mutterseelenallein im Nirgendwo erwacht war. Der Unterschied zu heute lag nur darin, dass sie mittlerweile jemanden hatte, an den sie sich anlehnen konnte, wenn es ihr mies ging.
    Sofern sie ihn denn lang genug am Leben ließ.
    Danica gab ein Stöhnen von sich. Elín schaute auf und sah sie über den Boden robben, auf irgendetwas zu kriechen, was für Elíns Augen unsichtbar blieb. Sie jammerte und murmelte vor sich her.
    Das reichte! Noch länger ertrug Elín diesen Anblick nicht.
    Die Akkadia stand auf und lief mit wackligen Beinen zum Bett hinüber, kniete sich neben die ausgemergelte Fremde und versuchte sie zu beruhigen.
    „Danica?“ Elín flüsterte nur, um sie nicht zu erschrecken. „Du bist nicht mehr allein. Wir werden dir helfen.“
    Danica keuchte und redete in einer Sprache, die Elín nicht verstand, was angesichts ihrer neu erworbenen Kenntnisse ungewöhnlich war. Es hörte sich alt an. Und immer wieder murmelte sie das Wort Pesaerem. Die Rothaarige drehte sich auf den Rücken und starrte mit feuchten Augen an die Decke, plötzlich wieder ganz still, als wäre sie zurück in den Abgrund gefallen, aus dem sie nur selten herauskam. Es brach Elín fast das Herz. Sie musste doch etwas tun können! Irgendetwas, das Danica half. Immerhin war sie eine Heilerin und aufgepumpt mit Thanjus Blut. Da strömte so viel Macht durch ihre Adern, dass sie dankbar wäre für ein Ventil, für irgendjemanden, den sie heilen konnte.
    Vom Tatendrang gepackt legte sie ihre Hand behutsam auf Danicas knochigen Unterarm. Sie reagierte nicht, zuckte nicht zurück und schrie sie nicht an. Von Vorteil, wenn man jemandem helfen wollte. Elín nahm die kalte Hand, legte sie auf ihr Brustbein und bedeckte sie mit ihren eigenen. Sie folgte ihrem Bauchgefühl. Ob das so funktionieren würde, wusste sie nicht.
    Die Akkadia schloss die Augen und konzentrierte

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