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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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die Drachen am Himmel fliegen.
    Doch irgendetwas war heute anders als sonst. Anstelle Freiheit und Ruhe in sich zu verspüren, beschäftigte ihn ein Gefühl von Ungeduld. Der weiße Himmel vor seinen Augen begann zu vibrieren, die Drachen verschwanden und an ihre Stelle traten schwarze Löcher. Das Bild in Thanjus Kopf flackerte, wurde unwahr und er nicht mehr Teil dieser Welt.
    Sein Zufluchtsort brach in sich zusammen, zerfiel in alle Einzelteile.
    Und noch ehe Thanju den Rückzug zur Realität antreten und die mögliche Ursache für diese Störung suchen konnte, wurde er vom Gipfel weg und zurück in sein kaiserliches Schlafgemach katapultiert. Die Faust einer Palastwache raste auf sein Gesicht zu und traf ihn mit voller Wucht. Nicht zum ersten Mal, wie er anhand des Blutgeschmacks auf seiner Zunge registrierte. Seine Nase knackte. Schlagartig fluteten Schmerzen seinen Körper.
    Eine Falle!
    Jemand hatte ihn verraten und die Tür zu seinen privaten Räumen geöffnet.
    Thanju war gefesselt worden, bekam einen Schlag nach dem anderen ins Gesicht und sah den Kanzler in der hinteren Ecke seines Zimmers stehen. Gelangweilt von der Szenerie, die nur er verschuldet haben konnte.
    Die Sicht des Kaisers verschwamm mit jedem donnernden Hieb. Das also hatte er erreicht. Dank seiner Torheit, seines Übermutes dem Kanzler gegenüber.
    Dass die Prügel nicht das Ende sein würden, war ihm klar, wurde ihm mit jedem Knacken in seinem Schädel deutlich.
    Sein Blick schwärzte sich und das Letzte, woran er denken konnte, war Li Zhu.
    Ju schnappte nach Luft, als die Erinnerung ihn wieder freigab.
    Nachdem ihn die Wachen aus seiner Tiefenmeditation gerissen und bewusstlos geschlagen hatten, war er nicht mehr aufgewacht. Dass er durch zehn Schwerter in seinem Körper gestorben war, hatte er erst nach seinem Tod erfahren. Doch neben der Tatsache, dass Zhu Wen Jus eigenen Sohn zum Kaiser erhoben hatte, verblasste diese Grausamkeit.
    Das Feuer zwischen ihm und der Akkadia brannte hinunter. Ein Blick nach rechts zeigte ihm, dass sich der Tag dem Ende neigte. Elín musste seit fast zwei Stunden in ihrer Meditation versunken sein. Und er selbst hatte kein Auge zugetan. Das Ende seiner Kräfte wäre bald erreicht. So erschöpft hatte er sich ewig nicht gefühlt. Gefühlt – schon wieder dieses Wort.
    Doch tatsächlich war es ein Gefühl, dass ihn erfasste.
    Er fühlte sich … verloren.
    Hatte sich der Kontrolle seines Lebens entäußert. Ganz bewusst in eine Situation begeben, die nicht nur ihn gefährdete, sondern auch alle um ihn herum. Auch Elín.
    Plötzlich trat aus den schmalen Schlitzen ihrer geschlossenen Augen weißes Licht.
    Ein Licht, dass in Ju einen Sturm von Verlangen auslöste.
    Elíns Bestie öffnete die Augen und betrachtete ihn mit Interesse.
    „Akkadier“, schnurrte sie. „Du musst dich nähren!“
    Ju mahlte auf seinen Zähnen und schluckte. Sein Magen schickte ein Grollen hinauf durch seine Kehle und sehr bewusst nahm er wahr, dass er auch hierbei, genau jetzt, die Kontrolle verlor.
    Er schaute kurz nach rechts ins Halbdunkel der Dämmerung.
    Noch zu früh, um zu fliehen.
    Selbst zu schwach, um sich zu teleportieren.
    Die Akkadia zog ihre kleinen Hände aus seinem Griff, führte ihren Unterarm zum Mund und lächelte. Zwei winzige Fangzähne blitzten hervor und versanken sogleich in ihrer Pulsader.
    „Nicht!“, entfuhr es Ju, dessen Kehle mehr und mehr austrocknete.
    Der süße Geruch akkadischen Blutes schoss in seine Nase und ließ auch seine Fänge wachsen. Herrin im Himmel! Er war verloren – ganz und gar.
    Elíns Bestie erhob sich mit dem Arm an ihrem Mund, kam zu ihm herüber und kroch auf seinen Schoß. Und Thanju ließ all das mit sich geschehen, war vollkommen erstarrt und unfähig, auch nur irgendeinen Widerspruch einzulegen. Mit großen Augen und offen stehendem Mund schaute er auf die Akkadia, die zierliche Frau, deren unschuldige Lippen eine tiefe Wunde in ihrem eigenen Fleisch offenbarten.
    Sie drückte ihm den Arm auf den Mund.
    Aus dem berauschenden Duft wurde ein überwältigender Geschmack, der Jus Iriden schlagartig zum Glühen brachte. Seine Fänge drängten in Elíns Haut hinein und nahmen alles, was sie kriegen konnten.
    Er schluckte. Trank von dem hilflosen Wesen, dessen er sich angenommen hatte. Strapazierte ihre kleine Ader und ihren Kreislauf.
    Und sie seufzte selig. War mit allem einverstanden.
    Der Akkadier schloss seine Augen und versank im Hunger.
    Er umarmte Elín, zog ihren Körper

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