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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Sinn.“
    „Was du während einer Meditation siehst, muss nicht zwangsläufig Sinn ergeben, trotzdem kann es die Wahrheit sein.“
    „Warum hast du das gemacht?“
    Sein Kopf wich ein Stück nach hinten. „Was?“
    „Die verfluchte Meditation!“
    „Weil es dir hilft.“
    „Wobei hilft?“
    „Du konntest nicht schlafen“, erinnerte er sie.
    „Das glaube ich dir aber nicht!“
    „Dass du nicht schlafen konntest?“
    „Nein, zum Teufel!“, rief sie wütend. „Dass du es nur deswegen gemacht hast!“
    „Ob du das glaubst, ändert nichts an der Tatsache.“
    „Ahh!“ Elín drehte sich von ihm weg, würgte die Luft mit ihren Händen und stellte sich vor, dass es Jus Hals wäre. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du so richtig ätzend bist?“, knallte sie ihm an den Kopf und schaute ihn wieder an.
    Seine Miene bewegte sich nicht.
    Er wurde weder wütend noch antwortete er und Elín war sich plötzlich sicher, dass bislang niemand so etwas zu ihm gesagt hatte und dass sie ihn damit womöglich verletzt hatte. Oder aber es ließ ihn vollkommen kalt. Was sie glaubte oder dachte, spielte ja schließlich keine Rolle.
    „Elín, –“
    „Mann, Ju! Herrgott nochmal! Ich stehe hier vor dir“, fiel sie ihm ins Wort und legte den Kopf schief. „Du brauchst nicht ständig meinen Namen sagen, als wärst du irgendein versnobter Lehrer, der mich zur Ordnung ruft!“
    Sollte er doch wütend werden! Dann wäre er wenigstens er selbst und nicht dieses kontrollierte, tote Etwas.
    Elín stemmte die Hände in die Hüften und wartete auf seinen Konter.
    Er aber kehrte ihr den Rücken zu und nahm wieder am Feuer Platz.
    „Na toll! Bitte! Dann bock eben!“, rief sie ihm zu, drehte sich um und setzte sich auf ihren Hosenboden.
    Blöder Arsch! Elín verschränkte die Arme vor der Brust und schnaufte.
    Doch es dauerte nicht lange, bis sie die Bilder ihres Traumes wieder einholten.
    Ein Traum, genau. Trugbilder. Falsche Erinnerungen. Mehr konnte es nicht sein.
    Nur warum hatte es sich dann so … real angefühlt?
    So verdammt real?
    „Es war eine Erinnerung“, sagte eine heisere Stimme hinter ihr.
    Hatte sie laut gedacht? „Wie …?“
    „Ich kann die Falte zwischen deinen Augenbrauen bis hierher sehen.“ Sie hörte, wie er sich umdrehte. „Elín, erzähl mir doch, was passiert ist. Was du gesehen hast.“
    Elín schaute über ihre linke Schulter und fand seinen Blick – überraschend sanft. „Und warum glaubst du, dass du mir helfen kannst?“
    Ju überlegte und fuhr sich mit einer Pranke über den nackten Kopf, eine schon beinahe zu menschliche Geste für ihn. „Es gibt Dinge, die geschehen aus einem bestimmten Grund. Seelen, die auf der Suche nach etwas Gestohlenem sind … und etwas vollkommen anderes finden. Menschen, die ihren Platz im Leben verloren haben und ein Geleit benötigen. Fragen, die man eigenartiger Weise nur gemeinsam mit einem völlig Fremden ergründen kann.“ Elín versank in dem Schwarz seiner Iriden. „Solche Dinge geschehen. Man nennt es Schicksal. Und weil ich überzeugt bin, dass so etwas hier gerade mit uns beiden passiert, würde ich gern alles versuchen, um dir zu helfen.“
    Es war das Ehrlichste, was sie seit langem von ihm gehört hatte. Mann! Dieser Typ besaß tatsächlich ein Herz. Und Elín musste sich eingestehen, dass es sie reizte, dieses Herz zu entdecken. Mit allen Tiefen und düsteren Geheimnissen, die es offenbaren konnte, dessen war sie sich sicher.
    „Entschuldige, was ich vorhin gesagt habe. Ich … hab’s nicht so gemeint.“
    „Doch, das hast du. Aber das ist in Ordnung. Du bist nun mal eine ehrliche Haut. Und ich lerne gerade, damit umzugehen.“
    Ihr schlechtes Gewissen beruhigte sich nicht. Im Gegenteil, es wurde sogar noch größer. Aber weitere Entschuldigungen würden sein Ego wohl überstrapazieren. „Kann ich mich zu dir setzen?“
    „Natürlich“, nickte er.
    Elín erhob sich, tapste in ihren Socken zu ihm hinüber und setzte sich in angenehmem Abstand zu ihm.
    Ju schaute aufs Feuer, schien sich darauf konzentrieren zu wollen.
    „Also“, begann sie, weil er nichts mehr sagte. „Ich hab mich selbst gesehen, aber … es war kein Traum, denke ich. Keine Einbildung. Dafür hat es sich zu echt angefühlt. Ich konnte mich in diesem Moment wirklich daran erinnern, kann es jetzt noch. Als hätte jemand ein kleines Licht angeknipst, diese Ecke meines Verstandes wieder erleuchtet. Der Mist, den ich gesehen habe, ist wirklich geschehen.“ Elín erzählte

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