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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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rutschte zwei Meter von ihm weg. Doch seine Miene war undurchschaubar wie immer. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was er dachte.
    „Ich habe dich nicht beeinflusst.“
    „Woher weißt du immer, was ich denke?“
    „Ich kann deine Gesichtszüge gut deuten. Das ist alles. Gedankenlesen gelingt mir nur bei Menschen.“
    Die Bedeutung seiner Aussage sickerte nach und nach in ihren Verstand. Er hatte Menschen gegenüber eine Gabe, die er bei ihr nicht anwenden konnte.
    Nicht bei ihr, weil –
    „Wir sind beide keine Menschen, Elín.“
    „W…?!“ Sie stockte. „Du hast sie jawohl nicht mehr alle!“
    „Ich wüsste nicht, was mir fehlen sollte.“
    „Na … alle Latten am Zaun!“
    Er kniff die Augen zusammen. „Ich bin bei Verstand. Mehr als du denkst. Wenn du mir nicht glaubst, zeige ich es dir gern.“
    „Bitte!“ Elín verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Nicht hier.“
    Ju stand auf und trat das Feuer mit den bloßen Füßen aus, ohne einen Mucks von sich zu geben. Er schulterte das Bambusrohr und lief Richtung Höhlenausgang.
    Die plötzliche Dunkelheit erschreckte sie. Elín erhob sich und wirbelte herum. Jetzt durfte sie ihm also auch noch nachlaufen. „Mistkerl!“, entfuhr es ihr.
    „Das habe ich gehört“, rief er von vorn, während er weiter in die Nacht hinausstolzierte.
    Sie schnaufte, zog sich hastig ihre Stiefel über, nahm seinen Mantel im Vorbeigehen auf und warf ihn sich um die Schultern.
    Draußen wehte ihr nasskalter Wind durchs Haar. Elín orientierte sich in der Dunkelheit. Neuer Schnee war nicht gefallen. Der Himmel glänzte klar und nackt über ihr und Ju stapfte weiter vorn einen Rhyolithhügel hinauf. Als er oben ankam, schaute er sich um. Der Mond warf kühles Licht auf seine riesenhafte Gestalt. Im Profil wirkte er mit den asiatischen Gesichtszügen und dem langen Zopf am Hinterkopf wie ein Krieger aus anderen Zeiten.
    Kein Mensch.
    Elín wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. War so etwas möglich? Sie hatte gesehen und miterlebt, was passiert war. Hatte es gespürt. Die einstige Wunde an ihrem Arm pulsierte angenehm und trotz des Blutverlustes fühlte sie sich frisch und ausgeruht.
    Was immer er ihr zeigen wollte, sollte er es doch tun. Angesichts der Leere in ihrem Kopf wäre etwas Erleuchtung wohl nicht schädlich.
    „Suchst du was?“, fragte Elín höhnisch und stieg zu ihm hinauf.
    Ju wandte sich ihr zu und strafte sie mit seinem erheiternd ernsten Blick. „Hab’s schon gefunden!“, grunzte er und ging weiter.
    Elín schmunzelte. Mit jedem Mal, da sie ihn neckte, wurde er menschlicher. Stolz auf sich selbst schlenderte sie ihm hinterher. Menschlicher, na ja, was immer das heißen mochte.
    Langen Schrittes überquerte Ju die felsige Hügellandschaft. Gras bewachsene Weiden folgten, gespickt durch dampfende, kleine Wasserlöcher. Und vor einer etwa fünf Meter breiten warmen Quelle blieb er stehen.
    Elín trat näher und schaute ihn an.
    „Sieh hinein!“
    „Hmm? Ins Wasser?“
    Er ging einen Schritt weg und machte ihr Platz.
    Elín stellte sich an den Rand der Quelle und schaute hinein.
    Sie sah ihr eigenes Spiegelbild. Sah, wie sie die Stirn runzelte, und wusste doch nicht, was sie erwartet hatte. Das jedenfalls war es nicht gewesen.
    Ihr Gesicht … wirkte feiner, ihre Augen größer und viel heller. Hatten sie sonst ein trübes Blaugrau besessen, so strahlten sie jetzt in einem intensiven Eisblau. Ihr Haar war nicht mehr aschblond, sondern heller, warmblond – Elín lächelte – als hätte sie die Sonne selbst auf ihrem Kopf.
    Ein fürchterliches Gebrüll ertönte hinter hier und ließ sie drei Meter weit weg springen. Zu Tode erschrocken und mit rasendem Herzen hockte sie auf allen Vieren im Wasser und starrte Ju entsetzt an.
    „Was zur Hölle?!“, schrie sie und hielt inne, als sie erkannte, dass seine Augen wieder weiß leuchteten. „Ju?“
    Elín zitterte vor Angst. Ihr ganzer Körper war angespannt und pumpte Blut in jede Zelle.
    „Sieh nach unten.“ Seine Stimme klang monströs. Das Gesicht wirkte noch kantiger und schärfer als sonst.
    „Warum –?“
    „Sieh“, brüllte er, „nach unten!“
    Sie blickte hinab und blinzelte, wurde von irgendetwas geblendet. Das Wasser beruhigte sich langsam und ließ ihr Spiegelbild wieder klarer werden.
    „Ach, du Scheiße!“ Ihre Augen leuchteten genauso wie Jus – weiß, mit nur einem schmalen, schwarzen Schlitz in der Mitte.
    Elín fiel rückwärts und plumpste schockiert ins Wasser. Sie rieb

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