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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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wurden. „Es wird bald hell, oder?“
    „Ja.“
    „Und dann?“
    „Dann sollten wir nicht mehr hier draußen sein“, antwortete er monoton.
    „Warum?“
    „Weil wir uns dann obligatorisch verwandeln würden.“
    „Ach, und ich dachte schon, weil wir dann zu Staub verfallen“, grinste sie.
    „Elín, nur weil es Wesen gibt, die sich vom Blut anderer ernähren, heißt das noch lange nicht, dass die Filme und Bücher über sogenannte Vampire wahr sind.“
    Sie überlegte. „Gibt es denn außer uns und den Taryk noch andere dämonische Kreaturen?“
    „Ja. Aber die Wenigsten davon halten sich direkt auf dem Planeten auf.“
    Ihre Augenbrauen hoben sich. „Und wo dann?“
    „Enûma.“
    „Aha“, antwortete sie gedehnt und kam nicht umhin, seinen überheblichen Tonfall zu registrieren.
    Wenige Meter vor der Hütte blieb Ju plötzlich stehen. „Elín, was du gleich sehen wirst, könnte dich schockieren. Obwohl ich hoffe, dass ich mich täusche.“
    „Du machst mir Angst“, gestand sie.
    „Ich weiß.“ Er sah sie an. „Tut mir leid. Alles wird gut, okay?“
    Sie nickte und wäre am liebsten davongelaufen.
    Ju stieg die knarrenden Holzstufen zur Veranda hinauf.
    Die gesamte Hütte wirkte, als würde sie jeden Moment unter der Last des Schnees in sich zusammenfallen. Unmöglich, dass hier jemand wohnte. Und so langsam entstand bei Elín der Eindruck, dass auch sie das Blut, zumindest teilweise, riechen konnte. Irgendwie metallisch. Auf jeden Fall eklig.
    Vor der Eingangstür blieb er stehen und sah sich kurz um, legte dann seine linke Hand auf den vereisten Türknauf und hielt Elín die rechte schützend vor den Körper.
    Mit einer kurzen Bewegung fiel die Holztür quietschend auf, viel zu schnell, viel zu polternd, und gab Elín einen entsetzlichen Ausblick auf die Ursache des Gestanks.
    In der Mitte des dunklen Raumes lagen zwei Körper. Zum ersten Mal verfluchte sie ihre verbesserte Sehkraft. Der Hals der jungen Frau war aufgerissen worden, das Blut überall verteilt. Graue Augen starrten nach oben, der Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Daneben lag ein Körper, der von der Größe her nur einem Kind gehören konnte.
    Die Gerüche von Blut und Fäkalien trafen Elín mit voller Wucht. Sie taumelte rückwärts, fiel die rutschigen Stufen hinab, rollte sich würgend herum und erbrach. In krampfartigen Wellen entleerte sich ihr Mageninhalt, der aus nicht viel mehr als Verdauungssäften und Luft bestand. Aber das machte es nicht erträglicher. Und noch während sie würgte, schämte sie sich dafür. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie grub die Finger in den Schnee. Gleich wäre es vorbei. Jedes Mal, wenn sie sich übergab, wurde ihr bewusst, wie sehr sie es hasste. Doch allmählich ebbten die Krämpfe ab.
    Elín keuchte, wischte sich mit zittrigen Händen über den Mund und hoffte, Ju würde nicht hinter ihr stehen und sie so sehen. Sie kroch rückwärts, drehte sich um und sah hinauf zur Türöffnung.
    „Alles okay?“, fragte er über seine Schulter hinweg.
    Elín nickte, trocknete die Tränen mit dem Ärmel ihres Pullovers und kämpfte mit den abscheulichen Bildern. Betreten würde sie diese Hütte jedenfalls nie wieder.
     
    Ju näherte sich der weiblichen Leiche, ging in die Hocke und betrachtete ihre Verletzungen. Haut und Lippen hatten einen hellgrauen Farbton angenommen, die Augen wirkten glasig und leer, waren aufgerissen und blickten mit Entsetzen an die Decke. Man hatte ihr die Seele herausgerissen und sie ausbluten lassen.
    Seelenreißer würden ihren Geist durch den Mund aufsaugen. Ein schrecklicher Prozess, der dennoch nicht zwangsläufig zum Tod des Körpers führte. Doch Taryk richteten normalerweise keine Blutbäder an. Vermutlich wurde erst nach der Seelenentfernung ihr Hals geöffnet, als wäre der Täter nicht satt gewesen. Er hatte sich in ihre Haut verbissen, Fleisch herausgerissen, Blut getrunken. Doch anhand der riesigen, trockenen Lache unter ihrem Leib vermutete Ju, dass sie nicht durch seinen Biss, sondern den hohen Blutverlust gestorben war. Blieb zu hoffen, dass sie diese Tortur aufgrund ihrer fehlenden Seele nicht mehr wahrgenommen hatte.
    Neben ihr lag ein kleiner Junge, vielleicht acht Jahre alt. Ju berührte das Gesicht des Kindes und drehte den Kopf, bis er die Augen sah. Keinerlei Anzeichen einer Seelentrennung. Er war wohl nur durch die Verletzungen an Hals und Brust gestorben, war dem Täter wahrscheinlich in die Quere gekommen und mit einem einzigen Schlag

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