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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Punkt im weißen Kreis von Hofsjökull. „Da ungefähr muss die Hütte stehen. Und hier …“ Er fuhr mit dem Finger etwa zwanzig Kilometer nach Westen, aufs nächste Blatt hinüber, „sind wir ihm begegnet.“
    „Mhm“, grummelte Roven. „Und die Leichen? Wie lang lagen sie dort schon?“
    Ju schüttelte langsam den Kopf und erinnerte sich an die Bilder. „Jedenfalls länger als eine Nacht. Ein Wunder, dass wir noch keine Aasfresser angetroffen haben.“
    Der Schotte fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Das heißt also, dass unser Freund, sofern er es war, in Richtung Westen und somit in Richtung Küste unterwegs ist. Auf Menschenjagd.“
    „Im schlimmsten Fall“, bestätigte Ju.
    „Klasse!“ Roven sah auf und begegnete seinem Blick. „Dann heißt es also Back to Iceland, Baby!“
    „Wieso nennst du mich Baby?“, fragte Ju und hörte, wie Jason hinter ihm hustend seine Milch ausspuckte.
    Der Schotte grinste ihn offen an. „Du bist schon ein echtes Unikat, Dalan.“
    Er ging hinüber zu dem Jungen und klopfte ihm auf den Rücken, während dieser weiter röchelte und sich die Tränen aus den Augen wischte. „Der Typ macht mich fertig“, keuchte er und hustete erneut in seine Faust.
    Dessen ungeachtet überlegte Ju weiter. „Was machen wir mit den Frauen?“
    Rovens Lächeln verschwand. Das letzte Mal in Island hatte er mit ansehen müssen, wie seiner Gefährtin die Kehle durchgeschnitten wurde.
    „Die dürfen selbst entscheiden“, knurrte er und verließ den Raum.
    Ja. Auch wenn Roven seine Selene schließlich zurückbekommen hatte, saß der Schock über sein Versagen – denn so empfand man als Akkadier – noch viel zu tief. Ju konnte nicht einschätzen, wie Selene angesichts der Konfrontation mit ihrem Mörder reagieren würde. Aber er war sicher, dass er Elín nicht lange auf einer schottischen Burg einsperren konnte.
    Als Jason sich beruhigt hatte, drehte er sich in seinem Stuhl herum und schaute fragend in Thanjus Richtung. „Mittagspause?“
    Das Gesicht des Fünfundzwanzigjährigen war noch immer vom Lachen erhellt. In dem kleinen Bart an seinem Kinn hingen Milchtropfen.
    Ju nickte, warf einen letzten Blick auf die Karten und verließ das Büro dann durch die schwere Stahltür. Hinter ihm wurde lärmende Musik aufgedreht, die die feuchten Gewölbe des Kellers zum Vibrieren brachte. Der Akkadier lief die steinernen Stufen hinauf, trat durch die Verbindungstür und kam rechts von der Treppe in die Eingangshalle.
    Er wollte hoch, um nach Elín zu sehen. Doch von nebenan aus dem Essensraum drang weibliches Gelächter, zu hell für Selenes Stimme.
    Sie war also wieder wach und wohlauf.
    Naham schnurrte.
    Mit langen Schritten erreichte der Akkadier den Torbogen zum kleinen Zwischenraum, in dem ein Bücherregal und eine Couch standen, durchquerte diesen und stieß die Flügeltüren zum Esszimmer auf.
    Elín saß im Schneidersitz auf einem der acht Stühle, hatte ihren Mund so vollgestopft, dass ihre Wangen denen eines Hamsters glichen, und schaute ihn an. Nur ein Augenzwinkern später sprang sie vom Stuhl auf, kam um den Tisch herumgelaufen und warf sich in seine Arme.
    „Gott sei Dank! Es geht dir gut!“, nuschelte sie und verlor Brötchenstücken aus ihrem kleinen Mund. „Ich dachte, ich hätte dich verloren!“ Sie umarmte ihn mit derselben erschreckenden Kraft, die sie nur in Ausnahmefällen aufbrachte. Und Ju konnte nicht anders, als ihr beruhigend über den Rücken zu streicheln.
    „Alles in Ordnung“, murmelte er.
    Selene, die den Platz gegenüber von Elín besetzte, grinste verlegen vor sich her, wagte es aber nicht, in Jus Richtung zu schauen. Roven und Adam kamen mit weiteren Tabletts durch die Schwingtür, die zur Küche führte, und konnten ihr Erstaunen nicht verbergen. Rovens Butler, mittlerweile dreiundsiebzig Jahre alt, grüßte Ju mit einem höflichen Kopfnicken und kümmerte sich dann weiter um den Tisch. Roven selbst grinste schief, gab seiner Solan einen Kuss auf den Scheitel und setzte sich neben sie ans Kopfende der langen mahagonifarbenen Tafel.
     
    „Komm. Du musst auch etwas essen.“ Elín löste sich von Jus warmem Oberkörper, der in ein fremdes schwarzes T-Shirt gehüllt war, ergriff seine rechte Pranke und führte ihn um den Tisch herum.
    Sie kämpfte mit ihrer Fassung, war nicht darauf vorbereitet gewesen, was sein Anblick bei ihr auslösen würde. Elín schwankte zwischen der Angst um ihn, die ihr seit Island in den Knochen saß, und dem Elend, das sie

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