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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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empfand, wenn sie an seinen Sohn dachte.
    „Ich bin nicht hungrig“, murmelte er.
    „Trotzdem.“
    Sie zog den Stuhl neben ihrem zurück und schob den Akkadier darauf, nahm neben ihm Platz und begann, den großen goldumrandeten Teller mit Essen zu füllen. Rovens Butler Adam hatte ganz viele wunderbare Sachen zubereitet – drei gebratene Hähnchen, einen riesigen Berg Kartoffelklöße, Mischgemüse, Blumenkohl und dazu Soße. Außerdem gab es noch Klassisches zum Brunchen – Rührei, Pfannkuchen, gebratenen Speck, Brötchen, Marmelade, frisches Obst, Joghurt, gekochte Eier und ganz viel Wurst, wobei Elín sich eher an die vegetarischen Gerichte hielt.
    Ju betrachtete sie, während sie auf seinem Teller immer mehr Köstlichkeiten anhäufte. Und obwohl sein unverwandter Blick sie durcheinanderbrachte, ließ Elín sich nicht davon abhalten. Sie biss zwischendurch von ihrem Brötchen ab, nahm die nächste Schüssel zur Hand, um etwas vom Mischgemüse auf seinen Teller zu geben, und stellte diese schließlich zufrieden an ihren Platz zurück.
    Die Akkadia schaute auf in Jus Gesicht und fand etwas Unbekanntes darin, etwas, dass ihr eine Gänsehaut bescherte, etwas … wie Zuneigung.
    „Hau rein, Brian!“, sagte sie zu ihm und lenkte sich selbst von dem nervösen Kribbeln in ihrem Magen ab. Musste der Hunger sein. Natürlich. Aber mal ganz ehrlich, wenn man drei Wochen ohne Nahrung hatte auskommen müssen, dann würde wohl jeder Organismus, selbst der einer Unsterblichen, verrückt spielen.
    Der Akkadier neben ihr fing zögerlich an, das helle Fleisch zu schneiden. Er schob Gemüse auf die Gabel, piekste ein Stück Kartoffelkloß auf und schob sich alles in den Mund, wobei ihn jeder der Anwesenden am Tisch ungläubig musterte.
    „Ist was?“, fragte Elín in die Runde und erntete nervöses Kopfschütteln.
    Ju schluckte und ergriff das Wort. „Ich esse sonst nicht.“
    Sie sah ihn an. „Wieso das denn? Ach, das heißt, du trinkst sonst nur?“ Elín verzog das Gesicht. „Das kann nicht gesund sein. Also echt! Zu einer guten Ernährung gehört auch abwechselungsreiches Essen, hab ich erst vor kurzem in meinem neu erworbenen Akkadier-Führer gelesen“, grinste sie breit.
    Thanjus rechter Mundwinkel zuckte einmal, dann sah er wieder nach unten und widmete sich seinem Teller. Elín lächelte triumphierend und aß ebenfalls weiter.
    „Was hast du eigentlich mit dem Vater gemacht?“, fragte er.
    Als Elín das Wort ‚Vater‘ hörte, wurde ihr ganz komisch zumute. „Du meinst, in der Hütte?“
    „Ja.“
    Sie schaute kurz zur Seite und sagte schließlich kleinlaut: „Der ist weggelaufen, als er mich gesehen hat.“
    Elín konnte es nicht sehen, aber sie spürte, wie er grinste.
    „Ich glaub“, setzte sie fort, „ich hab einen ganz schön furchterregenden Anblick abgegeben, als ich in die Hütte gestürmt bin. Er hat die Flinte fallen lassen und ist durch die Hintertür nach draußen gestürzt.“
    „Er wird es überleben“, meldete sich Roven zu Wort. Elín sah nach rechts und musterte das Gesicht des zweiten männlichen Akkadiers. Sein fast weißblondes Haar hing ihm zur Hälfte ins Gesicht, doch nicht genug, um die markant blauen Augen zu verbergen. Er wirkte nett, lange nicht so beängstigend wie Ju. Das mochte auch daran liegen, dass Elín Selene als wirklich nett empfand, womit ihr sogenannter Gefährte in Ordnung sein musste. „Mach dir keine Sorgen um ihn, Elín. Er wird’s vergessen.“
    „Na ich weiß ja nicht, ob man solch ein Erlebnis so schnell vergisst.“
    Roven lächelte und erklärte ihr, dass es für einen normalen Menschen nicht möglich wäre, sich an Begegnungen mit Akkadiern zu erinnern. Er sagte, das sei Bestimmung.
    Es dauerte ein wenig, bis Elín begriffen hatte. „Moment mal“, sagte sie. „Bedeutet das, jeder Mensch, dem ich in Zukunft begegne, wird kurz darauf schon vergessen haben, dass es mich überhaupt gibt?“ Sie sah hilfesuchend zu dem Tibeter neben ihr, doch er hielt schweigend den Kopf gesenkt. „Du hast gesagt, ich könnte irgendwann zurück zu meinen Eltern!“, stammelte sie fassungslos und ließ ihr Besteck klirrend auf den Teller fallen. „Du hast gesagt, ich könnte sie wiedersehen, wenn ich lerne, meine Bestie zu beherrschen!“ Er hatte sie angelogen! „Ju!“
    „Das kannst du“, begann er schließlich. „Doch sie werden dich nicht als lebendig in Erinnerung behalten können.“
    Mehr sagte er nicht. Und Elín fühlte, wie ihre Augen spannten. Spürte,

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