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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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ließen die Wildblumenwiese hinter sich und bogen in den nächsten Wald ein.
    „Wo sind wie hier eigentlich?“, fragte Jolina und spähte ins Dickicht, das so gut wie kein Tageslicht durchließ.
    „Auf halber Strecke zum Reich der Satoren.“
    Die Halbgöttin drehte sich erschrocken zu ihm. „Das heißt, wir werden ihr Gebiet durchqueren?“
    „Einen anderen Weg gibt es nicht“, antwortete er, ohne sie anzusehen, und lenkte den Mustang um eine enge Kurve. „Keine Sorge, ich passe auf dich auf.“
    Jolina betrachtete sein Profil. Unter der hohen Stirn verliefen schmale Augenbrauen schräg nach oben. Dunkle Wimpern umrandeten die silberfarbenen Augen. Seine Nase war schlank und lang und seine Lippen – nun ja, sie waren sehr schön, diese Lippen, sündhaft geschwungen sahen sie genauso weich aus, wie sie sich angefühlt hatten.
    Richtig.
    Es gab momentan nicht viel, was Jolina wusste. Aber dafür, dass Daman auf ihrer Seite stand, war sie dankbar.
     
    Gefühle hatten für Thanju nie wirklich eine Herausforderung dargestellt. Neuerdings kamen und gingen sie und momentan empfand er gar nichts. Vermutlich hatte dies mit seiner Nahtoderfahrung zu tun – woraus andere neuen Lebenswillen schöpften, blieb für ihn nur die Verbitterung darüber, das er tatsächlich noch existierte.
    Während der Akkadier die Stufen hinauf schritt, wohl wissend, wohin er gehen würde, überlegte er, ob er ein schlechtes Gewissen haben sollte. Elíns Enttäuschung hatte bei ihm durchaus eine Reaktion ausgelöst, doch dagegen standen die Gründe, die er für seine Verschwiegenheit gehabt hatte. Sie hätte es weder verstanden noch hätte es ihr geholfen, zu wissen, dass ihr altes Leben hinfällig war – eine Lektion, die Ju selbst auf schmerzhafte Weise gelernt hatte.
    Er erreichte die Tür, die zu seinem Zimmer führte, ihrem Zimmer, ihrem gemeinsamen, zumindest bisher. Sie würde es verstehen. Sie musste.
    Ju drückte die Türklinke nach unten und trat ein.
    Der Raum lag dank der geschlossenen Rollläden in totaler Dunkelheit, Lampen waren keine eingeschaltet. Aus dem angrenzenden Badezimmer drang das Plätschern von Wasser. Warmes Licht und heller Dampf schlichen unter der Türöffnung hindurch. Der Akkadier setzte sich auf die Bettkante und wartete.
    Es war nicht so, dass er nicht ebenfalls gern duschen würde – den Dreck der letzten Wochen abwaschen und die Wärme für einen Moment genießen. Elín dabei Gesellschaft zu leisten, erschien ihm auch nicht von Nachteil zu sein. Nur momentan fehlte ihm der Mut. Und der Antrieb. Er hatte seinen Sohn um Haaresbreite verpasst. Das war alles, was ihn gerade beschäftigte.
    Im Badezimmer wurde das Wasser abgestellt. Nasse Füße tapsten über die Fliesen. Die Tür schwang auf. Umgeben vom Licht stand Elín in einen weißen Bademantel gekleidet zwischen beiden Räumen und sah ihn an. Ihre Haut dampfte und das blonde Haar hing ihr nass und etwas dunkler als sonst ins Gesicht. Die Augen waren gerötet.
    „Geh weg. Ich will dich nicht sehen“, sagte sie monoton, ohne die gewohnte Leidenschaft in der Stimme. Elín ließ den Kopf hängen und schaute nach unten.
    Und Ju erkannte, dass er nicht der Grund sein wollte, warum sie ihre kindliche Lebensfreude verlor.
    „Es tut mir leid“, sagte er und erhob sich vom Bett. „Ich … Du hättest es nicht verstanden.“
    „Das tue ich auch jetzt nicht.“
    „Ich musste dir unsere Welt doch erst einmal zeigen und erklären.“
    „Und dabei hättest du diesen Punkt sehr wohl erwähnen können.“
    Er schüttelte den Kopf, mehr zu sich selbst. „Du hättest es mir nicht geglaubt.“
    „Das tue ich auch jetzt nicht!“, sagte sie, diesmal lauter, und kam einen Schritt auf ihn zu. „Aber es gibt einen Unterschied, einen gewaltigen sogar. Du … hast mich angelogen.“
    „Ich habe dir nur einen Teil der Wahrheit verschwiegen.“
    „Das macht es nicht besser. Meine Welt ist innerhalb von zwei Tagen den Bach runtergegangen und du warst der Einzige, …“ Elín sah wieder nach unten und schloss ihren Bademantel höher. „Der Einzige, der für mich da war.“ Ihre Stimme zitterte, wurde aber nicht leiser. Sie schaute auf. „Falls du es vergessen hast, ich habe niemanden mehr außer dir. Und zu allem Überfluss habe ich jetzt nicht einmal mehr meine Heimat!“, spie sie aus. „Und dabei müsstest gerade du wissen, –“ Elín brach ab.
    „Was müsste ich wissen?“, fragte er verwundert.
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann jetzt nicht mit dir

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