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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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schwächer.
    „So eine verdammte Scheiße!“, murmelte sie immer wieder. „Ich könnte so was von kotzen!“
    Hinter ihr knackte es. Sie fuhr herum und starrte ins Dunkel, war unfähig zu atmen oder zu schlucken. Wie sie die Dunkelheit hasste! Sie versuchte etwas zu erkennen, doch sah lediglich die schwarze Landschaft, die sie durchquert hatte und die vom grünen Polarlicht in geisterhaften Glanz getaucht wurde.
    Ein erneutes Knacken. Elíns Kopf schnellte nach rechts, das Herz schlug ihr bis in die Kehle, ihr Atem raste. Mann. Mach dich locker! Immerhin befand sie sich in Island. Hier gab es keine Raubtiere. Erst vor wenigen Wochen war ein Eisbär abgeschossen worden. Die Chance, dass schon wieder einer hier wäre, war beruhigend gering. Und Eisbären knackten sicher auch nicht mit Ästen, um ihre Opfer zu erschrecken.
    Elín drehte sich zurück. Ihr Herz blieb stehen. Ihr gesamter Körper erstarrte.
    Etwa zehn Meter vor ihr stand ein riesiger Schatten von einem Mann.
    Ohne nachzudenken, machte sie kehrt und rannte los, so schnell sie konnte. Sie hatte keine Ahnung, ob, wer oder was das auch immer war, ihr folgte. Hören konnte sie nichts, in ihren Ohren rauschte nur Blut und hämmerte durch den Kopf.
    Ihre Stiefel schlitterten über das eisige Gelände. Sie hetzte einen Hügel hinauf und wieder hinunter, rannte durch dampfende Quellen, vorbei an riesigen Felsen und schlug Kurven auf ihrer Flucht, wo keine nötig waren.
    Eigenartig. Aber dieses Rennen, Jagen, durch die Nacht hetzen, kam ihr vertraut vor. Und obwohl sämtliche Muskeln unter dieser Anstrengung protestierten, wollte sie nicht aufhören. Nicht etwa, weil sie Angst hatte, sondern weil sie sich plötzlich frei fühlte.
    Der Boden unter ihren Stiefeln verschwand. Sie stürzte und schrie unwillkürlich, schlug hart auf und rang mit ihrer Besinnung. Doch das Adrenalin, das sogleich durch ihren Körper schoss, verwehrte ihr jegliche Ohnmacht.
    „Verdammte Scheiße!“, kreischte Elín und hielt sich das rechte Knie, in dem ein fürchterlicher Schmerz pochte. Durch ihre Finger rann eine warme Flüssigkeit. Musste Blut sein. Sehen konnte sie nichts.
    Finsternis.
    Überall.
    Sie war in eine verfluchte Vulkanspalte gefallen und hatte sich womöglich das Knie gebrochen. Die Schmerzen durchzogen ihr gesamtes rechtes Bein und raubten ihr den Atem. Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Sie würde hier unten verrecken und niemand würde sie finden, ging es ihr durch den Kopf.
    Elín jammerte und schluchzte. Etwas, das sie höchst selten tat. Sie war schon oft vom Pferd gefallen, doch gebrochen hatte sie sich nie etwas.
    Genau!
    Sie war vom Pferd gefallen.
    Schon oft. Erinnerungen kehrten wieder. Doch es waren längst nicht alle. Viel zu viel blieb dunkel und leer.
    Ein Geräusch ließ sie nach oben schauen. Über ihr klaffte der Spalt und gab einen schmalen Ausblick auf das leuchtende Grün am Himmel. Doch das Bild wurde durch etwas Dunkles unterbrochen.
    Sie schluckte.
    Stand da eine Gestalt am Felsvorsprung?
    War es dasselbe, was sie vorhin gesehen hatte?
    Es bewegte sich nicht und sie versuchte krampfhaft, etwas Genaueres zu sehen.
    „Du bist verletzt.“
    Elín fuhr zusammen vor Schreck. Ihr Körper wurde von einer Gänsehaut überzogen.
    Es war ein Mann. Ein riesenhafter, fremder Mann mit einer angsteinflößend rauchigen Stimme und einem ungewöhnlichen Akzent. Sie brachte kein Wort heraus.
    „Soll ich dir helfen?“
    Er sprach isländisch, doch aus seinem Mund klangen die Worte irgendwie fremd.
    Sie blinzelte. Aber das Bild wurde und wurde nicht klarer. Kein Gesicht. Nur eine schwarze Kontur, die sich vom dunkelgrünen Himmel abhob.
    Vielleicht wäre es klüger, sie bliebe hier unten. Vielleicht war er mehr Bedrohung als Rettung. Vielleicht.
    „Ich, ähm … Ach, scheiße!“, hörte sie sich stammeln. „Haben Sie vielleicht ein Seil?“
    Der Schatten fiel vom Vorsprung zu ihr nach unten und kam mit einem Donnern auf, das jeden Kiesel in der Höhle vibrieren ließ. Auch jetzt konnte sie weder ein Gesicht noch Kleidung oder sonst irgendetwas erkennen. Das schwache Polarlicht reichte einfach nicht bis hierunter.
    „Um deine Nachtsicht scheint es schlecht bestellt zu sein“, sagte er mit heiserer Stimme und Elín dachte nur: Was für ne Nachtsicht? Ihr wurde bewusst, wie dämlich es aussehen musste, so angestrengt in die Finsternis zu starren, wobei ihr Gegenüber scheinbar keine Probleme damit hatte.
    Während sie überlegte, warum er mühelos in die

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