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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Tiefe springen konnte, wo sie wie ein nasser Sack zu Boden geplumpst war, kam der Hüne näher und hockte sich hin. Obwohl sie rein gar nichts erkennen konnte und auch seine Stimme nicht gerade eine Wohltat war, fürchtete Elín sich nicht. Die Zurückhaltung, mit der er sich bewegte, wirkte respektvoll und rein gar nicht bedrohlich.
    „Kannst du aufstehen?“, fragte er sie aus der Dunkelheit heraus.
    „Ich glaub, mein Knie ist im Arsch.“ Als Elín sich auf ihr Bein besann, fiel ihr auf, dass die Schmerzen nachgelassen hatten. Ihre Hose war noch feucht, aber scheinbar hatte die Wunde zu bluten aufgehört. Sie stützte sich auf ihre Hände und versuchte aufzustehen. So recht wollten ihre Beine noch nicht gehorchen. Doch der Fremde machte keine Anstalten, ihr zu helfen. Mit einem gepressten Seufzen stand sie auf und fand hinter sich Halt. „Okay. Und wie kommen wir jetzt aus diesem verfluchten Loch raus?“
    „Kannst du springen?“
    „Ähh … Wie jetzt? Springen? Darauf? Eher nicht.“
    Er schnaufte in der Finsternis. „Dann werde ich dir hinauf helfen.“
    „Ein verdammtes Seil hätte es auch getan“, murmelte Elín. So recht wusste sie nicht, was sie von dieser ganzen Situation halten sollte.
    „Ich trage keines bei mir.“
    Mehr sagte er nicht. Sie hatte wohl den falschen Ton getroffen. Immerhin wollte er ihr nur helfen.
    „Ich hab nur keinen Schimmer, wie Sie da wieder raufkommen wollen.“
    Er antwortete nicht. Sehr lange nicht. Elín hörte nur sich selbst, von ihm kam kein Laut. War er überhaupt noch da?
    Plötzlich erklang sein rauchiger Bass genau neben ihr. „Ist es in Ordnung, wenn ich dich trage?“
    Elín schluckte den Schreck hinunter und ignorierte ihre Gänsehaut. „Ja“, gab sie kleinlaut von sich.
    Zwei unheimlich lange und breite Arme legten sich an ihren Rücken und unter die Oberschenkel. Schon im nächsten Moment hing sie in der Luft, nur auf seinen Armen, ohne den Rest dieses vermutlich riesigen Körpers zu berühren. Sie wagte nicht, sich zu bewegen.
    Er ging einen geräuschlosen Schritt zurück unter den Spalt und sprang scheinbar ohne jede Kraftanstrengung nach oben ins Freie.
    Feuchter Wind erfasste Elíns Gesicht. Mit der gleichen Zurückhaltung wurde sie abgesetzt und konnte sich, Gott sei Dank, auch auf den Beinen halten. Die Schmerzen waren verschwunden.
    „Danke“, murmelte sie, strich ihre Sachen glatt und sah ihn zum ersten Mal an. Sie zuckte zurück. Meine Fresse!
    Elín selbst war eins achtundsiebzig groß und überragte sowohl ihre Mutter als auch ihren Vater. Doch er, der Kerl, der sie beide gerade, den Naturgesetzen trotzend, nach oben katapultiert hatte, musste über zwei Meter groß sein. Sie bemerkte, wie sich ihre Augen weiteten, während sie an dem nicht enden wollenden Körper hinaufblickte. Er trug helle und viel zu leichte Sachen für diese Jahreszeit, einen Mantel aus Leinen und eine Art Rohr an seinem Rücken, das fast genauso lang war wie er selbst. Als sie sein Gesicht erreichte, schluckte Elín mühsam.
    Das grüne Himmelslicht warf einen langen Schatten unter sein spitzes Kinn. Der Unterkiefer war angespannt, die Wangen traten scharf hervor. Seine Nasenflügel bebten und waren damit das Einzige, was sich in diesem Gesicht bewegte. Mandelförmige, tiefschwarze Augen blickten skeptisch auf sie hinab.
    Er hätte ein tibetischer Mönch sein können, wäre er nur halb so groß und würde nicht so verflucht ernst schauen. Selbst der kahl geschorene Kopf passte. Doch die Härte im Gesicht ihres Gegenübers ließ Elín zweifeln, ob sie sich von ihm hätte tragen lassen, wenn sie ihn vorher so gesehen hätte.
     
    Hunger! Alles in Ju schrie nach Nahrung. Durch seine Eingeweide tobte ein Sturm, der sich nach dem zarten Blutduft dieser Unsterblichen verzehrte. Blut! Bei Annelha! Es war reines, akkadisches Blut, das an ihrer Jeans klebte und seinen Verstand schmerzhaft schärfte. Blut, das er angesichts seiner Verletzung nur zu gut gebrauchen konnte.
    Jahre waren vergangen, seit er zum letzten Mal so ausgehungert gewesen war, sich so sehr hatte zusammenreißen müssen. Und sie besaß nicht den kleinsten Schimmer, wer sie war, beziehungsweise, was.
    Große, eisblaue Augen sahen zu ihm auf und weiteten sich mehr und mehr. Ihre schmalen Lippen hatten sich geöffnet und sandten kleine weiße Wolken in die Luft. Der kalte Wind, der aufgezogen war, verwehte ihr kurzes blondes Haar, ließ es zu Berge stehen und sie noch verletzlicher erscheinen.
    Sie war alles

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