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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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erreichte. Sie schaute sich kurz um, knöpfte ihr Hemd bis zum Bauch auf und kniete sich hin. Das Wasser in diesem See schien den Gesetzen der Erde nicht Folge zu leisten. Es waberte wie Teer. Doch als sie ihre Hände in die Flüssigkeit tauchte, verschwand dieser Eindruck und es stellte sich als klares Wasser heraus.
    Sie spülte die Wunde ab und wusch sich Gesicht und Dekolleté. Ihre Brustwarzen richteten sich bei der Berührung mit dem kalten Nass unwillkürlich auf. Früher hatte Jolina diesen körperlichen Reaktionen wenig Beachtung geschenkt. Doch seitdem sie die Insel der Nihren besucht hatte, konnte sie sich dem Bewusstsein, einen für andere Wesen attraktiven Körper zu besitzen, nicht mehr entziehen. Und aus irgendeinem, äußerst unschicklichem Grund, wünschte sie sich plötzlich, Damans Hände würden sie genau dort berühren.
    Die Halbgöttin knöpfte ihre Bluse hastig wieder zu, sprang auf und lief zurück in die Unterkunft. Solchen Gedanken sollte sie sich wirklich nicht hingeben!
    Sie schloss die Tür hinter sich, brachte ihre Konzentration mühsam zurück aufs Wesentliche und löste sich auf.
    Roven McRae wartete in einer der vielen Zwischenebenen, die die Götter erschaffen hatten, um alles Mögliche zu erledigen. Dort fanden Verwandlungen von Menschen zu Akkadiern statt, private Gespräche und sicher noch andere Dinge, von denen Jolina nichts wusste. Jeder von ihnen besaß eine Handvoll dieser Ebenen und konnte sie zur freien Verfügung gestalten und nutzen.
    Roven aber vermochte sich nur dorthin zu begeben, wo er bereits einmal gewesen war. Demnach trafen sie sich immer an dem Strand, den Jolina nach seinem Tod für die Wandlung zum Akkadier errichtet hatte. Sie hätte diesen Ort längst wieder umgestalten können. Aber es gefiel ihr dort so gut, dass sie manchmal selbst Zuflucht suchte, wohl wissend, dass ihr niemand folgen konnte.
    Zuerst vernahm sie das stetige Meeresrauschen, fühlte den Sand, der zwischen ihre Zehen geweht wurde, und sah schließlich den ewigen Sonnenuntergang. In Rot und Lila erstrahlte der Horizont und färbte sich dunkelblau, je weiter man nach oben schaute.
    Hinter ihr ertönte ein sehr menschlicher Jubelschrei. Gleich darauf wurde sie von zwei schlanken Frauenarmen umschlungen.
    „Selene?“ Jolina drehte sich in der Umarmung herum und strahlte das Gesicht ihrer Freundin an. „Du bist ja auch hier!“ Sie drückte Selene mit ganzer Hingabe. „Ich freue mich so!“
    „Und ich mich erst!“, jauchzte sie.
    Es war noch gar nicht so lange her, da hatte Selene die Halbgöttin nur als Julia gekannt, als ihre beste und vor allem sterbliche Freundin. Eine Freundin, die von Anfang an gewusst hatte, dass Selene sterben würde. Zwei Jahre hatte es gedauert. Dann war der Tag gekommen. Und noch heute war Jolina unglaublich dankbar dafür, dass ihre Freundin der Verwandlung zugestimmt und diese auch heil überstanden hatte. Nicht zuletzt, weil ihre Liebe zu Roven über jeden Zweifel erhaben war.
    „Ich dachte, nur dein Marasch käme“, sagte Jolina und ergriff Selenes Hände.
    „Er war so gnädig, mich heut einmal mitzunehmen.“
    Der Akkadier räusperte sich. Schon beim ersten Blick in Rovens Gesicht erkannte Jolina den Unmut darin. Zu glauben, dies wäre ein reiner Freundschaftsbesuch, erschien ihr plötzlich töricht.
    Mit Selene an der Hand ging sie zu ihm hinüber, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Er lächelte verkniffen und musterte ihre Erscheinung. „Was trägst du da nur, Lina?“
    „Ist eine lange Geschichte.“ Sie tat es mit einer Handbewegung ab. „Wie kann ich euch helfen?“
    Auch Selene sah ihren Gefährten nun erwartungsvoll an. Die massigen Schultern des blonden Schotten wirkten ungewohnt schwer. Selenes Griff an ihrer Hand wurde stärker.
    „Du erinnerst dich mit Sicherheit an das Halbblut, Danicas Sohn.“
    Jolina spürte, wie ein gequälter Ausdruck über ihr Gesicht huschte, und fand ihre Fassung wieder. „Ja, natürlich“, nickte sie.
    „Er tötet. Menschen. Hinterlässt Leichen mit eindeutigen Bisswunden. Wir haben ihn bereits einmal aufgespürt, doch er ist entkommen. Nur für den Fall, dass uns dies ein zweites Mal gelingt, erbeten wir deinen Rat, wie wir mit ihm umgehen sollen.“
    Die Halbgöttin ließ diese Informationen auf sich wirken. Sie besaß die Befugnis, solche Entscheidungen im Namen ihrer Mutter allein zu treffen, fühlte sich dennoch des Öfteren überfordert damit.
    Ein Wesen, wie dieses

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