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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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vollkommen überfordert zu sein. „Oh Gott, es war so schrecklich. Er ist in meinen Armen gestorben!“ Ihre rechte Hand langte zitternd an den Mund. Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie atmete stoßweise und wurde von fürchterlicher Trauer geschüttelt.
    Sie hatte Li Zhus Tod mit angesehen?
    Ju fühlte seine Augen brennen, fühlte eine Hitze in den Wangen und einen unbekannten Druck in der Kehle. Wie es möglich war, dass sie seine ganz persönlichen Erinnerungen erlebt hatte, war ihm nicht begreiflich. Doch niemals hatte er gewollt, dass sie seinetwegen derart litt. Sie hatte das nicht verdient, hatte seinen Schmerz nicht verdient.
    Wie wachgerüttelt ging er zu ihr und zog sie so fest in seine Arme, dass er fürchtete, ihr die Luft zu nehmen. Sie weinte und schluchzte, tat genau das, was Ju nie gekonnt hatte. Nahm seine Trauer in sich auf und spülte sie nach draußen. Das Licht in ihrem Herzen kam einem Segen gleich. Die Zeit, in der Thanju noch an Erleuchtung geglaubt hatte, war lang vorbei. Doch das, was zwischen ihm und der Isländerin vorging, befriedigte diesen längst vergessenen Wunsch auf sonderbare Weise. Mit jedem ihrer Atemzüge fühlte er sich leichter. Die tonnenschwere Last, die er seit jeher in sich vergraben hatte, bröckelte Stück für Stück und ergab sich der Akkadia, die sein Herz erobert und befreit hatte.
    Nach Minuten erst wurde Elín leiser und schniefte zum Schluss nur noch.
    Was die Passanten von ihnen dachten, spielte keinen Rolle.
    Thanju war in diesem Moment so von ihrer Einheit überwältigt, dass er glaubte, die Welt würde sich nur noch für sie beide drehen.
    „Es tut mir leid, dass du das sehen musstest“, brachte er schließlich hervor.
    Sie drückte sich ein wenig von ihm weg und wischte ihr Gesicht mit den Händen trocken, doch ihre weinerliche Stimme brach noch immer. „Es tut mir leid, dass dir so etwas Schreckliches widerfahren ist.“
    „Ich danke dir!“ Ju umarmte sie erneut und murmelte die Worte immer wieder in ihr weiches Haar. „Ich danke dir so sehr, Ma Khashi!“
    Als sie sich beruhigt hatte, fragte sie gegen seinen Mantel gedrückt: „Verrätst du mir jetzt auch mal, was das heißt?“
    „Es heißt ‚Meine kleine Sonne‘.“
    „Oh, das ist echt süß!“ Sie stieß ein Lachen aus, schniefte und trocknete ihr Gesicht von Neuem. „Du bist ja richtig schmalzig!“
    „Das halte ich für ein Gerücht!“, behauptete er trocken. „Und wenn du das jemals jemandem erzählst, werde ich dich bestrafen!“
    Sie grinste nur.
     
    „Verdammt!“, murmelte Jolina und erntete Damans verwunderten Gesichtsausdruck. „Ich werde gerufen.“
    Er warf die Fahrertür ins Schloss und schaute sich suchend um.
    „Von einem Schützling! Nicht hier!“
    „Das heißt?“ Der Sator schulterte seinen Rucksack auf den nackten Oberkörper, während Jolina ihre Tasche von der Rückbank holte.
    „Das heißt, wir müssen eine Pause einlegen.“
    „Aha. Wie lang?“
    „Weiß ich noch nicht.“
    Er verließ die Fahrzeugunterstellung und verriegelte eine der beiden Türen. Jolina schlüpfte nach draußen und er schloss auch die zweite.
    „Du musst dich also irgendwohin beamen und kommst irgendwann wieder?“
    „Ja.“
    Er seufzte. „Meinetwegen. Dann leg deine Sachen drinnen ab und erledige das.“
    Neben dem Holzbau, in der sein Mustang untergebracht war, befand sich eine kleine Hütte. Direkt dahinter lag ein riesiger See.
    „Wirst du hier warten?“
    „Das muss ich wohl. Oder willst du mir später nach schwimmen?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er ging an ihr vorbei auf die Hütte zu. „Dir ist hoffentlich bewusst, dass du dich, sobald wir auf der Kehrseite sind, nicht mehr um deine Schützlinge kümmern kannst“, sagte er über seine Schulter und trat durch die offene Tür.
    Tja, das hatte sie wohl so gewollt.
    Jolina folgte ihm. Im Inneren der Behausung gab es nicht viel zu entdecken – von Luxus ganz zu schweigen. Rechts befand sich ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Dahinter stand ein abgenutztes Sofa. Auf der anderen Seite gab es einen Kleiderschrank und ein riesiges Bett. Das schien er am ehesten zu benutzen. Durch das Fenster geradezu hatte man einen fantastischen Ausblick auf das Gewässer.
    Sie ging zum Tisch und legte ihre Tasche auf einem der Stühle ab. Damans Rucksack landete mit einem beherzten Wurf auf dem Bett.
    „Gibt es hier so etwas wie eine Waschstelle?“
    Er grinste und ging nach hinten, verbeugte sich wie ein Diener und öffnete eine

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