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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Restaurants. Das Flattern in ihrem Herzen wollte nicht abklingen. Zum Teufel mit ihm! Sie musste lernen sich zu beherrschen. Naham zu beherrschen!
    Gedämpftes Licht empfing sie. In Rot und Braun gehalten wirkte die Einrichtung viel zu intim. Einzig die farbenfrohen Spiegel und Bilder an den Wänden erinnerten Elín daran, dass sie sich in einem asiatischen Restaurant befand. Theoretisch hätte Ju super hierher gepasst. Aber auch nur theoretisch. Als sie hörte, wie er hinter ihr durch die Tür trat, stieg die Raumtemperatur fühlbar an. Sämtliche Gäste drehten sich zu ihnen, unterbrachen ihr Essen und gafften.
    Meiner!, dachte Elín stolz und gar nicht peinlich berührt.
    Vor allem die Frauen machten keinen Hehl daraus, seine Testosteron getränkte Erscheinung zu mustern. Elín räusperte sich so laut, dass alle erschrocken den Blick senkten und sich wieder ihren Tellern zuwandten.
    Ein Kellner kam eilig und mit dem typischen Lächeln auf sie zu, begrüßte sie mit einer Verbeugung und führte sie an einen der hinteren Tische, der für Elíns Geschmack viel zu abgeschieden lag.
    Sie zog ihre Jacke aus, legte sie neben sich auf die rote Sitzbank und nahm Platz. Ju gab sich Mühe, nicht unter dem Tisch steckenzubleiben. Die Schwerter klirrten, als er sich setzte. Doch er tat so, als ob es das Normalste von der Welt wäre. Schließlich schaffte er es, einigermaßen gemütlich sitzen, hatte seine Beine nach vorn ausgestreckt und schirmte ihre dazwischen ab. Sie bräuchte bloß die Hände sinken zu lassen und schon würden sie auf seinen Knien liegen.
    Der Kellner war sichtlich bemüht, seine Verwunderung zu überspielen. „Darf ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?“, fragte er auf isländisch. Da fiel Elín zum ersten Mal auf, dass sie sich mit Ju und den anderen in den letzten Tagen auf Englisch unterhalten hatte. Sie überlegte, hatte es aber tatsächlich nicht wahrgenommen. Sprachen waren nur noch eine Art Dialekt für sie. Anwenden und Verstehen konnte sie jede.
    Sie warf Ju einen fragenden Blick zu, doch er lächelte nur trocken und machte sie fortwährend nervös. „Also“, begann sie und sah den Kellner wieder an. „Ich hätte sehr gern einen Kaffee.“
    Er nickte.
    „Essen solltest du auch gleich bestellen“, sagte Ju, ohne weitere Erklärungen.
    „Ähh. Ja, okay? Dann … nehme ich gebratene Nudeln mit Gemüse.“
    „Sehr gern. Und für Sie?“
    „Sie sollten es notieren.“ Ein Blick von dem Akkadier genügte, damit der Kellner eilig Schreibblock und Kugelschreiber herausholte und alles niederschrieb. Anschließend sah er fragend auf.
    „Danke“, sagte Ju.
    Die Bedienung warf Elín noch einen kurzen Blick zu und verschwand.
    „Du willst nichts?“, fragte sie ihn.
    Er lächelte und schaute sie weiter an, ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Scheinbar amüsierte es ihn, ihre Nerven zu strapazieren. „Dein Blut genügt mir.“
    Elín zuckte übertrieben mit ihrem rechten Auge, wollte der Situation die sexuelle Anspannung nehmen. Gelang ihr nicht. „Das ist doch schön!“, rief sie und klatschte in die Hände.
    Er beugte sich sehr langsam nach vorn und stützte seine massigen Arme auf dem viel zu kleinen Tisch ab, der unter der Last knarrte. Elín ging mit dem Oberkörper automatisch nach hinten. Erst hier, in diesen kleinen Räumen, wurde ihr bewusst, wie groß er wirklich war. Doch sie konnte nicht behaupten, dass sie das ängstigte. Sie fürchtete nur ihre mangelnde Selbstkontrolle.
    „Was ist?“, fragte sie.
    „Nichts.“
    „Warum … starrst du dann so?“
    Er verschränkte die Hände ineinander. „Ich betrachte dich nur und hänge meinen Gedanken nach.“
    „Du machst mich nervös.“
    „Warum?“
    „Weil … man so etwas nicht macht.“
    „Was?“
    „Na“, sie gestikulierte mit den Händen, „was du machst.“
    „Und was sollte ich deiner Meinung nach tun?“
    Elín atmete durch. Sie wusste es nicht. Womöglich würde alles, was er tun oder lassen könnte, sie in Erregung versetzen.
    Der Kellner brachte den Kaffee. Er stellte die Tasse, begleitet von einem „Bitteschön!“, in die Mitte des Tisches und betrachtete Ju, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. „Haben Sie schon gewählt?“, fragte er an Elín gewandt.
    „Hat ihr Kollege schon aufgenommen“, antwortete der Akkadier demselben Mann, der erst vor zwei Minuten an diesem Platz gestanden hatte.
    „Oh, natürlich, Sir.“
    Damit verschwand er wieder.
    Elín schaute ihm nach. Und es dauerte erschreckend lang,

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