Lichtraum: Roman (German Edition)
Gerüchten ist was dran. Wir fanden heraus, dass Ladungen von geschmuggelten Waffen in die dortige Forschungsstation verbracht wurden. Gerade ist auch eine neue Crew aus Technikern und Wissenschaftlern dort eingetroffen, und ich weiß selbst nicht, ob ich mich dazu durchringen kann, Ihnen zu sagen, wie viele dieser Leute meiner Ansicht nach Agenten der Legislatur sind.«
»Aber dagegen müssen Sie doch etwas unternehmen können«, protestierte Kenley. »Ihnen untersteht die Friedensbehörde.«
»Schon, nur hat mich keiner gewählt. Und anfangs wurde ich bloß geduldet, weil jeder, mit dem ich zu tun hatte, sich eher vor Angst in die Hose gemacht hätte, als auch nur in Dakota Merricks Richtung zu niesen. Nach ihrer Abreise ging alles
den Bach runter. Und nun, nachdem wir es geschafft haben, die Herstellung neuer Transluminal-Antriebe zu beschleunigen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis jemand sich entschließt, sich den Technologiehort unter den Nagel zu reißen.«
»Das klingt ja, als könnte es einen Krieg geben.«
Der Krieg hat längst begonnen, dachte Corso. Doch die meisten Leute schienen nicht wahrhaben zu wollen, dass ein Konflikt, der Tausende Lichtjahre entfernt tobte, sich auch auf sie auswirken könnte. Und noch weniger konnten sich vorstellen, in welch großer Gefahr sie alle schwebten.
»So wie es aussieht, wird es ein ziemlich einseitiger Krieg sein.« Er senkte die Stimme, obwohl sich niemand in der Nähe befand, der sie durch das Donnern der Brandung hätte hören können. »Haben Sie erfahren, wer den Befehl gab, Martinez und seine leitenden Offiziere unter Arrest zu stellen?«
Kenley nickte. »Es war Jarret, nachdem er mittels einiger Hinterzimmerkomplotts den Senat manipulierte. Mir fehlen stichhaltige Beweise, aber ich bin mir sehr, sehr sicher, dass er sich von der Legislatur bestechen lässt. Obendrein hat er an Bord der Mjollnir einen Spitzel.«
Corso blieb abrupt stehen und starrte ihn an. »Wer ist es?«
»Der Mann heißt Simenon. Martinez’ Stellvertreter.«
Corsos Maske gab ein hartes, metallisches Geräusch von sich, als er den Atem einsog. »Verdammt!«
Sie setzten ihren Weg fort. »Aber wir haben auch unsere Leute auf der Fregatte«, erklärte Kenley. »Deshalb haben wir eine Ahnung, was läuft. Eine beschlussfähige Mehrheit des Senats übertrug Simenon das Kommando über die Mjollnir und verlieh ihm die Vollmacht, Martinez und jeden seiner leitenden Offiziere, die sich nicht unterordnen wollten, in den Bau zu werfen. Außerdem bekam er die Anweisung, das Fundstück, das Ihr Mann Driscoll entdeckte und barg, bis zur Rückkehr nach Redstone unter Verschluss zu halten.«
»Und Sie glauben, dass die Legislatur Jarret heimlich den Rücken stärkt?«
»Mir wurde zugetragen, dass die Mjollnir nach Sol weiterfliegen wird, nachdem sie hier einen Stopp eingelegt hat. Vor einer Woche brach der Kontakt zu einer Militärbasis für Forschung und Entwicklung, die auf dem Mond der Erde stationiert ist, plötzlich ab. Es gibt triftige Gründe anzunehmen, dass sie die Überreste des Atn dorthin bringen. Aber zuerst laufen sie Redstone an, um die Crew mit ihren eigenen Leuten aufzustocken.«
»Und das Schiff bleibt sicher weiterhin unter Simenons Kommando, oder nicht?«
Kenley nickte.
»Diese verdammten Idioten ! Diese Zeitverschwendung! Wir hätten den verflixten Atn längst aufbrechen und nachsehen können, was darin steckt!«
»Mir will nur nicht in den Kopf, wieso sich Jarret in dieser Art und Weise mit der Legislatur einlässt«, wunderte sich Kenley. »Er verachtet diese Leute und alles, wofür sie stehen. Es ergibt keinen Sinn.«
»Nun, wir verlieren immer noch Gebiete an die Uchidaner. Der eigentliche Grund für die Expedition nach Nova Arctis war die Gewinnung von Siedlungsraum. Der Druck auf die Freistaatler, eine neue Kolonie zu gründen, war enorm. Und nun, da uns potenziell die ganze Galaxie offensteht, werden wir von dem Zwang beherrscht, uns noch viel weiter entfernt nach Siedlungsmöglichkeiten umzusehen. Indem ich die Mjollnir requirierte, lieferte ich Jarret den perfekten Vorwand, mich zu einem Zweikampf herauszufordern. Und wenn er gewinnt, geht die Jurisdiktion über die Fregatte an seine Partei im Senat. Was das bedeutet, liegt doch klar auf der Hand. Hat man sich erst einmal entschieden, welches neue System man besiedeln will, halten Jarret und Konsorten die Fäden in der Hand. Sie stellen die Bedingungen für eine neue Kolonie und haben generell das
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