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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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es nur für kurze Zeit. .. Außerdem: Was hatte ich schon von dem gebrechlichen Weiblein zu befürchten, das gut einen Kopf kleiner war als ich?!
      Kurz entschlossen sprang ich auf und betrat ihre Bleibe. Sie war, wie erwartet, alles andere als behaglich ... ein paar ramponierte Möbel und mottenzerfressene Felle bildeten die ganze Einrichtung. Die alte Frau sah mir mein Unbehagen wohl im Gesicht an, denn sie lächelte mit einemmal ironisch und sagte: »Ich spüre die Kälte nicht mehr.« »Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten.« »Hier ist Brot. Und hier«, erwiderte sie nur und hielt mir einen irdenen Krug hin, »ist Wein. Er wird dich wärmen.« Gift? Oder irgendein obskures Gebräu? Aber ich war über den Punkt hinaus, wo man sich Sorgen macht, und nahm den Krug und trank. Es war tatsächlich Wein, und er wärmte mich, ein bißchen wenigstens.
      »Setz dich, junger Mann. Sag, wer bist du? Der Sohn eines reichen Adligen?«
      »O kaum! Gute Frau, ich bin nur ein armer Student der Universität Berin-Lar. Das ist... war jetzt... meine Reisezeit.« »Ja und? Was ist schiefgelaufen?«
      Ich wich ihrem durchdringenden Blick aus und starrte in den Krug in meiner Hand. Aber die Gesetze der Gastfreundschaft verlangten, daß ich ihr die Wahrheit sagte. »Ich ... ich habe einen Menschen erschlagen.«
      »Wirklich?« fragte sie. Aber das klang gar nicht sehr überrascht.  
      »Und wie kam das?«
      Ja, wie eigentlich?! Ich hatte versucht, die Ländereien von Lord Ieran zu umgehen, da ich mir dachte, wenn auch nur die Hälfte der Geschichten, die man sich über diesen grausamen Fürsten erzählte, wahr sei, täte ich wohl besser daran, weder ihm noch einem seiner Männer über den Weg zu laufen. Aber ... »Da war eine Jagdgesellschaft, die neben der Landstraße lagerte«, begann ich widerstrebend, »so mit prächtigen Zelten und Bannern. Aber unweit davon, im Dunkel des Waldrands, war einer von denen dabei, irgendein armes, kleines Bauermädchen ... Und er lachte so! Ich ... ich komme aus Tailan, wo man die Große Mutter verehrt und wo kein Mann jemals, jemals ... Ich habe mich wie ein Narr auf ihn gestürzt. Er war ein geübter Soldat, und ich war unbewaffnet. Er schlug mich einfach zu Boden, ließ mich halb betäubt dort liegen, und fiel wieder über sie her ... Ich hörte ihre Schreie, und dann ... ich weiß nicht, was darauf geschah.« »Häh?«
      »Es ... war, als ob plötzlich der Wind überall um mich und in mir sei, der kalte, beißende, wütende Wind, und mir übermenschliche Kraft und Unverwundbarkeit gebe ...« Ich verstummte jäh, denn der Gedanke daran ließ mich schaudern. Aber die alte Frau sah mich so unverwandt und drängend an, daß ich seufzend fortfuhr: »Als ich wieder zu mir kam, war diese Kraft von mir gewichen. Der Kerl lag tot zu meinen Füßen, und die Spitze meines Scholarenstabs war rot von Blut. Vor mir aber stand der Mann, dem ich aus dem Weg hatte gehen wollen: Eindeutig Lord Ieran, nach dem Wappen zu urteilen, das er trug! Ieran persönlich, mit vor Zorn funkelndem Blick. Ich hatte einen seiner Männer erschlagen, den Hauptmann seiner Garde. Und zur Strafe dafür sollte ich eines langsamen, langsamen Todes sterben.«
      »Da bist du gerannt, armer Junge, gerannt und gerannt. Und diese Bluthunde immer hinter dir her ... Sie lassen nicht von einem ab, diese Hunde, nicht, solange ihre Herren sie auf einen hetzen!« 
      »Woher kannst du das wissen ...«
      »Pscht! Ich weiß es eben. Aber nun ist für eine Weile Schluß mit dem Rennen.« »Nein! Sie werden ...«
      »Nicht so bald, nicht so bald. Ruh dich aus, junger Mann. Schlaf ein bißchen.«
      Sie fuhr mir mit kühler, sanfter Hand übers Haar und sprach mit weicher Stimme besänftigend auf mich ein ... der Wein wärmte mich und machte mich so schläfrig. Und ich? Ach, kein Mensch hält der Angst und Anspannung ewig stand! Wahnsinn, sagte ich mir, das ist doch heller Wahnsinn ... Aber sosehr ich mich auch sträubte - die Müdigkeit überwältigte mich, und ich schlief ein.
      Und im Schlafe sah ich ... einen Mann, eine Frau, jung und schön, die mit derselben panischen Angst, die mich erfüllt hatte, um ihr Leben liefen. Und der Mann trug ihren kleinen Sohn im Arm ... Da!  
      Da! Die Reiter holten auf, waren ihnen nun dicht auf den Fersen, trieben sie gegen eine Felswand, so daß ihnen kein Ausweg blieb, und lachten, trieben mit ihrem Entsetzen Spott, ihr Anführer ... Ieran. Lord

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