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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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diese Bundkrieger Hiebe und Wun-
den überlebten, die für gewöhnliche Männer Ohnmacht oder Tod
bedeutet hätten, konzentrierten sie die Attacke auf die fünf. Reila
konnte Kelf in dem wilden Getümmel kaum mehr ausmachen.
  Aber es griffen so viele Hrogi zugleich an, daß sie sich gegenseitig
in die Quere kamen - und der Großkrieger Fonis in dieser Schar
leichter Ziele mit seiner Streitaxt wahre Verheerungen anrichten
konnte.
      Reila war von dem Schmerz schon so betäubt und von der ständi-
gen, unsäglichen Mühe, enorme Energiemengen zu kanalisieren,
schon so verwirrt, daß ihr Tranceblick nun über das Getümmel
hinwegglitt.
      Da sah sie am Rand der Walstatt einen athletischen Hrogi-Krieger
stehen. Er trug einen Helm mit zwei gewaltigen Wisenthörnern
und einem Zierstreif aus winzigen Rubinen. Den linken Arm hatte
er in einer Schlinge ruhen, und mit der rechten Hand, die ein
Fäustling aus Leder und Stahl schützte, schwang er sein blankes, noch nicht mit Blut bedecktes Breitschwert, und er schwang es so
locker, als ob es eine ranke Weidengerte und nicht eine für zwei
starke Hände bestimmte Klinge sei.
      Der Anführer. Reila sandte ein stummes Stoßgebet zum Himmel,
daß einer ihrer Krieger sich aus dem Schlachtgewühl löse, um sich
auf den Mann zu werfen und ihm den reichverzierten Helm samt
Kopf zu spalten. Denn der mußte die treibende Kraft hinter den
ständigen Hrogi-Attacken der letzten beiden Tage gewesen sein.  
  Aber Kelf konnte ihr Flehen zum Glück nicht hören. Er hätte sich
auch dann nicht von der Stelle rühren können, wenn die Hiebe
nicht so dicht auf ihn niedergesaust wären. All das vergossene Blut
- zum Teil sein eigenes, zumeist jedoch das seiner Feinde - hatte
den Grasboden zu seinen Füßen in einen so tiefen Morast verwan-
delt, daß er Mühe hatte, auf diesem glitschigen Grund das Gleich-
gewicht zu halten. Aber er tat seine Pflicht, diese Hrogi zu schla-
gen. Er hatte seinen Rhythmus gefunden, schickte bei jedem
Schlagwechsel einen Gegner tot oder schwer verwundet zu Bo-
den.
      Der Schmerz wurde Reila zur unablässigen, hypnotischen Flut.
Sie ließ den Energiestrom auf dem von ihr errichteten Pfad in
seinem eigenen Tempo fließen und verwandte den ganzen kleinen
Rest ihres Bewußtseins darauf, den Häuptling ihrer Feinde zu be-
obachten.
      Der Mann umfing mit seinem Blick die Bundkrieger. Jetzt nickte
er bedächtig. Sodann musterte er, eindringlicher noch, die Bund-
hexen und nickte wieder, tiefer noch, und bewegte die Lippen, als
ob er mit sich selbst zu Rate ginge.
      Der gellende Schrei Sandels, der jüngsten Bundhexe, riß Reila aus
ihrer Vision ... Und als sie ins Getümmel blickte, sah sie Sandels
Bundgefährten Flin, schon halb enthauptet, inmitten eines Hau-
fens von Feinden liegen, sah, wie ein hünenhafter, muskulöser
Kerl die schwere Streitaxt auf seinen Unterleib niedersausen ließ,
daß sie seine Rüstung durchschlug und durch seine Eingeweide ins
Rückgrat fuhr.
      Und sie sah, daß Sandel entseelt zu Boden stürzte.
      Der Tod des ersten Bundwächterpaares verlagerte den Energie-
strom, der durch die Bundhexen floß. Sein Sog nahm Reila für die
Spanne zwischen zwei Herzschlägen jede Spur von Schmerz.
  In diesem Augenblick der Klarheit sah sie, daß der Hrogi-Anführer
wie gebannt zur leblosen Bundhexe hinstarrte - nicht etwa zu dem
besiegten Bundkrieger.
      Dann kehrten die Energien in ihre alten Pfade zurück, kamen damit auch all die Schmerzen wieder. Kelf hatte sich durch den Tod des Kampfgefährten so ablenken lassen, daß er sich eine Blöße gegeben hatte und auch prompt schwer verwundet worden war.
  Reila schlug sich mit der Pein ihres Mannes herum und heilte ihn.
  So gewann Kelf die Kraft und Kühnheit wieder. Er tötete in einem
wahren Feuerwerk der Schwertkunst vier Gegner fast gleichzeitig
und erhöhte damit die Zahl seiner Siege auf annähernd zwanzig.
  Aber Reila hatte einen allzu gewaltigen Schlag einstecken müssen.
Und die kurze Erholungspause hatte ihre Fähigkeit, mit schwerer
Pein fertig zu werden, so geschwächt, daß ihr die Umwandlung jetzt
mißlang.
      Da kam die Schatteneule und entführte sie zu sich in ihre dunkle
Höhle.
      Ein Zerren am Hals und der leichte, nebelweiche Regen, der ihre
Wangen liebkoste, brachten sie wieder zu sich. Mit dem schweren
Duft des regennassen Heidekrauts stieg ihr aber auch der Gestank
von Blut und aufgeschlitzten Gedärmen in die Nase. Wenn das
hier das Jenseits

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