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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mit in den Tod nähmen.
      Die Hrogi wollten bei Kelf offenbar sichergehen. Ganz gründlich
prüften sie die Knoten an seinen Fesseln und banden ihn so fest an
den toten Großkrieger Fonis, daß er sich nicht mehr umdrehen,
geschweige denn losmachen konnte.
      Bei Reila gaben sie sich weniger Mühe. Sie war so zierlich gebaut
und so augenfällig durch ihre Zaubereien erschöpft, daß sie ihnen
keine Bedrohung und Gefahr schien. So sahen sie ihr nur die
Hand- und Fußfesseln nach und rollten sie einfach zur anderen
Seite des Schlafplatzes. Ihre Fessel war ja so raffiniert geknotet
und ihre Bewegungsfreiheit, mit fest auf den Rücken gebundenen
Händen, so eingeschränkt, daß sie sich ganz bestimmt nicht be-
freien konnte, und sie lag nun auch so weit von Kelf entfernt, daß
sie ihm nicht helfen könnte, seine Bande zu lösen.
  Die Krieger verhehlten so wenig, was sie nun noch gern mit Reila
gemacht hätten, daß Thros sie anherrschte: »Spart eure Kraft auf!
  Ihr braucht sie für den harten Eilmarsch morgen.« Da zuckten sie
nur die Achseln. Sie waren von dieser zweitägigen Verfolgungs-
jagd und dem Gefecht offensichtlich so mitgenommen, daß sie
keine Lust zu Widerworten hatten - aber doch wieder nicht so
erschöpft, daß sie es aufgegeben hätten, lüstern zu Reila hinüber-
zuschielen.
      Thros brachte den wenigen der schwerverwundeten Kampfgefähr-
ten, die nach Sonnenuntergang noch lebten, höchstselbst die Reste
des Festmahls. Er fütterte sie, sprach beruhigend auf sie ein und
gab ihnen von dem widerlichen Hrogi-Branntwein zu trinken, so-
viel sie schlucken konnten. Und als das darin enthaltene Gift bei
Einbruch der Nacht dann sein Werk vollbracht hatte, murmelte er
ein Gebet und ließ die Toten allein.
      Die Hrogi legten sich sehr früh schlafen. Aber Thros versäumte es
nicht, einen von ihnen zur Nachtwache abzuordnen . .. und Reila
zu versichern, daß sie vor Sonnenaufgang allesamt zum Lan-
dungsplatz ihrer kleinen Flotte aufbrächen. Bald hörte sie von den Hrogi nur noch die rhythmischen, tiefen Atemzüge derer, die
dicht neben ihr schliefen, und die schweren Schritte des jetzt ein-
sam seine Runde gehenden Wächters, und selbst die gingen in dem
Konzert, das die Frösche und Grillen gaben, fast unter.
  Der Wächter deckte schon bald das Lagerfeuer mit Soden ab, so
daß es nur noch schwach weiterglomm. Und da senkte sich die
Nacht nun vollends über das Lager, eine Nacht schwer von den
Ausdünstungen der Schlafenden und einer feuchten Hitze, die
über der Heide lag. Wolken schoben sich langsam vor die Sterne,
und der Mond, bereits im letzten Viertel, würde erst nach Mitter-
nacht aufgehen.
      Jetzt, dachte Reila, wo ihr Schlaf und die Nacht am tiefsten ist!
Sie fühlte, wie nun ihre Müdigkeit wich. Die Kraft der Erdgöttin
strömte in sie ein, kam in hohem Bogen von der anderen Seite des
Lagers geflossen. Von Kelf.
      Die Energie kurierte weder ihre Blutergüsse noch die Schürfungen
an ihren Handgelenken ... Kelf formte den Zauber auf seine
Weise, seinen Fähigkeiten gemäß. Sie empfing ihn auf ihre Art,
wie sie es in der Halle ihrer Sekte gelernt und getan hatte.
  Nun sah sie sich langsam nach dem Wächter um: Seiner Silhou-
ette nach zu urteilen, starrte er ins Dunkel hinaus ... Da rollte sie
sich leise zu dem von einem Schwert durchbohrten Leichnam
eines der ihrigen hin, dessen Lage sie sich bei Tageslicht eingeprägt
hatte. Denn da war ihr aufgefallen, daß die Hrogi, als sie die her-
umliegenden Waffen einsammelten und auf einen Haufen warfen,
diese Klinge übersahen.
      Es fiel ihr schwer, die auf dem Rücken gefesselten Hände über die
Schwertspitze zu heben, die eine Fingerlänge aus dem Toten ragte.
  Aber dann schaffte sie es und machte sich daran, ihre Handfesseln
an deren schartiger Schneide durchzuscheuern.
  Mit einemmal sah sie, daß der Wächter sich umdrehte. Sie erstarrte.   
  Vielleicht hatte er sie gehört. Aber auch wenn nicht – er könnte ja auf den Gedanken kommen, nach ihr zu sehen. Und dann fände er sie nicht an ihrem Platz . ..
      Aber der Hrogi reckte und streckte sich nur, gähnte ein paarmal,
drehte sich wieder um und beobachtete ein Fledermauspärchen, das da eben vorbeiflatterte und bald in Richtung Moor ver-
schwand.
      Reila machte behutsam weiter. Und endlich ging das Leder ent-
zwei! Sie massierte ihre blutig gescheuerten Handgelenke, trennte
rasch ihre Fußfesseln durch und wartete ab, bis alle Taubheit aus
ihren Armen

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