Lichtschwester
und Beinen gewichen war.
Dann erhob sie sich geschmeidig und sicher, schlich katzengleich
zu dem Hrogi hin, der in ihrer Nähe schlief - dem Amuletträuber,
der ja auch seine Waffen vor dem Einschlafen neben sich abgelegt
hatte. Sie sah sie in dieser Dunkelheit zwar nicht, fand sie aber mit
dem Instinkt einer Kriegerin - ein leichtes Schwert und eine kleine
Keule, die für ihre nicht so kräftigen Arme wie geschaffen waren!
Und sie griff entschlossen danach.
Aber das Geräusch beim Blankziehen weckte den Schläfer. Reila
hob die Keule und zerschmetterte ihm - Lärm hin, Lärm her - den
Kopf, bevor er auf die Beine kam.
Der dumpfe Laut ließ nun den Wächter herumfahren und nach
seinem Schwert greifen. Reila warf sich auf ihn und stieß ihm,
noch ehe er blankgezogen hatte, die Spitze ihrer Klinge in die
Kehle. Er röchelte, hob sein Schwert wie zum Hieb, verlor aber die
Balance.
So einen Stoß genau in den schmalen Spalt zwischen Halsbeuge
und Kinn hätten auch bei Tageslicht nur die geübtesten Schwert-
kämpfer führen können - sie war jetzt offenbar von noch besserem
Schlag.
Der Wächter taumelte noch, als sie sich schon dem dritten Hrogi
zuwandte. Er war aus seinen Decken aufgefahren und starrte jetzt
mit weit aufgerissenen Augen zu ihnen her, war sich aber bei dem
Dunkel unsicher, welcher dieser Kämpfer denn sein Feind sei.
Aber als sie sich auf ihn stürzte, hob er seine Streitaxt.
Geschickt parierte er Reilas Schwertstoß. Da schlug Stahl gegen
Stahl, daß die Funken stoben. Und jetzt stürmte er auf sie ein.
Aber sie sprang leichtfüßig, in ihrer Bewegung von keiner Rüstung behindert, zur Seite, stellte ihm ein Bein und versetzte ihm, als er dann zu Boden ging, mit der Keule einen gewaltigen Hieb in den Nacken.
Da streckte er alle viere von sich und blieb reglos im Heidegras
liegen. Reila hätte nicht sagen können, ob er nur bewußtlos oder aber tot war, hoffte jedoch, das später klären zu können.
Das leise Zischen des Breitschwerts spürte sie mehr, als daß sie es
hörte - aber früh genug, um unter einem Hieb wegzutauchen, der
sie den Kopf gekostet hätte. Sie machte einen Satz nach vorn und
wirbelte herum.
Thros fluchte derb und richtete seine Klinge auf sie. Da standen sie
sich gegenüber: er, den einen Arm in der Schlinge, aber stark und
gewappnet und kampferfahren - und sie: in einfacher Wollbluse
und wollenem Rock, durch die Kraft der Göttin wohl gestärkt, aber
schwach an Muskeln und Knochen.
Da warf er sich schwertschwingend auf sie. Sie stob zurück. Ihre
Klinge schoß vor, traf aber das Kettenhemd. Seinem Rückhand-
schlag wich sie tänzelnd aus.
Sie war beweglich, schnell, aber er war gut gewappnet. Er führte
den nächsten Stoß. Sie sprang zur Seite, parierte und stieß rasch
zu, während er sich wieder sammelte - ihre Schwertspitze traf nur
auf Stahl.
»Ich hätte dich heute nachmittag töten sollen«, sagte Thros.
»Ja, das hättest du«, höhnte Reila. Sie wollte ihn in Rage verset-
zen, damit er sich zu Unüberlegtheiten hinreißen ließe, sich viel-
leicht eine Blöße gäbe.
Aber das Gegenteil trat ein. Thros war nun hellwach und hatte
das Geplänkel genutzt, sich eine Strategie zurechtzulegen. »Ich
hätte ... einen von euch ... töten sollen.«
Sie erwiderte nichts darauf, erschauerte aber innerlich. Er hatte
ihren schwachen Punkt gefunden!
Und er säumte nicht, seinen Vorteil zu verfolgen. Schon versuchte
er, sie mit seinen Attacken in Richtung auf Kelf zu treiben, der,
seiner Rüstung beraubt und schwer gefesselt, einem tödlichen
Hieb nicht würde entrinnen können. Eine bloße Verwundung
wäre bereits verhängnisvoll, weil sie ihn aus der Trance risse.
Dann würde sie ihre Kraft und Kunst verlieren und Thros schmäh-
lich unterliegen.
Reila mühte sich verzweifelt, ihre Position zu halten. Sie zwang Thros zu einer Parade. Aber sein tückischer Hieb trieb sie wieder
einen Schritt zurück. Sie wagte einen Stoß auf sein Gesicht, aber
er lenkte ihn geschickt ab . .. Ihre Schwertspitze durchbohrte sein
Kettenhemd, daß ihm Blut auf den Unterarm spritzte.
Das reichte nicht aus. Mehr als ihn für ein paar Schlagwechsel zu
bremsen, schaffte sie nicht.
Aber sie durfte nicht aufgeben und mußte den Hrogi schlagen —
auf welche Weise auch immer. Tapfer kämpfte sie gegen ihre
wachsende Verzweiflung an.
Daß sie in der Hitze des Gefechtes keine eigenen Lösungen finden
würde, war
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