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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sie.
      »Ich gebe mir die größte Mühe!« sagte Verit. »Nein ... das liegt daran, daß ich jetzt eine Freundin habe.«
      Gerührt umarmten sie einander, und Marayd war so von ihrer Liebe zu Verit und auch ihrem Zorn auf sich selbst überwältigt, daß sie weinen mußte.
      Da klopfte es, und ein Wächter trat ein und schnauzte: »Marayd, du hast sofort im Bad zu erscheinen.«
      »Wieso?«
      »Seine Majestät wünscht dich heute abend zu empfangen. Mach dich also bereit.«
      Damit ging er; und Marayd und Verit sahen einander bestürzt an. 
      Schließlich murmelte Verit: »Nun ist es soweit. Marayd, du kannst es nicht mehr aufschieben. Du mußt den Zauber jetzt vollziehen!« 
      Da ließ Marayd sich auf einen Stuhl fallen und dachte minutenlang angestrengt nach. Und mit einmal war ihr klar, was sie tun würde - was sie tun mußte.
      Sie erhob sich entschlossen, entfernte die lose Fliese, nahm den Rubin und steckte ihn ein, holte die drei Beutel mit Kräutern und die Drahtspule aus ihrem Versteck, kramte auch eine Lampe hervor und ein Fläschchen mit jenem Betäubungsmittel, mit dem sie Verit über den schlimmsten Wundschmerz hinweggeholfen hatte, und griff sich zu guter Letzt noch das Reisegewand, das sie bei der Ankunft im Harem getragen hatte. »Komm«, sagte sie dann zu Verit, »gehen wir zum Wäscheschrank.«
      Unterwegs machte Marayd sich an einem bodenlangen, zweigeteilten Store zu schaffen, bei dem sie kürzlich die Stangen ausgetauscht hatte. Dieses Mal riß sie die zwei Kordeln ab, rollte sie sauber auf und steckte sie ein.
      Als Verit die Schranktür hinter sich zugezogen hatte, stellte sie zur Vorsicht gleich wieder den Stuhl unter die Klinke. Und Marayd begann im schwachen Schein ihrer Lampe, aus den zwölf Stangen ein käfigartiges Gestell aufzubauen. Als es fertig war, bestreute sie den Boden darunter mit den getrockneten, zerriebenen Kräutern und befestigte den Rubin am höchsten Punkt innerhalb des Geräts.
      Dann hielt sie Verit das Reisegewand hin und sagte: »Da, zieh das an.«
      »Warum das?«
      »Für Erklärungen habe ich jetzt keine Zeit. Tu es einfach.« Und Marayd rezitierte den Zauberspruch. Plötzlich hielt sie inne und sagte: »Verit, komm her.« Und dann umarmte sie ihre Freundin und flüsterte: »Oh, ich liebe dich.« »Ich dich auch, Marayd.«
      »Ich liebe dich so sehr, daß ich dir die Freiheit geben werde.«  
      »Waaas?«
      »Ich habe dich belogen, Verit. Dieses Zaubergerät bewirkt eine Teleportation ... aus dem Palast hinaus und hin zu einem leeren Lagerschuppen. Aber es kann nur eine Person versetzen. Und die wollte ich sein. Ich habe deine Hilfsbereitschaft ausgenutzt. Ich muß es wieder gutmachen, und dazu gibt es nur eine Möglichkeit. «
      Verit starrte zuerst das Gerät und dann Marayd an. »Aber ... das ist unmöglich!«
      »Nein, das muß sein. Du wirst endlich in der Welt draußen leben können, in Freiheit und Würde.«
      »Aber selbst wenn du die Wahrheit sagst ... ich kann doch nicht ohne dich gehen!«
      »Du kannst und du mußt!« versetzte Marayd und ergriff ihre Hand. »Verit, ich bin nur eine Kriegerin wie viele andere. Ich lebe vom Töten, vom Kriegführen. Ich bin Teil des Kreislaufs von Tod und Zerstörung. Aber du bist anders. Du kannst etwas lernen und dein Wissen zu Nutz und Frommen deiner Mitmenschen gebrauchen. Ja, du kannst die Welt zum Besseren wenden. Sie braucht Menschen mit Herz und Verstand, Menschen wie dich!« »Aber ich, ich brauche dich! Du kannst doch nicht hierbleiben und dich von Gambreol vergewaltigen lassen!«
      Marayd schüttelte den Kopf. »Das wird er nicht. Da denke ich wie einige andere ... für meine Freiheit und Ehre ist mir kein Preis zu hoch.«
      Verit zuckte zusammen. »Nein! Ich kann es nicht zulassen, daß du dein Leben wegwirfst!«
      Da faßte Marayd sie am Kinn und sah ihr in die Augen. »Dann lebe du, auf daß mein Tod nicht sinnlos sei. Bringe der Welt Frieden, so wie ich und meinesgleichen ihr Krieg gebracht haben ... Bringe ihr Wissen, Weisheit und Wärme. Trage Sorge, daß die Frauen nicht länger so von Männern mißbraucht werden, wie wir es wurden, und daß sie nicht zu der Entscheidung gezwungen werden, die ich jetzt getroffen habe.«
      »Marayd, ohne dich könnte ich draußen nicht überleben. Ich wüßte nicht, wie ich das anstellen sollte.«
      Aber Marayd kehrte ihr den Rücken zu, öffnete das Fläschchen und träufelte etwas vom dem

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