Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
Vom Netzwerk:
als kündige dieser Paukenschlag sein Vertrauen, seine Macht und den Erfolg an. Das Schiff war eine Festung, und er befahl darin. Von allen Seiten drangen zu ihm die Geräusche der arbeitenden Kolonnen. Licht flammte auf, und die Helle gab dem Grau des Hangars Freundlichkeit.
Der lange Tag neigte sich. Sichtbar sank die Sonne dem dunstig-trüben Horizont zu, tauchte schnell hinter schwarzrote Silhouetten, die die Scheidelinie zerrissen. Sein Standort mußte sich in der Nähe des Äquators befinden. Er hatte kaum Zeit, das Bild in sich aufzunehmen. Im Gegenlicht sah er Regelmäßigkeit aufragen. Gerade so hoch erhoben sich die Formen, daß sie noch ins Auge fielen. Dicht an der Kante der Startplattform stehend, beugte er sich vor und verengte die Augen zum Schlitz.
Der Hubgleiter schoß gewagt in die Höhe, zog eine Kehre und raste der sinkenden Sonne entgegen.
    Unter ihm dehnten sich endlos Wälder. Rasch verglommen ihre Farben, bis dunkelbleich nur noch Skelette zu erkennen waren. Die Bewegung, alles Leben war entflohen. Dürrheit reckte sich in der Düsternis.
Welch ein Leben hatte der Planet getragen? War es Jahrmillionen her oder gestern, daß es starb? Diese Landschaft erschien ihm tragisch, weil sie verlassen war, und doch unvergleichlich schön und unheimlich in ihrer Stille. Das alles hatte lange vor ihm das Bewußtsein fremder Wesen beherrscht. Hatten sie die Schönheit genutzt, die Schönheit der Angst vor dem Animalischen, die Schönheit der Sehnsucht danach? In der Sicherheit seiner Höhe schauerte Redcroft zusammen. Kühle Zungen leckten über seine Haut und vereisten Schläfenbögen, Lippen. Er witterte das Fremde, ein Gefühl, geboren aus vergessenen Instinkten. Das lag jenseits seines Wissens, jenseits der Erfahrung. Das Jenseitige war gewaltig. Niemand konnte es ihm mehr nehmen. War es das, was die Menschen nicht erfahren sollten?
    In fünftausend Meter Höhe flog er im Unterschallbereich das Ziel an. Klar im ganzen Spiel der Farben gab nur der Nachtschirm das überflogene Territorium wieder. Das gleichmäßige Rauschen der Triebwerke klang wie ein Versprechen. Dankbar nahm er es entgegen im Niemandsland zwischen dieser und einer anderen Welt.
    Die Vegetation war bereits weit über die ehemaligen Grenzen der Stadt ins Zentrum vorgedrungen. Der Mischgürtel aus Ruinen und Pflanzenwuchs erstreckte sich etwa zwei Kilometer tief. Den Kern der Stadt fand er jedoch fast unberührt von der wilden Vegetation vor. Unberührt wie ein heiliger Ort ragte der Komplex auf, verfallen, aber ewig. Seine Augen brannten. Dort unten, zu seinen Füßen, lag das Zeugnis einer außerirdischen Zivilisation.
    Niemals in der tausendjährigen Geschichte der irdischen Raumfahrt war die Entdeckung extraterrestrischer Intelligenzen oder Überreste von Zivilisationen zugegeben worden. Was hatte das zu bedeuten? Warum sollte verhindert werden, daß die Menschen davon erfuhren? Sie waren offenbar ausgestorben. Aber war das möglich? Widersprach das nicht allen Gesetzmäßigkeiten? Irgendwann einmal waren alle Planeten, die heute das »D« als Zeichen der Gefahr trugen, erforscht worden. Hatten sie alle einmal intelligentes Leben getragen? Mochte es von einem Planeten verschwinden. Aber von allen?
    Das Geheimnis mußte außerordentlich streng gehütet worden sein. Unvorstellbar, daß Generationen nicht daran gerührt hatten. Was für ein beschämendes Indiz! Erschöpfte sich denn die Phantasie der Menschen wirklich in dem Gedanken an das nahe Morgen mit seinen kleinen, tausendfachen Möglichkeiten? Waren nicht seine Freunde, Claire, der Beweis? Sie suchten ihres Daseins Wichtigkeit allein im Kommenden. Sie starrten wie im Rausch nach vorn. Claire mit ihren Träumen, ihren belanglos wichtigtuerischen Hoffnungen. Er mußte sie alle maßlos enttäuscht haben. Sein Lächeln war bitter. Unermeßlich viele Dinge lebten in ihrer Erwartung und ließen ihr Leben angefüllt und in ständiger Bewegung erscheinen. Sie führten ein Eintagsleben in Spannung auf das Morgen, eine alltägliche Spannung auf erreichbare Dinge! Ohne Zweifel, sie mußten die Marotte mit den D-Planeten geradezu lächerlich finden. Instinktiv erkannten sie die Unruhe, die er in ihr Leben tragen würde. Claire hatte den Gegenstand seiner Leidenschaft nicht begriffen, und so blieb es ihr versagt, ihm wirksam zu begegnen. Sie wollte ein Ziel vor Augen haben, ein magisches Ding, ein Mysterium, ein Ziel, in seiner Begreifbarkeit nebelhaft, ein Ziel, nicht beschreibbar, aber ein

Weitere Kostenlose Bücher