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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Kopf an die Sichtluke. Li folgte ihr.
    Es war die zweite Nacht, und der Begleiter warf sein schwaches Licht ins Zimmer und tauchte die Konturen von
Bellas Gesicht in ein so dunkles Rot, dass es fast schwarz erschien. »Was kann ich tun?«, flüsterte sie.
    »Können Sie nicht einfach heimkehren und ihnen sagen, dass Sie es nicht beenden wollen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Nun, dann …«
    »Reden wir nicht drüber. Sie können mir nicht helfen. Niemand kann mir helfen.«
    Bella drehte sich um. Sie war jetzt so nah, von hinten beleuchtet, das schöne Gesicht in Schatten getaucht. Li berührte sie an der Wange, und die fiebrige Hitze der blassen Haut schockierte sie.
    Bella lehnte sich an sie und seufzte, und Li schauderte, als ein schwacher Atemhauch über ihre Haut strich. Bellas Lippen liebkosten ihren Hals, die Kante ihres Kiefers, ein Ohrläppchen, und Li drehte ihren Kopf für den Kuss, den sie so sehr ersehnte.
    Aber im letzten Moment, bevor sich ihre Lippen berührten, blickte sie Bella in die weit aufgerissenen Augen – und sah etwas, das sie erstarren ließ. Keine Angst. Keinen Widerwillen. Aber … da war etwas. Etwas so Kalkuliertes und Berechnendes wie das blau-schwarze MotaiSyndikat-Logo an den Außenrändern ihrer violetten Iriden.
    Li trat zurück und ließ die Hände sinken. Die wilde Sehnsucht, die sie vor ein paar Sekunden noch in ihrem Bann gehabt hatte, war verschwunden, ersetzt durch ein klammes Gefühl wie nach einem Fieber. »Wer hat Sharifi umgebracht, Bella?«
    Bella wandte sich wieder dem Fenster zu, und Li hatte den Eindruck, dass die Hand, die sie auf die Fensterbank legte, immer noch zitterte. »Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich. »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich erinnere mich nicht.«

    »Sie erinnern sich an etwas«, sagte Li. »Oder Sie haben zumindest einen Verdacht. Warum hätten Sie mir sonst von Cory erzählt? Warum hätten Sie mir sonst von den Toten in der Kristalldruse erzählt, obwohl dort keine Toten gefunden wurden? Denn es haben dort keine Toten gelegen, nicht wahr? Und Sie müssen es gewusst haben. Sie haben eine Fährte für mich gelegt. Mir ist nur noch nicht klar, ob sie zu Haas oder von ihm weg führen soll.«
    »Ich führe Sie nirgendwohin! Ich weiß nichts. Das habe ich Ihnen schon gesagt!«
    »Und ich glaube es nicht. Wer eine Liebesbeziehung hat, redet miteinander. Sharifi muss Ihnen einiges erzählt haben. Dass Sie etwas entdeckt hat. Eine bestimmte Technologie. Eine neue Information.« Li machte eine Pause, ehe sie fortfuhr. »Etwas, das Korchow von ihr haben wollte.«
    »So war es nicht«, behauptete Bella hartnäckig.
    »Wie war es denn?«
    Bella zappelte ungeduldig. »Sind Sie deswegen hergekommen? Um Fragen zu stellen?«
    »Was haben Sie erwartet?«, fragte Li.
    Sie wartete, aber Bella drehte sich nicht um, und nur das leichte Zittern ihrer Schultern zeigte Li, dass sie wieder weinte.
    »Hannah hat sich nicht wegen der Kristalle an Korchow gewandt«, sagte Bella schließlich. »Und es war nichts Illegales im Spiel. Sie wollte mich aus meinem Vertrag freikaufen, mit ihrem eigenen Geld.«
    Li stand für einen Moment sprachlos da und wusste nicht, was sie erwidern sollte. »Sie hätte Sie aus Ihrem Vertrag nicht freikaufen können, Bella. Das hätte sie sich gar nicht leisten können.«
    »Sie war reich«, beharrte Bella mit der blinden Gewissheit einer Person, die nicht begriff, was das Wort »reich« bedeutete, was Geld bedeutete.

    »So reich nicht.«
    »Sie irren sich. Sie hat es mir versprochen.«
    »Und was ist schiefgegangen, Bella? Wieso gab es kein Happy End?«
    »Sie hat es sich anders überlegt«, sagte Bella nach langem Schweigen. »Sie fand etwas, das sie glücklicher machte als ich.«
     
    Auf halbem Wege zurück in ihr Quartier wurde Li bewusst, dass sie nicht einmal halbwegs müde war, und schlug eine andere Richtung ein, um in den nächsten Shuttle auf die Planetenoberfläche zu steigen.
    Die Wächter am Grubenkopf kannten sie inzwischen; sie durchsuchten sie nur oberflächlich, fast so, als hätten sie sich am liebsten dafür entschuldigt. Zwanzig Minuten später, als gerade die Nachtschicht den Dienst antrat, stieg sie die Leiter in die Kristalldruse hinunter.
    Die Kristalle waren in voller Blüte, übersteuerten ihre Implantate und beeinträchtigten ihre Scan-Systeme. Als sie einen Fuß auf die letzte Sprosse setzte, versagten ihre Infrarot- und Quantenscanner komplett. Sie hätte ihre Laterne einschalten können, aber

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