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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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sah sie ihm an, dass er sie für verrückt hielt.
    »Nein. Ich sag’s dir doch. Ich habe mit ihm gesprochen. Er ist in der Kristalldruse.«
    »Das ist Unsinn. Wir sind nicht einmal in deren Nähe.«
    »Doch, natürlich.« Li schüttelte störrisch den Kopf. »Ich habe die Verkabelungspläne für diese Grube geladen. Ich schau sie mir gerade an. Die Telefonleitung, die man für Sharifi gelegt hat, verläuft durch diesen Stollen zu einem Bohrloch, das unmittelbar südlich der Kristalldruse in den Trinidad führt. So haben wir auch ihre Stimmen gehört: durch die Bohrlöcher, die das Verkabelungsteam von dieser Ebene aus gebohrt hat.«
    »Verständigen wir doch einfach die Leute auf der Grubensohle, damit sie eine Mannschaft hinschicken, die näher dran ist«, sagte Ramirez.
    In diesem Moment verstand Li ihn erst richtig.

    Es war nicht etwa so, dass Ramirez ihr nicht glaubte. Er glaubte schon, dass sich Cartwright dort unten aufhielt. Es überraschte ihn nicht einmal. Er wollte nur nicht, dass sie es wusste.
    »Ihr verrückten Mistkerle«, sagte sie. »Was habt ihr bloß angestellt?«
    »Komm schon. Wir müssen wieder rauf.«
    »Wie fühlt man sich, wenn man ein paar hundert Menschen umgebracht hat, Leo?«
    »Es ist die ABG, die sie umbringt, nicht Leo.«
    Li drehte sich um und lief das Gefälle zum Trinidad hinunter.
    »Wo willst du hin?«, rief Ramirez.
    »Ich werde diesen Scheißkerl finden und die Wahrheit aus ihm herausprügeln.«
    »Nein, warte.« Ramirez lief so hastig hinter ihr her, dass er ins Stolpern geriet. »Es ist nicht so, wie du denkst. Ich rede mit dir. Ich sage dir alles, was du wissen willst. Aber bitte, lass Daahl die Sache regeln. Er ist dafür zuständig. Und wenn du jemandem etwas sagst, werden nur noch mehr Menschen sterben. Dann sind all diese Leute umsonst gestorben, nur damit die ABG ihre verdammten Profite einfährt!«
     
    Später bereute sie es, dass sie nicht standhaft geblieben war. Später wünschte sie sich, sie wäre direkt in die Kristalldruse hinuntergestiegen und hätte nicht auf Ramirez gehört, ganz gleich, was er sagte und wie vernünftig es klang. Aber später war es zu spät, denn als sie an die Oberfläche zurückkehrten und Daahl aufsuchten, bekamen sie mehr, als sie verlangt hatten.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte Ramirez, als sie aus dem Büro am Grubenkopf kamen.
    Li folgte seinem Blick zum Sichtungsbereich, wo sich Sharpe und die anderen Sanitäter aufgehalten hatten. Es
war niemand mehr da. Man hatte die Verwundeten evakuiert, während sie unter Tage gewesen waren, und die Sanitäter gleich mit. Alles, was zurückblieb, war ein flatternder Abfallhaufen aus benutzten Steriltüchern und Spritzen und den Verpackungen von Brandkompressen.
    Li sah zu den Landeplattformen und einer Gruppe von Konzernangestellten hinüber, die sich nervös um den einzigen Stationsshuttle scharten, der noch auf der Plattform stand. Sonst herrschte überall nur ein Gewimmel von Bergleuten in Overalls und zerlumpten Bewohnern von Shantytown.
    Daahl nahm Ramirez’ Neuigkeiten auf, ohne auch nur Überraschung vorzutäuschen. Er schickte Ramirez los, um einen Rettungstrupp zusammenzustellen – obwohl es für Li so aussah, als hielte Daahl einen Rettungstrupp für Cartwright nicht unbedingt für nötig.
    »Steigen Sie in den Shuttle«, sagte er zu Li, als das erledigt war. »Sie können hier nichts mehr tun, und diese Sache geht Sie nichts an.«
    Li wollte sich nicht vertreiben lassen. »Was zum Teufel geht hier vor?«
    »Wie ich schon sagte: nichts, das Sie etwas angeht.«
    »Blödsinn! Cartwright hat mit aktiven Kristallen herumgespielt, und Sie stehen hier herum und quatschten, während das Bergwerk unter Ihnen schon das zweite Mal hochgegangen ist.«
    »Cartwright weiß, was er tut, Katie. Er braucht Ihre Hilfe nicht.«
    »Hilfe hatte ich auch nicht im Sinn, Daahl. Ich weiß nicht, welches kleine Spiel Sie miteinander treiben, aber …«
    Daahl sah jemandem über Lis Schulter hinweg in die Augen, erstarrte für einen Sekundenbruchteil und entspannte sich wieder, als habe er eine bewusste Anstrengung unternommen, ganz natürlich zu erscheinen. Li drehte sich um
und starrte unversehens in ein Paar blauer Augen, kalt wie Keramstahl, im Gesicht einer hart wirkenden Frau in der Ausrüstung eines Rettungssanitäters.
    Die Frau nickte Daahl zu, schaute Li kühl an und stand dann einfach nur noch da, die Hände in den Overalltaschen, und ihr Blick ging zwischen den beiden hin und her.
    Li sah

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