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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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technologischen Provinzen. Nur ein einziges Verschränkungsfeld, das den gesamten UN-Raum ausfüllt – und schließlich den gesamten menschlichen Siedlungsraum. Ein Metanetzwerk, wenn man so will, das eine direkte, ökonomische, einstufige überlichtschnelle Replikation zwischen beliebigen Punkten im UN-Raum ermöglicht.«
    Die Holoprojektion veränderte sich wieder und zeigte diesmal Realaufnahmen von verdächtig sauber wirkenden Bose-Einstein-Bergleuten, die an einer unterirdischen Schnittkante arbeiteten.

    »Alles, was wir brauchen«, erklärte Sharifi, »ist eine Technologie, die es uns ermöglicht, Bose-Einstein-Kondensate nach unseren Spezifikationen in einer Laborumgebung zu züchten.«
    Jetzt erst kam Sharifi zum Geschäftlichen. Die Aufnahme der Schnittkante wich Bildern von der Prüfung, Zerkleinerung, Politur und Formatierung der Kondensate. Und schließlich vom fertigen Produkt: gesäubert, zurechtgeschnitten, paarweise und für Kommunikationsanwendungen formatierte Bose-Einstein-Kondensate. »Um Kondensate zu züchten«, sagte Sharifi, »müssen wir sie natürlich erst einmal verstehen. Und ein Schlüssel zum Verständnis liegt nicht in der Zukunft, sondern in unserer Vergangenheit.«
    Auf dem Holodisplay erschien ein strahlendes Bild der Erde, das rasch größer wurde und einen der blauen Ozeane heranzoomte. Sharifi warf Li einen Blick zu, lächelte und trat in das holografische Bild.
    Brandung umtoste sie. Li trat neben Sharifi auf einen schmalen, von Sternenlicht beschienenen Sandstreifen zwischen zwei grenzenlosen Ozeanen. Über ihnen schienen Sterne an einem hellen, klaren Himmel, den seit über zwei Jahrhunderten kein ungeschützter Mensch mehr gesehen hatte.
    »Das«, erklärte Sharifi, »ist das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens. Es war, oder ist, die größte zusammenhängende Lebensform auf der Erde vor der Zeit der Migration.«
    Sie trat in die Brandung hinaus, bedeutete Li, ihr zu folgen, und Li bemerkte jetzt erst, dass sie und Sharifi Neoprenanzüge und Taucherausrüstungen trugen. Sie tauchten zügig durch die Brandung in das stille Wasser darunter. Auf dem Weg nach unten strich Sharifis nackter Oberschenkel an Lis nacktem Oberschenkel vorbei, und Li
fragte sich, wie nah sie sich bei dieser Präsentation noch kommen würden. Im stillen, klaren Wasser ein Dutzend Meter unter der Oberfläche zog sich zu ihren beiden Seiten ein Korallenriff wie eine breite Straße hin.
    Es war Nacht; das Riff war aktiv. Technicolor-bunte Fische flitzten zwischen den Korallen hin und her. Die Korallen selbst winkten ihnen mit Millionen von leuchtenden Armen zu. Während Sharifi Li an der großen Mauer des Riffs entlangführte, entfaltete sich vor ihnen in Echtzeit eine Geschichte. Die Korallen wuchsen, jagten, eroberten neue Territorien. Li begriff, dass das ganze Riff ein einziger zusammenhängender Organismus war, ein einziges primitives Bewusstsein.
    Dann sah sie Menschen, und mit den Menschen kamen Fahrrinnen, Motorboote, Öllachen, chemische Kontamination. Das Riff wurde krank, schrumpfte und starb, lang bevor jemand seine Geheimnisse entschlüsselt oder die inneren Mechanismen seines gewaltigen Kollektivbewusstseins enthüllt hatte.
    Das Wasser glühte auf und verschwand. Und plötzlich schwebte Li nicht mehr im Wasser, sondern in einer finsteren Leere.
    »Das Great Berrier Reef ist verschwunden«, sagte Sharifi. »Alles, was wir von ihm hätten lernen können, ist für immer verschwunden. Doch als die Menschheit ins Universum aufgebrochen ist, haben wir einen anderen Kollektivorganismus entdeckt. Einen in noch größerem Maßstab. Die Bose-Einstein-Schichten auf Compsons Planet.«
    Licht sickerte in die Welt, und Li sah über und um sich eine riesige, glasige Wabenstruktur.
    »So sieht eine typische Bose-Einstein-Lagerstätte aus, wenn man die umliegende Kohle und das Gestein entfernt hat«, erklärte Sharifi. »Die Kondensate ziehen aus der umliegenden Kohle Energie ab. Wir wissen nicht, wie sie funktionieren
oder wie die Schichten, aus denen sie bestehen, miteinander kommunizieren. Dennoch scheint jede Lagerstätte einen Kollektivorganismus zu bilden. Jede Bose-Einstein-Sohle ist im Grunde ein riesiges Korallenriff, das an Land in einem Ozean aus Kohle und Fels wächst.«
    Die Wabenstruktur verblasste, und ringsum erschien wieder die Laboreinrichtung.
    »Bose-Einstein-Schichten unterscheiden sich von irdischem, kohlenstoffbasiertem Leben so grundlegend, dass wir keine direkten

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