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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Kohärenztheorie leistete, war in mancher Hinsicht bedeutsamer als das Ergebnis eines Experiments genau zu definieren. Sie lieferte uns einen neuen theoretischen Rahmen, um über Ereignisse auf Quantenebene nachzudenken. Im Grunde bewies sie sogar, dass die Vielwelten-Interpretation der Quantenmechanik nicht tatsächlich das Universum beschreibt, sondern dass sie nur der effektivste Ansatz ist, um über das Universum nachzudenken. Oder zumindest der effektivste Ansatz, der uns gegenwärtig zur Verfügung steht.«
    »Und was hat das Ganze mit Interferenzen zu tun? Was meinst du, welche Interferenzen sie sich im Anakonda-Bergwerk anschauen wollte?«
    Cohen schüttelte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie mit einem Lächeln an. »Interferenz ist von zentraler Bedeutung. Sie ist das Kaninchen, das die Kohärenztheorie aus dem Hut zaubert. Vereinfacht ausgedrückt hat Sharifi festgestellt – und das führt uns in den Bereich der Quanten-Informationstheorie –, dass Interferenz und Kohärenz
tatsächlich zwei Seiten derselben Münze sind. Wenn man das Konzept des Multiversums ernst nimmt, dann stellen sich Verschränkungen, Dekohärenzen und Interferenzen als wechselseitig voneinander anhängige Phänomene dar. Im Grunde sind sie das gleiche Phänomen, das nur in verschiedenen Dimensionen des Multiversums beobachtet wird.«
    »Davon bekomme ich Kopfschmerzen, Cohen.«
    »Die Quantenmechanik bereitet jedem Kopfschmerzen. So ist es nun einmal. Aber ich will darauf hinaus, dass man eigentlich gar nicht an Sharifis Idee zu glauben oder sie sich bildhaft vorzustellen braucht. Denn sie funktioniert, so wie viele andere bahnbrechende Ideen in der Quantenmechanik, ganz gleich, ob man an sie glaubt oder nicht. Die Everett-Sharifi-Gleichungen beschreiben präzise ein ganzes Spektrum von Quantenphänomenen, die früheren Theorien unerklärlich blieben. Was mich wieder zu meiner Aussage führt, dass Theorien nicht wahr sein müssen, um nützlich zu sein.
    Und natürlich ist die Kohärenz-Theorie einfach schön.« Seine Zigarette beschrieb einen leichten Bogen in der Luft. »Sharifis frühe Artikel über dieses Thema enthalten einige der elegantesten Gedankengänge in der Geschichte der modernen Physik. Und Schönheit ist fast so wichtig wie Nützlichkeit.« Er grinste. »Noch wichtiger sogar, hätte Sharifi gesagt.«
    »Du meinst also, sie untersuchte die aktiven Felder in den Bose-Einstein-Sohlen, weil sie in diesen Feldern etwas über die Beziehung zwischen Verschränkung, Interferenz oder Dekohärenz herauszufinden versuchte, von dem sie glaubte, dass … was? Dass es ihre Theorien bewiesen hätte?«
    »Vielleicht. Oder vielleicht hoffte sie auch nur, dass sie einige Aspekte der Kohärenztheorie verfeinern könnte. Aber wonach sie auch suchte, es muss in erster Linie etwas
Theoretisches gewesen sein. Eine frische Richtung. Eine große Antwort. Ein neues Problem. Etwas, das von Bedeutung war.«
    »Sie hat jedenfalls etwas gefunden«, sagte Li. »So viel wissen wir. Aber dann hat sie ihre Daten gelöscht. Was immer sie also gefunden hat, sie wollte nicht, dass andere davon erfahren.«
    Cohen schüttelte energisch den Kopf. »Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich glaube nicht, dass Sharifi Daten zerstört hätte. Ich kann mir keinen engagierten Wissenschaftler vorstellen, der das über sich bringen würde.«
    »Selbst wenn sie festgestellt hätte, dass ihre Daten die Kohärenztheorie widerlegen? Selbst wenn sie annehmen musste, dass sie ihr Lebenswerk zerstören und sie wie Everett der Lächerlichkeit preisgeben würden?«
    »Selbst dann, Catherine. Sharifi glaubte an Wissen. An Wahrheit. Es ging ihr darum, wirklich recht zu haben , nicht darum, dass andere ihr recht gaben.«
    »Vielleicht«, sagte Li. »Vielleicht hast du sie auch einfach nicht so gut gekannt, wie du glaubst.«
    Für einen Moment antwortete Cohen nicht, und als er weitersprach, schaute er über die Skyline des Rings hinweg auf die gewaltige schillernde Wölbung der Erde. »Du bist nie dort gewesen, oder?«, fragte er.
    »Auf der Erde? Nein. Natürlich nicht.« Niemand durfte mehr auf die Erde, es sei denn, dass er unter eine der religiösen Ausnahmebestimmungen fiel. Und Genkonstrukte durften selbst dann nicht. Sie standen auf der Technologie-Sperrliste und waren vom Embargo betroffen.
    »Ich bin dort gewesen«, sagte Cohen. »Ich wurde dort geboren.«
    »Ich weiß«, sagte Li und fröstelte.
    Sie hatte alte, nicht interaktive Videoaufnahmen von Cohens

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