Liebe 2000 - erotic science fiction
möglich?« unterbrach ihn Vomact.
»Natürlich«, sagte Grosbeck sofort, »das Gewebe kann süchtig werden.«
»Überprüfen Sie das«, sagte Vomact.
Grosbeck kniete sich neben den Patienten und tastete mit den Fingerspitzen nach seinen Muskelenden. Er fühlte, wo sie sich in die Schädelbasis, die Schulterspitzen und in die entblößte Rückenfläche hinein verknoteten.
Als er aufstand, lag ein Ausdruck von Verblüffung auf seinem Gesicht. »Einen solchen menschlichen Körper habe ich noch nie unter den Händen gehabt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch menschlich ist.«
Vomact sagte nichts. Die beiden Ärzte sahen sich an. Grosbeck begann sich unter dem ruhigen, unverwandten Blick des älteren Mannes zu winden. Schließlich platzte er heraus: »Sir und Doktor, ich weiß, was wir tun könnten .«
»Und was«, sagte Vomact ernst und ohne daß seine Stimme auch nur einen Hinweis auf Ermutigung oder Warnung erkennen ließ, »wäre das?«
»Es wäre nicht das erste Mal, daß man so etwas in einem Krankenhaus tut.«
»Was?« sagte Vomact, und es waren seine Augen – diese furchtbaren Augen! –, die Grosbeck etwas sagen ließen, was er nicht sagen wollte.
Grosbeck stieg die Röte ins Gesicht. Er beugte sich zu Vomact hinüber, um ihm zuzuflüstern, obwohl sich niemand in ihrer Nähe befand. Seine Worte, als sie endlich kamen, klangen in ihrer hastigen Anstößigkeit wie das unanständige Angebot eines jungen Liebhabers: »Den Patienten töten, Sir und Doktor, ihn töten. Wir haben genügend Aufnahmen von ihm. Wir können eine Leiche aus dem Keller holen und sie zu seinem getreuen Abbild umarbeiten. Wer weiß, was wir auf die Menschheit loslassen, wenn wir dulden, daß er sich erholt?«
»Wer weiß?« echote Vomact ohne Klang oder Betonung in der Stimme. »Aber, Bürger und Doktor, wie lautet die zwölfte Pflicht des Arztes?«
»Das Gesetz nicht in die eigenen Hände zu nehmen, die Heilung den Heilern zu überlassen und dem Staat und der Instrumentalität zu geben, was dem Staat oder der Instrumentalität gebührt!« Grosbeck seufzte, als er seinen Vorschlag zurückzog. »Sir und Doktor, ich nehme es zurück. Ich habe dabei nicht an die Medizin gedacht. Mir ging es um die Regierung und die Politik.«
»Und nun … ?« fragte Vomact.
»Man heilt ihn oder man läßt ihn in Ruhe, bis er sich selbst geheilt hat.«
»Und was würden Sie tun?«
»Ich würde versuchen, ihn zu heilen.«
»Wie?« fragte Vomact.
»Sir und Doktor«, schrie Grosbeck, »verspotten Sie mich nicht ob meiner Schwäche in diesem Fall! Ich weiß, Sie schätzen mich, weil ich ein kühner, unerschrockener Mann bin. Wie soll es mir gelingen, ich selbst zu sein, wenn wir nicht einmal wissen, woher dieser Körper kommt. Wäre ich so mutig wie sonst, gäbe ich ihm Typhus und Condamin und stellte Telepathen in seiner Nähe auf. Aber dies ist etwas Neues in der Geschichte der Menschheit. Wir sind Menschen, und vielleicht ist er kein Mensch mehr. Vielleicht verkörpert er die Vereinigung des Menschen mit einer neuen Art von Kraft. Wie ist er hierhergelangt aus der Unendlichkeit des Nichts? Um wie viele Millionen Male ist er vergrößert oder verkleinert worden? Wir wissen nicht, wer er ist oder wag mit ihm geschehen ist. Wie können wir einen Mann behandeln, wenn wir es dabei mit der Kälte des Weltraums, der Hitze von Sonnen und der Kühle unendlicher Fernen zu tun haben? Wir wissen, was wir mit menschlichem Fleisch tun können, aber dies ist nicht mehr nur Fleisch. Fühlen Sie selbst, Sir und Doktor! Sie werden etwas berühren, was kein Mensch zuvor berührt hat.«
»Ich habe ihn bereits berührt«, erklärte Vomact. »Sie haben recht. Wir werden es einen halben Tag lang mit Typhus und Condamin versuchen. In zwölf Stunden treffen wir uns hier wieder. Ich werde den Schwestern und den Robotern sagen, was sie in der Zwischenzeit zu tun haben.«
Beide blickten sie im Gehen zu der rotverbrannten Gestalt hinunter, die mit weit abgespreizten Gliedern auf dem Fußboden lag. Grosbeck betrachtete den Körper mit einer Mischung aus Ekel und Furcht; Vomact war ohne Ausdruck, abgesehen von einem gequälten, matten Lächeln des Mitleids.
An der Tür wurden sie von der Oberschwester erwartet, und Grosbeck hörte voller Erstaunen die Anweisungen seines Chefs.
»Madame und Schwester, gibt es ein waffensicheres Gewölbe in diesem Krankenhaus?«
»Ja«, sagte sie, »wir haben früher unsere Aufnahmen darin aufbewahrt, bis wir sie alle in
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