Liebe ahoi
Leute sie gefragt hatten, ob sie Single sei, weil sie bei Elternabenden in der Schule, zu Theateraufführungen, Geburtstagspartys, Hochzeiten, ja sogar Beerdigungen ohne ihn erschienen war, da er mal wieder keine Zeit gehabt hatte.
Einem plötzlichen Impuls folgend scherte sie aus ihrer Reihe aus und ging zu Sarah hinüber. »Guten Morgen!«
Sarah hob erstaunt den Kopf, und Beth sah, dass sie rote Ränder unter den Augen hatte und ihr Lächeln gezwungen wirkte. »Hi, Beth. Schöner Tag, nicht?«
Sarah gab sich große Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Aber Beth durchschaute sie sofort.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie leise.
»Ja. Alles gut.«
Das stimmte nie und nimmer. Beth überlegte kurz, Sarah in Ruhe zu lassen, aber sie sah so frustriert und traurig aus, dass sie nicht einfach weggehen konnte.
»Und David?«
Beth sah, dass Sarah auf ihrer Unterlippe kaute, während sie einen Moment zögerte. »Er muss arbeiten«, gab sie schließlich zu.
Sarah traten Tränen in die Augen, und sie senkte schnell den Kopf, damit Beth es nicht sah. Beth war entsetzt. Dieser Dummkopf! Manche Dinge schienen sich einfach nie zu ändern.
»Weißt du was? Ich fahre auch allein nach Palma. Ich möchte ein bisschen shoppen, irgendwo mittags was essen, nichts Besonderes. Hast du Lust mitzukommen? Ich würde mich freuen.«
Das stimmte nicht ganz. Sie hatte sich eigentlich darauf gefreut, allein zu sein. Aber vielleicht war es ja auch ganz nett, ein wenig Begleitung zu haben.
»Das kann ich dir wirklich nicht zumuten …« Sarah wollte gerade ›Nein danke‹ sagen, als sich ihre Augen schon wieder mit Tränen füllten. Ohne weiter nachzudenken vollzog sie eine Kehrtwendung. »Weißt du was, das ist eine tolle Idee. Natürlich nur, wenn es dir wirklich nichts ausmacht.« Ihre Stimme klang nun richtig entschlossen. »Danke, Beth«, fügte sie leise hinzu.
Ehe Beth klar wurde, was sie tat, umarmte sie Sarah. Vielleicht war die Idee ja tatsächlich nicht schlecht. Sie war immer gut mit Sarah ausgekommen, und jetzt verspürte sie zu ihrer großen Überraschung fast so was wie Muttergefühle für sie.
Sarahs Gesicht hellte sich sichtbar auf, als sie wenig später durch den Security-Bereich gingen und das Schiff verließen. Draußen am Kai herrschte ziemliches Chaos. Taxifahrer liefen durcheinander, brüllten, winkten, gestikulierten und drückten ihnen irgendwelche Prospekte in die Hände.
»Sollen wir uns einfach in ein Taxi setzen und das Beste hoffen?«, schlug Beth vor.
»Was habt ihr zwei Hübschen denn vor?«
Die Stimme hinter ihnen kam ihnen bekannt vor. Als sie sich umdrehten, standen Piers und Max vor ihnen, beide in leichten Chinos und Polohemden.
Sarah lächelte. »Shoppen. Essen gehen. Kaffee trinken. Und wenn wir ganz mutig sind, kaufen wir uns Sombreros und …«
Piers lachte schallend.
»Als Allererstes werden wir jetzt jedenfalls Kopf und Kragen riskieren und in eins dieser Taxen steigen.«
»Auf keinen Fall«, widersprach Piers energisch. »Wer weiß, wo ihr dann landet. Ich habe ein Auto gemietet, weil wir zu einem Golfplatz wollen, der zwanzig Minuten von hier entfernt ist. Wir könnten euch unterwegs absetzen.«
Beth sah Sarah an. Sie nickte.
Zwei Minuten später saßen sie zu viert in einer klimatisierten Limousine und ließen den Hafen hinter sich. »Wisst ihr was?« Piers zog eine Dose Bier aus einem Minikühlschrank und öffnete sie zischend. »Ich hab noch eine bessere Idee. Was haltet ihr von einem kleinen Abenteuer?«
7. Kapitel
VERRÜCKTE UND SCHOTTEN
So hatte Sarah sich ihren ersten Tag in der Sonne wahrhaftig nicht vorgestellt. Aber wenn man von seinem Ehemann versetzt wurde und sich dann erst von der ersten Exfrau des Mannes retten und danach vom Mann der zweiten Exfrau und dessen Sohn in einer Limousine entführen ließ, dann endete man eben so: mit einem Glas Wein in der Hand in einer klimatisierten Limousine, die sich im herrlichen Sonnenschein einen mallorquinischen Hügel hinaufschlängelte.
»Bist du wirklich sicher, dass wir euch nicht zur Last fallen?«, fragte sie Piers.
»Natürlich nicht. Ich bestehe darauf, dass ihr mitkommt.« Er grinste. »Ich kann nicht fassen, dass David und Mona so dumm sind und arbeiten. Aber wenn sie uns schon einfach sitzen lassen, ist es doch wohl unser gutes Recht, dass wir uns betrinken und uns amüsieren.«
Es war alles falsch, und doch schien es im Moment so verdammt richtig zu sein.
Der ursprüngliche Plan, Sarah und Beth an der
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