Liebe ahoi
Kathedrale abzusetzen, war hinfällig geworden. Stattdessen hatte Piers die Frauen dazu überredet, ihn und Max zum Brunchen in einen Golfclub zu begleiten, den er regelmäßig besuchte, wenn er sich auf der Insel aufhielt. Während Piers und Max den Nachmittag mit Golfen verbrachten, würde der Fahrer sie erst zum Shoppen in die Stadt und anschließend zurück zum Schiff bringen. Beth schien das für eine gute Idee zu halten, daher hatte Sarah das Gefühl gehabt, nicht Nein sagen zu können. Jetzt war sie froh darüber. Piers war ein toller Begleiter und unterhielt sie prächtig mit Geschichten von seinem letzten, offenbar turbulenten Besuch auf der Insel.
Sie fuhren durch eine atemberaubende Landschaft und erreichten schließlich den Golfplatz, wo sie ein Concierge empfing.
»Mr. Delaney, ich freue mich Sie wiederzusehen.«
»Alles okay, Carmilo? Wie geht es Ihnen?«
»Gut, Mr. Delaney, sehr gut.«
Sarah bemerkte, dass Euroscheine von Hand zu Hand wechselten. Piers’ Großzügigkeit überraschte sie nicht. Erstaunlich war nur, wie unterschiedlich Piers und Mona waren. Piers behandelte alle Menschen gleich, ob es sich nun um einen Mitpassagier oder den Concierge eines mallorquinischen Golfclubs handelte. Mona dagegen hatte ganz deutlich gemacht, dass sie keine Zeit hatte für … Nun, eigentlich für niemanden. Im Gegensatz zu David schienen ihr die meisten Menschen gleichgültig zu sein. Der Spruch »Gegensätze ziehen sich an« war selten zutreffender als bei den beiden.
Sie wurden an einen Tisch auf der Terrasse geführt, wo sie vor der Sonne geschützt unter einer cremefarbenen Markise saßen. Bis auf ein paar Italiener waren sie die einzigen Gäste.
»Für mich bitte nur Kaffee«, sagte Sarah zu dem Ober, der ihre Bestellung aufnahm. Der Wein im Auto hatte sie schon ein bisschen beschwipst gemacht, dabei war es gerade erst zehn Uhr.
»Wisst ihr was, wir nehmen eine Flasche des Haus-Rosé und eine große Kanne Kaffee. Und spanische Omelette für alle?« Piers sah sie alle fragend an. »Gut. Vier spanische Omelette und etwas Brot, bitte.«
Max, der neben Sarah saß, schüttelte lachend den Kopf. »Sind sonst nicht nur Kinder so unersättlich?«
»War er schon immer so?«, fragte Sarah.
»Und ob. Und es gelingt mir erst seit ein paar Jahren, mich nicht mehr dafür zu schämen«, ergänzte er liebevoll, was bei Sarah eine tiefe Sehnsucht nach ihren eigenen Eltern auslöste.
Was würde sie dafür geben, wenn Evelyn und Alan jetzt durch die Tür spaziert kämen! Bestimmt würde der Manager sie bitten, ihr Wohnmobil hinter den Mülltonnen zu parken, wo die illustren Clubmitglieder es nicht sehen konnten.
Nachdem der Kellner die Getränke gebracht hatte, unterhielten Piers und Beth sich angeregt über ihre Lieblingsurlaubsziele, während Sarah und Max einfach nur entspannt dasaßen. Es war so wunderbar unkompliziert.
»Alles okay?«
Max’ Frage riss Sarah in die Gegenwart zurück. »Ja, ich meine, entschuldige, aber ich musste gerade an meine Mum und meinen Dad denken. Ich vermisse die beiden ganz schön.«
Sein Gesicht wurde ernst. »Das tut mir leid«, sagte er leise. Sie brauchte einen Moment, ehe es Klick machte.
»Nein, nein, sie sind nicht tot.« Ein paar Italiener an den Nebentischen starrten interessiert zu ihnen herüber. »Sie sind mit einem Wohnmobil in Südamerika unterwegs. Nur für den Fall, dass du deinen Dad für verrückt hältst: Meine Mutter hat mich beim letzten Mal, als wir telefoniert haben, gefragt, ob sie mir Nippelquasten mitbringen soll.«
Beth und Piers hatten ihre Unterhaltung unterbrochen und starrten sie mit heruntergeklappten Kinnladen an.
»Ups. Manchmal vergesse ich ganz, dass man manche Dinge nicht laut sagen darf«, entschuldigte Sarah sich.
»Ich finde, du solltest noch einen Schluck trinken und uns mehr erzählen.«
Grinsend füllte Piers ihr Glas mit Rosé nach. Sie sollte besser nicht noch mehr trinken. Wirklich nicht. Beth schien auch zu zögern. Wollten sie nicht eigentlich am Nachmittag shoppen gehen? Das würde alles nicht mehr funktionieren, wenn sie jetzt zu viel Alkohol tranken.
Beth fing Sarahs Blick auf. Offenbar dachten sie tatsächlich beide dasselbe. Beth war schließlich diejenige, die die Entscheidung traf. Sie hob ihr Glas in Sarahs Richtung.
»Cheers! Auf dass der Tag, der so bescheiden angefangen hat, doch noch gut werde. Und auf die Männer mit der Limousine!«
Alle stießen an.
Als Sarah ihr Glas abstellte, spürte sie, wie sie
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