Liebe ahoi
Ah, die Jungen! Sie waren immer so anhänglich. Und sie saß hier in der Vista Bar, allein, und weit und breit gab es nicht mal jemanden, mit dem sie zum Zeitvertreib ein bisschen hätte flirten können.
Sie hatten zusammen mit Max in ihrer Kabine gegessen, und dann hatten Piers und Max irgendein italienisches Fußballspiel im Fernsehen angeschaut, und sie war gegangen. Es war eigentlich ein Ausweichmanöver gewesen. Sie wollte nicht, dass Max als Erster verschwand, denn dann hätte Piers sie garantiert mit Liebe und Zuneigung überhäuft und Sex mit ihr haben wollen. Was hatte er noch zu Emily gesagt? Ja, genau: Ich weiß nun endlich, was ich will, und ich hoffe, es ist noch nicht zu spät.
Es war zu spät, aber das würde sie ihm nicht eher sagen, bis sie wieder sicher an Land waren und sie die nötigen Vorkehrungen für die endgültige Trennung treffen konnte. Sie brauchte ein neues Zuhause für sich und David und einen Anwalt, der dafür sorgte, dass beide Scheidungen so schmerzlos wie möglich verliefen.
Zwei sehr große, athletische Männer kamen durch die Tür und warfen ihr anerkennende Blicke zu. Als sie an ihr vorbei zur Bar gingen, hörte sie, dass es Franzosen waren. Seit der Pariser Fashion Week im letzten Jahr hatte sie keinen Franzosen mehr gehabt. Jean Baptiste war ebenso geschickt wie koksabhängig gewesen – eine Kombination, die für lange, energiegeladene Nächte und ruhige Tage gesorgt hatte.
Okay, es reichte jetzt. Sie hatte keine Lust, länger hier rumzusitzen und ein Bild der Verzweiflung abzugeben. Sie nahm ihr BlackBerry aus ihrer Fendi-Clutch und zuckte zusammen, als es plötzlich klingelte. Ein Blick auf das Display sagte ihr, dass es das Büro war. Giles’ Behauptung, er verfüge über übersinnliche Kräfte, die er von seiner Großmutter geerbt habe, schien tatsächlich zu stimmen.
»Darling, du hast meine Gedanken erraten! Was tust du noch so spät im Büro?«
Am anderen Ende herrschte einen Moment Stille. »Mona? Hier ist Guy.«
»Oh, Guy, tut mir leid. Ich dachte, es wäre Giles. Was kann ich für dich tun? Möchtest du David sprechen? Ich kann ihm Bescheid geben, er ruft dich in ein paar Minuten zurück.«
Ja! Das war die Gelegenheit, das kleine Tête-à-Tête zwischen David und Sarah zu unterbrechen und ihm noch einmal klarzumachen, wie unschätzbar wertvoll seine Lieblingsexfrau für ihn war.
»Äh … ja, also, eigentlich wollte ich mit dir sprechen, Mona. Wir haben hier nämlich ein kleines Problemchen.«
»Gott, was ist los? Will Kate Moss mich verklagen, weil ich letzte Woche behauptet habe, sie sähe aus wie eine dürre …«
»Es geht nicht um Kate.«
»Ah.«
»Du kennst diesen Adrian Meadows.«
Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. »Klar. Er ist eines meiner Models.« Wenn ihre Brauen nicht bis zur Erstarrung gebotoxt wären, hätten sie sich jetzt verständnislos zusammengezogen. »Wartet er auf sein Honorar? Ich bin mir eigentlich sicher, dass ich es habe anweisen lassen. Sonst soll Giles doch bitte mal checken …«
Meine Güte, was für eine Farce. Da rief man sie im Urlaub an, nur weil irgendein Idiot in der Buchhaltung geschlafen hatte. Vermutlich waren sie zu sehr damit beschäftigt, alle möglichen Budgets zu kürzen, anstatt ihre Arbeit zu tun.
»Mona, es geht auch nicht um eine ausstehende Honorarzahlung.«
Jetzt fiel ihr plötzlich Guys Ton auf. Er hörte sich an, als wäre jemand gestorben.
»Um was geht es denn dann?«
»Adrian Meadows ist zur Sunday New s gerannt. Hat ihnen eine Story angeboten. Und Fotos. Er behauptet, du hättest als Gegenleistung für seine Jobs Sex mit ihm gehabt. Er beschuldigt dich sexueller Nötigung, Erpressung, Bestechung – verdammt, Mona, das Einzige, was er dir nicht vorwirft, ist, für den Zusammenbruch des Weltfriedens verantwortlich zu sein. Das ist gar nicht gut.«
Das Blut gefror ihr in den Adern, und sie hatte das Gefühl, sich auf den Tisch übergeben zu müssen. Dieses hinterhältige, böse, blutsaugende Miststück! Innerhalb von Sekunden kollidierten eine Million Gedanken in ihrem Kopf, ehe sie sich in eine logische Reihenfolge sortierten.
Das würde sie ruinieren. Es gab genug Menschen, die auf diese Gelegenheit nur gewartet hatten.
Sie würde zum Gespött des ganzen Verlags werden. Ihre Karriere, alles, wofür sie gearbeitet hatte, würde dahin sein.
Niemand würde ihr je wieder einen Job geben.
Ein Leben voller Arbeit, Ansehen und Begabung würde zerstört sein wegen dieses kleinen
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