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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denke nur an das Väterchen Babukin, dieses Fossil aus einer Zeit, die bereits in den Sagen erzählt wird … und er lebte immer noch, ritt auf seinem Gäulchen, als sei er in den Sattel geklebt, und riß das Maul auf wie ein aktiver Feldwebel. Aber man kann sich sein Schicksal nicht aussuchen, und es ist ein guter Tod, zu sterben, damit das eigene Kind leben kann.
    Die Tür des Kellers schwang auf. Major Tumow erschien, eine Zigarette in den Mundwinkeln. Er schwankte etwas, und mit ihm zog eine Wolke von Wodkaduft in die Betongruft. Hinter ihm kam eine Gestalt in den Raum, die Kolzow mit zusammengepreßten Zähnen betrachtete. Ein riesiger Mongole war's, mit langen, pendelnden Armen, Beinen wie Säulen und Händen, als seien sie unter eine Straßenwalze geraten. Er trug eine Art Arbeitsanzug, aber nicht blau, wie üblich, sondern rostrot, und um den Bauch zog sich ein breiter Ledergürtel. Der Koloß blieb an der Tür stehen, nachdem er sie zugedrückt hatte, und grinste Kolzow breit und schreckenerregend an. Tumow schwankte an Kolzow vorbei und lehnte sich an die Wand. Er haßte diese Stunden, er konnte sie nur ertragen mit einem Gewissen, das im Alkohol schwamm. Vierhundert Gramm Wodka brauchte er, um die Qualen seiner Opfer mit anzusehen. Das wußte niemand außer dem Mongolen, und der schwieg. Auch der Verhörte sah es, aber es hatte noch keinen gegeben, der später von diesem Erlebnis berichten konnte.
    »Dimitri Grigorjewitsch –«, sagte Tumow mit trunkener Stimme. Er hob den rechten Arm und streckte ihn nach Kolzow aus. »Denken Sie an Evtimia, denken Sie an Njuscha, Ihr Täubchen! Und denken Sie daran, daß wir den gleichen Vaternamen besitzen. Ich beschwöre Sie noch einmal: Sagen Sie die Wahrheit.«
    »Sie wissen alles, Major«, sagte Kolzow mit ruhiger Stimme.
    Tumow winkte stumm. Der Mongole riß Kolzow vom Bock, drehte ihn herum, warf ihn nach vorn über das Gerüst, drückte seinen Körper nieder, schnallte Arme und Beine mit den Lederriemen fest und zog dann dem Gefesselten die Hose herunter. Mit nacktem Hinterteil lag Kolzow über dem Bock, sein Kopf hing frei herunter, und er spürte, wie ihm das Blut in die Schläfen schoß, sich sein Hirn vollsaugte und unter seiner Schädeldecke ein helles Summen anhob.
    »Dimitri Grigorjewitsch –« lallte Tumow noch einmal. Kolzow antwortete nicht mehr. Er starrte auf den Betonboden unter sich. Ich will tapfer sein, dachte er … ich bin tapfer … ich bin ein alter Kosak … Feldwebel im ruhmreichen Regiment von Woronesch … ich – bin – tapfer – tapfer –
    Die ersten Schläge waren unerträglich. Womit sie ausgeführt wurden, konnte Kolzow nicht sehen, aber er meinte, man zöge glühende Eisen durch seinen Unterleib. Dann wurde der Schmerz so groß, daß er gar kein Schmerz mehr war … Blut rann Kolzow aus dem Mund, aber nicht, weil er innerlich verletzt war, sondern weil er sich die Lippen aufgebissen hatte und zwei Zähne abgebrochen waren, so wild preßte er sie aufeinander … aber dann brüllte er doch auf, bäumte sich in den Lederriemen, und Tumow wandte sich ab, drückte das Gesicht an die Wand und hielt sich die Ohren zu.
    Eine Pause. Bei allen Heiligen … eine Pause! Gönnt mir eine Sekunde Ruhe, Freunde –
    Der Mongole trat zurück. Kolzow stöhnte gräßlich und öffnete weit den Mund.
    »Dimitri Grigorjewitsch –«, sagte Tumow und starrte weiter gegen die Betonwand. »Sagen Sie es mir: Wo ist Jelena Antonowna?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Kolzow. Er betrachtete sein Blut, wie es tropfenweise auf den Boden fiel und dort zu einer Lache wurde.
    Tumow hob die Schultern und schwankte aus dem Keller.
    Dimitri Grigorjewitsch Kolzow starb zehn Minuten später. Er starb nicht an den Schlägen … sein Herz zerbrach einfach vor dieser Springflut von Schmerz. Es setzte aus in dem Augenblick, in dem Kolzow verwundert spürte: Es gibt gar keine Schmerzen mehr.
    Mit dieser Verzauberung starb er … mit der Verzauberung des Todes, die alles Irdische aufhebt.
    »Man soll ihn in die Anatomie bringen«, befahl Tumow später, als man ihm den Tod Kolzows meldete. »Dort kann er noch etwas für sein Vaterland tun, wenn die Studenten an seiner Leiche lernen …«
    Dann schloß er sich in sein Zimmer ein und betrank sich bis zur Bewußtlosigkeit.
    Es wurde immer schwerer, ein starker Mann zu sein.

Z WEIUNDZWANZIGSTES K APITEL
    In Perjekopsskaja flog die Nachricht wie ein Herbststurm durch die Häuser: Der Major aus Moskau ist wieder da.
    Und

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