Liebe auf Arabisch
Rückflugs im Flugzeug um.
Mein Kollege Fouad machte sich darüber lustig:
»Es ist ein Wunder! Man könnte meinen, dass Gott sie zu sich ruft und verwandelt wieder zurückschickt.«
Das Flugpersonal der ganzen Welt weiß, dass die jungen arabischen Frauen das Flugzeug verschleiert betreten und mit unbedecktem Kopf an europäischen Flughäfen von Bord gehen. Auf dem Rückflug, kurz vor der Landung, gleitet die Abaja über den Minirock oder das hautenge Kleid, verdeckt der Niqab wieder das Gesicht und die Passagierin, die es in Sachen Modernität zwei Minuten zuvor noch mit jedem Mädchen aus der Pariser Vorstadt aufgenommen hätte, verwandelt sich wieder in einen schwarzen Schatten. Dies ist, neben dem Pass, die Einreisebedingung für Saudi-Arabien. Auch ich verwandle
mich nach der Landung. Ich bin nicht verpflichtet, den Hidschab zu tragen, der den gesamten Körper bedeckt, ein einfaches Kopftuch genügt, um die Haare zu verschleiern. Manchmal reichen sogar die Mütze meiner Uniform und ein Halstuch.
Bei meiner nächsten Runde durch die Sitzreihen wollte ich mich noch einmal bei der Passagierin entschuldigen. Sie warf mir einen komplizenhaften Blick zu.
»Sie sind Marokkanerin?«
»Ja, Lella. Zu Ihren Diensten.«
»Marokkanerinnen sind grandios«, sagte sie, bevor sie fragte:
»Sie haben nicht zufällig eine Zeitschrift für mich? Ich habe immer so große Angst vor der Landung, ich brauche Ablenkung.«
Ich brachte ihr eine Ausgabe von Sayyidati.
»Haben Sie keine Paris Match?«
Ich wusste nicht, dass Saudi-Araberinnen Französisch lesen. Sie dankte mir mit ihrem breiten Lächeln. Über die ganze Geschichte hatte ich einen anderen Gast vernachlässigt, der ebenfalls um Lektürestoff gebeten hatte.
»Machen Sie schon Feierabend oder was? Sie sollten mir eine Zeitung bringen, also hopp!«
Ein Jahr zuvor wäre ich bei einem so unhöflichen Tonfall noch in Tränen ausgebrochen. Inzwischen bin ich den Befehlston der Herren aus dem Königreich gewohnt, auch wenn mein Gesicht noch immer von Zeit zu Zeit mein Missfallen verrät. Just in diesem Augenblick zog mich die Dame mit sanfter Hand näher zu sich und flüsterte:
»Männer können so unglaublich arrogant sein! Machen Sie sich nichts draus. Nicht alle Araber sind so. Hier«, sagte sie, bevor sie ihren Schleier wieder senkte,
um das Flugzeug zu verlassen, »das ist meine Handynummer. Rufen Sie mich an, wann immer Ihnen danach ist.«
Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Während andere Stewardessen sich nach Dienstschluss auf einen Fernsehabend im Bett freuten, telefonierte ich an freien Tagen regelmäßig mit Joumana. Sie schickte mir einen Chauffeur vorbei und wir fuhren in das schicke El-Hamra-Viertel, wo sie wohnte. Manchmal begegnete mir der Blick von einem der Männer, die zur Arbeit gingen oder in die Moschee, und sofort senkte ich die Augen.
Ich wusste, dass die Frau des Staatssekretärs ihre Bediensteten auf Trab hielt. Seit dem frühen Morgen mussten sie bohnern, Teppiche ausklopfen, das Tafelsilber polieren oder sich am Herd abrackern. Während in der ganzen Welt Frauen zur Arbeit gingen, widmete sich die Mehrheit der Araberinnen der einzigen alltäglichen Aufgabe, die ihnen übrig blieb: einen immer gleichen Tagesablauf zu reproduzieren und ihn so angenehm wie möglich zu gestalten. Schon bald war ich stolz, immerhin dazu beizutragen.
Eine Viertelstunde später kam ich bei Joumana an und blieb, bis es dunkel wurde, allerdings nicht ohne der Hausherrin zu versprechen, beim nächsten Mal über Nacht zu bleiben:
»Weißt du, eine Frau ganz allein in einer Wohnung, das gehört sich einfach nicht!« Farah und Soha insistierten: »Erzähl du uns, was in der Welt vor sich geht, die du das Glück hast, ständig unterwegs zu sein! Du bist in jedem Fall ehrlicher als das Fernsehen!«
Jedes Mal, wenn ich bei Joumana über die Schwelle trat, hatte ich das Gefühl, in einem ägyptischen Film mitzuspielen: kilometerlange Teppiche, Treppen mit vergoldetem Geländer, riesige geöffnete Fenster, die den Blick
freigaben auf einen Garten voller Pavillons und Kuppeln, der mich wieder und wieder ins Staunen versetzte. Ich dachte an die Paläste, die hoch über Tanger oder Casa thronten und an denen die Bewohner unserer Vorstädte mit geducktem Kopf und krummem Rücken vorbeischlichen. Die meisten davon gehören arabischen Prinzen. Einige meiner Freundinnen haben es einmal dorthinein geschafft, doch jeder kennt den Preis, den sie dafür zahlen. Tatsächlich wird
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