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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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ist das nur für ein Leben, in dem du nicht Auto
fahren darfst, nicht arbeiten, nicht reisen ohne einen Kerl, der dir auf Schritt und Tritt folgt, und in dem du ohne die Erlaubnis deiner Familie noch nicht einmal medizinisch versorgt wirst? Du kannst mitten auf der Straße krepieren, niemand hilft dir, solange es kein Mann aus deiner Familie angeordnet hat.«
    »Trotzdem«, protestiert Salma, »du verlangst Unmögliches von deinem Ehemann. Eines Tages wirst du von ihm fordern, bei seiner Majestät dem König um die Fahrerlaubnis für Frauen zu bitten. Oder darum, dass sie ohne einen Mahram nach Mekka pilgern dürfen. Du merkst überhaupt nicht, wie unvorsichtig du bist!«
    Für gewöhnlich brachten Joumana solche Kommentare dazu, gegen ihre Freundinnen zu wettern:
    »Sie machen uns vor der gesamten Welt lächerlich! Sie fahren amerikanische Autos und haben ihre Weltanschauung aus dem Mittelalter. Sie steigen für ihre ach so wichtigen Geschäfte in den Flieger und haben nichts anderes im Sinn, als möglichst viele junge Mädchen zu vögeln. Die sammeln sie wie Trophäen in einem Wettkampf. Anstatt ihr Geld in die Bildung ihrer Töchter zu stecken, lassen sie es lieber in den Casinos oder stopfen es russischen und polnischen Nutten in den BH. Sind das eure Muslime, hm? Und dann halten sie sich noch eine Herde Frauen, die nicht für sich selbst entscheiden dürfen, nicht wählen, nicht arbeiten, nicht einen Schritt ohne Wachmann machen können. Kennt ihr das Volk, das Nein zu seinen Frauen sagt? Es ist das unsere!«
    »Hör auf, dich zu beschweren und geh nicht so hart mit unseren Männern ins Gericht«, erwidert Soha. »Sie sind doch nur um unser Wohl besorgt. Sie wollen nicht, dass wir arbeiten, weil sie Angst um unsere Gesundheit haben und weil sie sich besser damit auskennen. Sie wollen,
dass wir den Schleier tragen, damit er unsere Würde bewahrt und man uns auf der Straße in Ruhe lässt. Und außerdem verwöhnen sie uns, lesen uns jeden Wunsch von den Augen ab …«
    »Ja, da hast du Recht, sie kaufen uns die Schleier, die wir haben möchten und die Handys, die wir wollen und die Dienstmädchen, die wir wollen! Eigentlich könnten sie uns auch gleich ein paar hübsche mit Strass verzierte Hundeleinen kaufen und uns damit Gassi führen!«
    »Das ist nicht ihre Schuld, so steht es im Koran.«
    »Hör doch auf, jedes Mal zu behaupten, das stünde im Koran, Salma. Das tut es nämlich nicht. Das behaupten die Männer doch immer nur, damit sie tun und lassen können, was sie wollen. Und selbst wenn! Die Zeiten ändern sich, wir werden nicht in unseren Gefängnissen verrecken und akzeptieren, dass wir wie niedere Geschöpfe behandelt werden, von Ehemännern, denen wir gehorchen müssen, auch wenn sie dumm und blind sind. Sie behaupten, sie könnten mit uns machen, was sie wollen, nur weil sie Männer sind, tfouh!«
    Mit dem Kopf signalisierte ich, dass ich ihrer Meinung war. Doch ich hütete mich, offen Partei zu ergreifen, denn das wäre einem Urteil über ihr Land gleichgekommen.

Die Sache mit den Dienstmädchen
    Ab und an fuhren wir in die Stadt. Wir aßen im Family Corner zu Mittag, einem speziell für Familien geeigneten Restaurant, in dem man in einer mit Vorhängen verschlossenen Ecke saß und mit einer Klingel den Kellner rief, der einem nicht direkt ins Gesicht sah. Bei Joumana war es einfach gemütlicher. Allerdings war ich erstaunt darüber, bei ihr so gut wie nie anderen Frauen als ihren engsten Vertrauten zu begegnen. Wollte sie unsere Freundschaft aus Selbstsucht auf ihren engsten Freundeskreis beschränken oder war ihr die Geheimhaltung von anderer Stelle befohlen worden? War ich ihr Geheimnis, das sie nur mit Farah, Soha und Salma teilte, nicht aber mit ihrer Umgebung, und lud sie mich deshalb nie zu Familienfesten ein?
    Ich muss zugeben, dass es seinen Reiz hatte, sich in einer männerfreien Zone zu bewegen. Selbst die kleinen Jungen, auf die von morgens bis abends ein Kindermädchen aufpasste, durften ihre Mama nicht begleiten. Wenn es in Marokko vorkommt, dass wir Frauen einmal ungestört reden wollen, gibt es immer irgendeinen Cousin, der uns dazwischenquasselt, oder ein Kollege kreuzt unseren Weg, ein Chef beäugt uns, ein Ehemann ärgert die Freundinnen seiner Frau, ein Bruder motzt uns an, oder ein Händler versucht penetrant, uns seinen Schund anzudrehen, eher, um zu glotzen als an uns zu verdienen. Kurz gesagt: In Marokko ist der Raum der Frau schon seit Urzeiten kein Heiligtum mehr.

    Ich

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