Liebe auf Arabisch
brauchte daher etwas Zeit, um mich an diese speziell saudische Lebensform zu gewöhnen und dachte wiederholt: In Saudi-Arabien vergisst du glatt, dass Männer überhaupt existieren!
In den fünf Jahren, die ich hauptsächlich dort verbrachte, vermied ich es, mich mit männlichen Arabern anzufreunden. Egal, ob es sich um Kollegen oder Passagiere handelte, sobald ich das Flugzeug verließ, richtete ich nicht mehr das Wort an sie, denn ich kannte die Bestrafungen nur zu gut, die so etwas häufig nach sich zog.
Im ewig währenden Ballett der Bediensteten saßen wir und plauderten stundenlang, bis die Hausherrin den Bediensteten am Eingang des Salons ein Zeichen gab. Am Anfang beobachtete ich mehr, als dass ich sprach. Ich spürte, dass meine Gastgeberinnen gewisse Momente der Reserviertheit mir gegenüber hatten, in denen sie still wurden, als gäbe es eine unsichtbare Grenze, die ich nicht überschreiten durfte.
Sie wechselten dann das Thema und sprachen entweder über die Essenszubereitung oder, was noch häufiger geschah, über die Dienstmädchen, ein Thema, das in ihren Kreisen so normal und alltäglich war wie in anderen Ländern Gespräche über das Wetter.
Nie hatte ich so viel über Bedienstete gehört, obwohl ich diese Gespräche natürlich auch in marokkanischer Ausprägung kannte. Auch in meinem Land hatten die mehr oder weniger Reichen häufig Bedienstete, ob in der Stadt oder auf dem Land. Auch hier beklauten und beleidigten die Dienstmädchen ihre Arbeitgeber, warfen sich dem Ehemann an den Hals oder gaben seinen Avancen nach, freiwillig oder erzwungenermaßen, wurden schwanger und vor die Tür gesetzt. Meine wohlhabenden Bekannten haben die leidige Angewohnheit, ganze
Abende lang über ihre Dienstmädchen zu reden, die sich angeblich immer schon an ihrer Stelle sehen und sich so anziehen und schminken wollen wie ihre Herrinnen. Es gibt natürlich auch die Rebellinnen, die es vorziehen, jahrelang in der Fabrik oder bei der Weinernte zu schuften, statt als Mädchen für alles zu enden. Schwierig, so einen Ehemann zu finden. Dies ist ein häufiger Streitpunkt zwischen meiner Schwester Sana, die sich auf die Seite der Dienstmädchen schlägt, ihrer Schwiegermutter, die für die Angestellten nur Verachtung übrig hat und Nora, die sich darüber aufregt:
Sana: »Ich kann diese Frauen verstehen, immerhin können sie ausgehen, sich ihre Tasche schnappen und in die Stadt fahren, sie sind frei, weil sie es so wollen.«
Die Schwiegermutter: »Nur, dass sie dafür nicht bezahlt werden.«
Nora: »Aber indem sie das Haus verlassen, haben sie die Möglichkeit, Männer kennenzulernen und ihren zukünftigen Ehemann zu finden. Nicht umsonst nehmen sie gerne die öffentlichen Verkehrsmittel. Der Bus, das ist ihre Chance.«
Sana: »Das ist doch ganz normal, sie müssen schließlich auch einmal heiraten.«
Die Schwiegermutter: »Es gab Zeiten, da hat ein Dienstmädchen sein ganzes Leben in ein und demselben Haushalt verbracht, von der Geburt bis zum Tod. Sie hatte nur die eine Berufung, nämlich ihren Herren zu dienen.«
Sana: »Liebe Schwiegermama, die Sklaverei wurde abgeschafft. «
Bei Joumana waren es die gleichen Gespräche hoch zehn. Das kommt ganz einfach daher, dass die saudischen Frauen nicht eine oder zwei Hausangestellte haben, sondern
eine ganze Schar junger Frauen aller Nationalitäten, sie kommen von den Philippinen, aus dem Sudan, aus Eritrea oder Ägypten. Fügen Sie dem noch sklavenähnliche Lebensumstände hinzu und Sie haben ein typisches arabisches Gespräch über Dienstmädchen.
Sehr schnell hörte ich die Geschichte von Safié. Als ich einmal etwas zu früh bei Joumana eintraf, wurde ich im Salon von einer jungen Frau angekündigt, die besser Englisch sprach als ich selbst. Ich unterhielt mich kurz mit ihr, obwohl ich natürlich wusste, dass es in den arabischen Familien der Oberschicht alles andere als üblich war, sich dazu herabzulassen, mit dem Personal zu sprechen.
Safié stammte von den Philippinen, wo sie ihre Eltern, ihren gelähmten Ehemann und vier Kinder zurückgelassen hatte, für die sie nun verantwortlich war. Sie war mit einem Konvoi von Frauen hierhergekommen, die alle Arbeit suchten. Ihrem Kafil, dem Mann, der ihren Aufenthalt arrangierte, musste sie jeden Monat zweihundert Rial zahlen. Es kam mir so vor, als würden Menschen wie Safié wie unmündige Kinder behandelt, ganz so, wie früher die Dhimma behandelt wurden, Nichtmuslime auf arabischem Boden, die man für schwach
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