Liebe auf Arabisch
Marokkaner seien geldgierig. Nach ein paar vorsichtigen Andeutungen stellte sich jedoch heraus, dass diese Idee für sie unglaublich reizvoll war. Die Informationen würden ihnen nicht nur brühwarm aufgetischt, sondern obendrein auch noch von einem Mann. Anders gesagt wäre ich nur noch die Mittelsfrau, sie würden wissen, dass der wahre Autor Fouad war, sie würden ihm aus der Ferne lauschen, sie würden unerlaubterweise den heißesten Geschichten aus dem Mund eines ausländischen Mannes lauschen.
Was für eine Vorstellung!
Sex-Reporter
Nun war Fouad also nicht nur ein befreundeter Kollege, sondern auch ein Sex-Reporter, der mir alle möglichen Geheimnisse seiner männlichen Bekannten anvertraute. Im Bett einer Schönheit, am Strand oder in einer Bar brachte er sein Gegenüber zum Reden und kam wie ein Maultier mit bizarren Geschichten beladen zurück, die mir ein ums andere Mal bestätigten, dass überall in der Welt, aber besonders auf muslimischem Boden, Männer und Frauen ihre Zeit damit verbrachten, sich für das andere Geschlecht zu interessieren, während sie gleichzeitig so taten, als wäre es nicht so.
»Du weißt genau, dass Araber schwanzgesteuert sind!«, sagte Fouad. »Wenn du diese Typen siehst, die ihre Frauen verhüllen, ihre Töchter zwingen, Jungfrau zu bleiben und sie zur Angst vor Sex erziehen, bekommst du den Eindruck, dass sie sich keinen Deut für Frauen interessieren und deshalb so wenig Zeit mit ihnen verbringen. Sie gucken jedem Arsch hinterher und denken an nichts anderes.«
Als eifersüchtige Frau platzte Soha heraus:
»Genau deshalb will Gott, dass man die Frauen einsperrt. Er weiß genau, mit wem Er es zu tun hat. Es ist Sein Wille, die Geschlechter zu trennen, sonst ginge es hier drunter und drüber! Wie die Tiere würden sie es Tag und Nacht miteinander treiben.«
»Sex, Sex, Sex, von Indien bis Andalusien haben sie nichts anderes im Kopf«, bekräftigte Joumana.
Ihr erzählte ich auch, dass Fouad behauptet hatte, dass Araber sogar noch fixierter darauf wären. Ärgerlich raufte sie sich die Haare und antwortete:
»Ich denke nicht, dass sie besser oder schlechter als andere sind. Sie leben ihre Lust nur auf ganz eigene Weise aus. Durch die Geschlechtertrennung staut sich bei ihnen so viel Frust an, dass sie, sobald sie sich in Sicherheit wiegen, eine Ziege nicht von einer Frau unterscheiden können!«
Von dem Verbotenen, das die Lust schürte und die Libido köcheln ließ, wollte Joumana nichts wissen. Sie war sogar der Meinung, dass die Länder, in denen die Frauen auch begehrt wurden, wenn sie spärlich bekleidet waren, ganz besonders bewundernswert seien. Dort gab es beispielsweise die Möglichkeit, die Kunst des Liebens zu perfektionieren und im Bett der Kreativität freien Lauf zu lassen.
Auf Farahs Drängen hin fragte ich Fouad nach den Praktiken der saudischen Männer. Auch bat ich ihn, die Bekenntnisse des Piloten Abderrahman aufzuzeichnen. Ich wusste genau, dass sich Abderrahman, ohne mit der Wimper zu zucken, Fouad ganz selbstverständlich anvertrauen würde, einem Mann, der obendrein noch Ausländer war, genau wie die saudischen Frauen ihr Privatleben vor mir entblättert hatten. Abderrahman war um die vierzig, stolz und gut gebaut, hatte helle Haut und große Augen, in denen jedes Mal Verlangen aufblitzte, wenn der Schatten einer Frau vorüberlief. In der Stadt sah man ihn in tadellos gebügelter weißer Robe mit einer auffallenden Guttura, gehalten von einem Iglal aus schwarzem Ziegenleder. Genauso konnte er im westlichen Dreiteiler und passender Krawatte ausgehen, mit Pomade im Haar und eiligen Schrittes, wie es gerade modern ist. Kurz gesagt
gehört er zum Elegantesten, was man unter saudischem Flugpersonal finden wird.
Als Sohn eines namhaften Unterwäscheherstellers war er in den Geschäften seines Vaters groß geworden, wo er Seiden-BHs betastet und mit den elastischen Gummis der Höschen gespielt hatte. Er hätte genauso gut schwul werden können, stattdessen wurde er zum Spezialisten für das schöne Geschlecht. Zu einem Herzensbrecher, der, nachdem er festgestellt hatte, dass ich ihm nicht ins Netz gehen würde, Fouad alles über sein Jagdschema erzählte.
»Ich suche mir die Frauen nach der Farbe ihrer Schuhe aus. Ich stecke ihnen meine Handynummer zu. In der Regel rufen sie an. Wir verabreden uns und treffen uns an einem geheimen Ort. Wenn mal Flaute herrscht, gehe ich in gewisse Etablissements, die gesetzlich verboten sind, deren Adressen
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